Der VfB will wieder zu einer festen Größe in der ersten Bundesliga werden. Foto: Pressefoto Baumann

Von Liga zwei zur Fahrstuhlmannschaft. Nicht immer läuft es nach dem Aufstieg rund, wie es der 1. FC Köln einst bewiesen hat. Doch der VfB Stuttgart will an diesem Sonntag mit einem Sieg in Hannover möglichst vorzeitig aufsteigen – und sich danach in Liga eins wieder langfristig etablieren.

Stuttgart - Ein Sieg bei Hannover 96 am Sonntag (15.30 Uhr), und der VfB Stuttgart wäre bereits einen Spieltag vor Saisonschluss nach nur einer Saison in der zweiten Liga wieder erstklassig. Damit hätten sich die Stuttgarter schneller erholt von ihrer Stunde null, vom zweiten Abstieg der Clubgeschichte, als bei ihrer ersten Talfahrt anno 1975. Vor 40 Jahren, im Sommer 1977, ging es erst nach zwei Jahren zweite Liga wieder zurück ins Bundesliga-Oberhaus. Dafür feierten Helmut Roleder, Karlheinz Förster und ihr Kapitän Hermann Ohlicher lediglich sieben Jahre später die erste deutsche Meisterschaft des VfB seit Gründung der Bundesliga.

Ob das eine Jahr zweite Liga für den VfB im Falle des sofortigen Wiederaufstiegs wieder nur als kleinerer Betriebsunfall endet, bleibt abzuwarten. Verabschieden die Mitglieder des Vereins für Bewegungsspiele auf der Versammlung am 1. Juni die Ausgliederung der Profiabteilung, wofür eine Dreiviertelmehrheit von Nöten ist, wäre die finanzielle Grundlage für einen Neustart geschaffen. Doch garantiert viel frisches Kapital – allein die Daimler AG winkt mit einer Finanzspritze von 41,5 Millionen Euro für 11,75 Prozent der Anteile - auch nachhaltigen Erfolg?

Klar ist, dass es in den vergangenen 20 Jahren nach dem „Wunder von Kaiserslautern“, als der 1. FCK unter dem Trainer Otto Rehhagel 1998 als Aufsteiger gleich Meister wurde, nur dem SC Freiburg in dieser Erstligasaison sowie Eintracht Frankfurt in der Spielzeit 2012/13 mit Platz sechs gelungen ist, nach dem direkten Wiederaufstieg auch gleich in Liga eins vorne mitzuspielen. Für den 1. FC Köln (Saison 2005/06), den MSV Duisburg (Saison 2007/08) und Hertha BSC (2011/12) folgte derweil auf die direkte Rückkehr ins Oberhaus gleich der nächste Abstieg. Wie kann es der VfB also verhindern, zur Fahrstuhlmannschaft zu werden?

Die Vorbilder Freiburg und Frankfurt

Der SC Freiburg hatte im Mai 2015 am vorletzten Spieltag sensationell die Münchner Bayern im Schwarzwaldstadion 2:1 besiegt, ein Punkt bei Hannover 96 hätte also für den Klassenverbleib gereicht. Doch am Ende weinte das Trainer-Original Christian Streich bittere Tränen der Enttäuschung: „Wir sind ein kleiner Club mit einem großen Wesen“. Die Breisgauer hatten am Maschsee 1:2 verloren, ihr vierter Bundesliga-Abstieg war somit besiegelt. Doch diesmal zog man beim leidgeprüften Sportclub die richtigen Lehren für die Zukunft.

Mit dem Verbleib von Christian Streich und dem jungen Sportdirektor Jochen Saier setzte man in Südbaden auf Kontinuität, wichtige Spieler wie der erfahrene Nils Petersen blieben, andere – wie etwa der bei Hoffenheim durchs Raster gefallene Vincenzo Grifo – wurden mit etwas Fantasie eingebaut. „Wir brauchen Spieler, bei denen die Lampen brennen“, sagte Saier, „denn die Nachwuchsarbeit ist längst keine Nischenarbeit mehr.“ Will heißen: Der Konkurrenzkampf um junge Talente wird mit immer härteren Bandagen geführt. Junge Kräfte aus dem eigenen Freiburger Stall wie der 23-jährige Maximilian Philipp, der in dieser Runde bereits auf acht Tore und drei Vorlagen kommt, sind für den Erfolg aber weiter unerlässlich.

Mit Platz fünf liegen die Freiburger auf Europapokalkurs – und könnten damit Eintracht Frankfurt nachahmen. Den Hessen gelang 2013 unter dem Trainer Armin Veh nach nur einem Jahr zweite Liga gleich die Qualifikation für die Europa League. In der gesamten Saison war die Eintracht, die im Mai 2005 erstmals abgestiegen war, nie schlechter als Rang sechs platziert, startete mit offensivem Fußball und 13 Punkten aus den ersten fünf Spielen und war lange Zeit sogar auf Champions-League-Kurs. Dabei profitierten die Frankfurter von der Risikofreude Vehs, der den überalterten Aufstiegskader ausmistete (die Neuen Stefan Aigner, Carlos Zambrano, Olivier Occean und Takashi Inui brachten es zusammen auf keine 50 Bundesligaspiele) und von einem Mittelfeldspieler in Topform: denn Alexander Meier erzielte allein 16 Tore.

Das Negativbeispiel 1. FC Köln

Fünfmal musste sich der 1. FC Köln seit 1998 aus Liga eins verabschieden. 16 Trainer wurden verschlissen, dem Abstieg von 2004 folgte zwar der direkte Aufstieg, doch 2006 ging es gleich wieder runter. Der absolute Tiefpunkt im Kölschen Klüngel folgte 2012, als der Präsident Wolfgang Overath, der Manager Volker Finke und der Trainer Stole Solbakken gehen mussten. Ohne Konstanz in Fürhungsfragen drückten Schulden in Millionenhöhe, Lukas Podolski schoss zwar 18 Tore, ging nach dem nächsten Abstieg aber zum FC Arsenal – und Franz Beckenbauer grübelte: „Ich frage mich, ist denn der Geißbock noch da?“

Hilfe kam letztlich vom VfB in Person von Alexander Wehrle, der am Wasen einst dem Präsidenten Erwin Staudt assistierte. Wehrle lotste den FC als Geschäftsführer mit Präsident Werner Spinner, Manager Jörg Schmadtke und Trainer Peter Stöger wieder in die Erfolgsspur. „Ich habe keine Ahnung von Fußball“, erklärte der Präsident Spinner die Erfolgsformel: „Aber ich besitze ein gutes Gespür für Menschen.“

Sehen Sie in unserem Video: Wann rechnen die Fans mit dem Aufstieg?

VfB Stuttgart - 2. Bundesliga

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