Immer wieder gelingen dem VfB kurz vor Schluss entscheidende Tore vor der eigenen Fankurve. Welchen Einfluss hat der Anhang auf die Spielweise und das Ergebnis? Die Stuttgarter Spieler und Verantwortlichen äußern sich.
Dass es im Profifußball einen Heimvorteil gibt, ist ziemlich unstrittig. Mit den eigenen Fans im Rücken werden in wichtigen Phasen nochmals Energien freigesetzt, Kräfte mobilisiert und oft auch Tore erzielt. Das lässt sich durch Zahlen untermauern: In dieser Saison holten die 18 Bundesliga-Mannschaften bis dato zuhause im Schnitt 1,6 Punkte pro Spiel – auswärts dagegen nur 1,1.
Der VfB Stuttgart bildet hier keine Ausnahme. Im Gegenteil, der Heimvorteil tritt sogar besonders deutlich zu Tage. In der Mercedes-Benz-Arena holte das Team in dieser Saison bislang mehr als doppelt so viele Punkte (19) wie in fremden Stadien. Es gibt aber noch eine zweite Auffälligkeit: Gleich vier Mal in dieser Spielzeit gelang vor heimischem Publikum ein entscheidender Treffer kurz vor Schluss, als der VfB auf die eigene Fankurve zuspielte.
Immer wieder trifft der VfB in der Nachspielzeit vor der Cannstatter Kurve
Gegen den FC Augsburg (2:1) traf Waldemar Anton (90.+1) vor der Cannstatter Kurve, gegen Hertha BSC (2:1) Konstantinos Mavropanos (90.+8), gegen Borussia Dortmund (3:3) Silas Katompa (90.+7) und zuletzt gegen Borussia Mönchengladbach (2:1) Tanguy Coulibaly (83.). Dass es sich dabei um keine Ausnahme in dieser Spielzeit handelt, zeigt der Blick zurück. Zum letzten Spieltag der Vorsaison, als Wataru Endo mit seinem zur Berühmtheit gewordenen Tor in der Nachspielzeit gegen den 1. FC Köln (2:1) das gesamte Stadion in Ekstase versetzte.
Die VfB-Profis sehen in dieser Häufung keinen Zufall. „Mit den Fans im Rücken sind wir immer für ein Tor gut, vor allem hier zuhause“, sagt Verteidiger Waldemar Anton. Dieser Glaube habe sich mittlerweile innerhalb des Teams verfestigt: „Wir wissen, dass wir hier was reißen können, in jeder Situation.“
Wohlgemuth: „Die Fans sind nicht wegzudenken und ein ganz wichtiger Faktor“
Auch der Stuttgarter Sportdirektor sieht eine besondere Wucht in Bad Cannstatt, die so beileibe nicht überall anzutreffen sei: „Ich war ja schon in vielen Fußballstadien unterwegs“, sagt Fabian Wohlgemuth, „aber es ist schon unglaublich, was unsere Fans für den Verein leisten. Sie sind nicht wegzudenken und ein ganz wichtiger Faktor.“
Wie genau? Wohlgemuth ist überzeugt, dass die Unterstützung direkten Einfluss auf das VfB-Spiel hat. In erster Linie, um der immer mal wieder schwankenden Mannschaft durch komplizierte Phasen zu helfen und sie zu emotionalisieren. „Die Fans sind ein wichtiger Teil für unsere Spielweise, die nicht immer von Leistungskonstanz geprägt war“, sagt der Sportdirektor. Das sei vor allem in der Schlussphase bedeutend: „Für eine finale Stabilität bis zum Schluss können sie schon sehr wichtig sein.“
Auch am Mittwoch (20.45 Uhr/ARD) im DFB-Pokal gegen Eintracht Frankfurt? Wohlgemuth hat da schon ein bestimmtes Szenario im Blick. „Wenn uns die Fans nach vorne peitschen und wir in der 119. Minute noch den letzten Sprint ansetzen müssen, kann das schon von Vorteil sein.“ Ob es im Halbfinale tatsächlich in die Verlängerung geht, wird sich erst am Mittwochabend weisen. Sicher ist: Auf die Unterstützung des Anhangs kann der VfB erneut zählen, die Arena ist ausverkauft.