Takuma Asano pendelt beim VfB aktuell zwischen Reservebank und Tribüne. Foto: Baumann

Takuma Asano, Berkay Özcan, Dzenis Burnic, Jacob Bruun Larsen und Anastasios Donis – gerade viele junge Spieler sind beim VfB die Verlierer des Aufschwungs unter dem Trainer Tayfun Korkut.

Stuttgart - Immerhin haben die Arsenal-Leihgabe Takuma Asano und sein vermeintlicher neuer Chef bei den Gunners, der zumindest für den „Kicker“ bereits designierte Arsène-Wenger-Nachfolger Thomas Tuchel, jetzt etwas gemeinsam. Denn wie Tuchel, der als Libero in den frühen Neunziger Jahren auf acht Einsätze für die Stuttgarter Kickers kam, hat nun auch Asano Bekanntschaft mit dem Fußballerdasein auf Degerlochs Höhen gemacht.

Im Gazi-Stadion unter dem Fernsehturm war der „Jaguar“ aus Fernost am Freitagabend im Trikot des VfB II unterwegs – und hatte bei der 2:4-Niederlage des Viertligisten gegen Astoria Walldorf immerhin ein Erfolgserlebnis: Mit einem abgefälschten Rechtsschuss von der Strafraumkante gelang dem 23-jährigen Offensivspieler der Treffer zum 2:1-Zwischenstand. Doch Spiele vor 315 Zuschauern sind gewiss nicht das, was sich der japanische Nationalspieler in Stuttgart erträumt hat.

Tayfun Korkut setzt auf eine eingespielte Stammelf

Es ist also keine Frage: Lief es schon vorher nicht gerade berauschend, so hat die Karriere des Takuma Asano beim VfB ein neues Tief erreicht, seit Tayfun Korkut beim Aufsteiger die Regie auf dem Cheftrainerposten übernommen hat. Dabei befindet sich der bis zum Saisonende ausgeliehene Offensivmann, für den man im Premier-League-Kader der Londoner von Juli an kaum Verwendung haben dürfte, in bester Gesellschaft. Denn der Club der Abgehängten ist beim VfB ziemlich groß geworden seit Korkut mit seiner Personalpolitik der ruhigen Hand Woche für Woche fast derselben Elf vertraut – und damit in den zurück liegenden sieben Spielen vor der Heimpartie am Karsamstag (15.30 Uhr) gegen den gebeutelten Hamburger SV zu einem Erfolgslauf von fünf Siegen und zwei Unentschieden ansetzte.

„Ich muss niemandem bei Laune halten“, sagt Tayfun Korkut trotz des Umstandes, dass neben Asano auch das Quartett Anastasios Donis, Berkay Özcan, Dzenis Burnic und Jacub Bruun Larsen gar nicht oder so gut wie gar nicht gespielt hat, seit der Talentförderer Hannes Wolf Ende Januar ersetzt wurde. Bei Orel Mangala und Chadrac Akolo, dem mit vier Treffern so gut in die Bundesligasaison gestarteten Neuzugang vom FC Sion, liegen die Dinge nur unwesentlich besser. Immerhin dürfen sie sich mit dem Umstand trösten, unter Korkut die Einwechselspieler der ersten Wahl zu sein. „Das ist Profifußball“, sagt der 43-Jährige Cheftrainer: „Jeder weiß, um was es geht. Da muss man auch mal schlucken – und trotzdem dran bleiben.“

Während Asano schon länger um den Anschluss ringt und sich bereits in der Winterpause ernsthaft mit dem Gedanken trug, den VfB zu verlassen, ist die neue Erfolgskonstellation unter der Devise „Erfahrung first“ für Berkay Özcan besonders bitter. Noch Anfang Dezember brandete auf der VfB-Mitgliederversammlung Beifall auf, als die Vertragsverlängerung mit dem offensiven Mittelfeldspieler bis 2021 bekannt gegeben wurde. Unter Korkut, der wie Özcan türkische Wurzeln besitzt, hat der 20-Jährige lediglich eine Minute beim 1:0-Auswärtssieg in Augsburg gespielt – und verstärkte wie Asano und Mangala am vergangenen Freitag die zweite Mannschaft.

Badstuber begrüßt die Strategie seines Trainers

„Für die, die im Moment nicht spielen, ist es bitter“, sagt Holger Badstuber, der aber durchaus ein Befürworter der Herangehensweise von Korkut ist: „Für die anderen ist es gut und wichtig, sich auf dem Platz aneinander zu gewöhnen und vertrauen zu gewinnen“, ergänzt der Ex-Nationalspieler, der zuletzt stets dabei war und dabei entweder im defensiven Mittelfeld oder als Innenverteidiger auflief.

Tatsächlich ist es kein Geheimnis, dass es vor allem die Altgedienten im Kader waren, die in der Endphase der Ära Hannes Wolf Probleme mit dem Jugendstil des jungen Trainers hatten. So ließ Wolf quasi in einem Akt der Verzweiflung von seinem Stammclub Borussia Dortmund Jacob Bruun Larsen ausleihen. Kurz nachdem das Talent aus Dänemark in seinem ersten Bundesligaspiel beim 0:2 gegen den FC Schalke in der Startelf gestanden hatte und nach 45 Minuten überfordert wieder runter musste, war es um den Trainer Wolf dann geschehen.

„Ich mache da keinen Unterschied. Es sind alles VfB-Spieler“, sagt Tayfun Korkut zu dem Umstand, dass Bruun Larsen und Dzenis Burnic aus Dortmund nur ausgeliehen sind und den VfB wie Takuma Asano zum Saisonende verlassen werden. Während das Talent von Anastasios Donis unstrittig ist – und es bei ihm auch eine Einstellungsfrage ist, ob er seine PS auf den Rasen bringt, setzt der VfB weiter auf Berkay Özcan und Orel Mangala, deren Entwicklung hin zu vollwertigen Bundesligaprofis aber weitergehen muss. Chadrac Akolo darf derweil hoffen, schon kurzfristig wieder mehr spielen zu dürfen. „Er kommt langsam“, sagt Korkut, ehe er ergänzt: „Grundsätzlich ist jeder selbst für sich verantwortlich.“