Die drei VfB-Torhüter Mitch Langerak, Jens Grahl und Benjamin Uphoff (v.li.). Foto: Baumann

Als er im Sommer zurück zum VfB kam, hoffte der Ex-Hoffenheimer Torwart Jens Grahl, „das ein oder andere Spiel zu machen“. Jetzt muss sich der 28-Jährige den Platz hinter Mitch Langerak mit dem fünf Jahre jüngeren Benjamin Uphoff teilen.

Stuttgart - Es war eine von diversen Unbeherrschtheiten des Jens Lehmann, die Sven Ulreich einst zurück ins Rampenlicht spülte. 1:0 führte der VfB im Dezember 2009 in Mainz, als der ehemalige Nationaltorwart dem FSV-Stürmer Aristide Bancé in Minute 87 im Strafraum auf den Fuß stieg. Es gab Rot für Lehmann plus Elfmeter für die Rheinhessen. Das Spiel endete daher 1:1, doch Ulreich, der nach elf Erstliga-Einsätzen als 19-Jähriger eine komplette Folgesaison in der dritten Liga gekickt hatte, er war wieder im Spiel. In der nächsten Spielzeit war Ulreich Stammtorwart, blieb dies beim VfB fünf Jahre lang – und genießt jetzt ein fürstliches Honorar als Edelreservist beim FC Bayern.

Für die beiden aktuellen Stuttgarter Schlussleute Jens Grahl und Benjamin Uphoff, die derzeit in der zweiten Fußball-Bundesliga hinter der klaren Stammkraft Mitchell Langerak zum Zusehen verdammt sind, macht die Ulreich-Anekdote aber nur ein kleines bisschen Hoffnung. Denn sie zeigt, dass neben Fleiß und Ehrgeiz bei der täglichen Trainingsarbeit unter den Augen des Cheftrainers Hannes Wolf vor allem viel Glück vonnöten ist, sollte es mit der Beförderung auf den Posten zwischen den Pfosten in absehbarer Zukunft etwas werden. „Dass Mitch spielt, ist klar“, sagt Hannes Wolf, der den 28-jährigen Grahl und den fünf Jahre jüngeren Uphoff zur gleichberechtigten Nummer zwei bestimmt hat. Beide wechseln sich alle zwei Spieltage auf der Reservebank der Profis ab.

Das Glück des Sven Ulreich

So war es auch damals bei Sven Ulreich, der seiner Zeit mit Alexander Stolz als Nummer zwei rochierte – und das Glück hatte, in Mainz als Ersatzmann an der Reihe zu sein, als sich der heißblütige Lehmann mit Bancé anlegte.

„Ich hoffe, beim VfB das ein oder andere Spiel zu machen“, sagte Jens Grahl noch im Sommertrainingslager des VfB am Chiemsee. Da war er gerade nach sieben Jahren bei der TSG Hoffenheim in seine Geburtsstadt Stuttgart zu seinem Heimatclub gewechselt war. Das hörte sich bei Grahl, der von 1994 bis 2000 in der Jugendabteilung des VfB spielte, nach deutlichen Ansprüchen auf die Position als die alleinige Nummer zwei an. Immerhin war im Gegenzug mit Przemyslaw Tyton im Sommer ein Torwart zu Deportivo la Coruña in die spanische Primera División gewechselt.

„Jens und Benjamin liefern sich ein Duell auf Augenhöhe. Es besteht kein Anlass, eine klare Nummer zwei zu bestimmen“, sagt der VfB-Trainer Wolf nun aber, weshalb Grahl mit seiner Situation trotz viel Einsatz in der Trainingsgruppe von Torwarttrainer Marco Langner nicht rundum glücklich ist. Schließlich geht dem Goalie durch das Job-Sharing-Modell mit Uphoff ein Teil seiner Einsatzprämien verloren, die ein Schlussmann bei den VfB-Profis anteilig erhält, wenn er nicht spielt.

Benjamin Uphoff steht auch im Tor des Regionalliga-Teams

Allerdings steht der 1,93 Meter große Grahl mit seinen 28 Jahren bereits in der vollen Torhüterblüte, während der lediglich einen Zentimeter kleinere Uphoff, der zuvor für Burghausen und Nürnberg spielte, noch ein größeres Entwicklungspotenzial besitzt. Dies zeigt sich auch daran, dass Uphoff anders als Grahl im Regionalliga-Team des VfB im Tor steht, wenn er nicht in der zweiten Liga dran ist. Schließlich nimmt der blonde Torhüter in der vierten Liga, wo zweite Mannschaften nur drei Spieler über 23 Jahren einsetzen dürfen, keinem anderen den Platz weg.