Stephen Sama (li.) hat in der zweiten Liga noch mit Startschwierigkeiten zu kämpfen. Foto: dpa

Beim 0:1 in Düsseldorf wird auch in den kühnsten Optmisten klar, dass in allen Mannschaftsteilen noch Verstärkungen her müssen. Die Hoffnungen ruhen jetzt auf dem Transfermarkt, wo auch der Name Serge Gnabry gehandelt wird.

Stuttgart - Wie man einen Fußball-Zweitligisten mit Aufstiegsambitionen durch Last-Minute-Aktionen auf dem Transfermarkt gekonnt verstärkt, das hat Jan Schindelmeiser schon einmal vorgemacht. Ein Blick in den Sommer 2007 reicht da vollkommen aus: Damals war der VfB-Sportvorstand noch für die TSG Hoffenheim am Ball – und schnürte für den Emporkömmling aus dem Kraichgau nach zwei Niederlagen und einem Unentschieden zum Saisonstart in Liga zwei noch Ende August ein Transferpaket, das sich gewaschen hatte.

 

Für 16 Millionen Euro holte der blonde Göttinger seiner Zeit das Quartett Carlos Eduardo (für sieben Millionen von Gremio Porto Alegre), Chinedu Obasi (für fünf Millionen vom FK Lyn Oslo), Demba Ba (für drei Millionen von Excelsior Muscron aus Belgien) sowie den späteren Kapitän der brasilianischen Seleção, Luiz Gustavo (für eine Million Leihgebühr von Corinthians São Paulo). Vor allem diese Vier schossen Hoffenheim – assistiert vom Altmeister Francisco Copado – kurz darauf in Liga eins.

Schindelmeiser ist in den nächsten Wochen viel auf Reisen

Am Freitagabend nach dem bitteren 0:1 in Düsseldorf, der ersten Zweitliga-Niederlage des VfB nach 39 Jahren, verharrte Jan Schindelmeiser nur kurz in den Katakomben der Esprit-Arena. „Wir haben immer gesagt, dass wir noch etwas machen. Das werden wir jetzt tun“, sagte der 52-Jährige noch, ehe es von der Presseabteilung des Clubs hieß, man werde ihren Manager in den nächsten zwei Wochen eher selten auf der eigenen Geschäftsstelle antreffen.

Schließlich hatte die Partie bei der Fortuna selbst den kühnsten Optimisten vor Auge geführt, dass die aktuelle Qualität des VfB-Kaders einfach nicht ausreicht, um das Saisonziel Wiederaufstieg zu erreichen. Mindestens drei Spieler müssen noch her. Denn bis zum „FC Bayern München der zweiten Liga“, den viele Experten in dem vermeintlichen Aufstiegs-Topfavoriten VfB Stuttgart bereits gesehen hatten, fehlt noch einiges. Dies gilt, selbst wenn man die Verletzten Daniel Ginczek, Timo Baumgartl, Kevin Großkreutz und den am Freitag nach elf Minuten mit einem Muskelfaserriss im linken Oberschenkel vom Platz humpelnden Hajime Hosogai (drei Wochen Pause) mitzählt.

„Was ich auf dem Platz sehe, das sage ich intern – das ist nichts für die Öffentlichkeit“, erklärte der Kapitän Christian Gentner, der wie die meisten seiner Kollegen nach dem Gastspiel am Rhein aber gar nicht abstreiten wollte, dass es in der VfB-Elf in allen drei Mannschaftsteilen an individueller Qualität fehlt. „Mach‘s noch einmal, Jan!“ – so wie 2007, das ist daher der Auftrag, mit dem der Sportchef Schindelmeiser nun den internationalen Fußballmarkt durchkämmt. Zahlreiche Kontakte seien geknüpft – mehr wird nicht verraten.

Dabei sind die finanziellen Grundvoraussetzungen grundlegend andere als 2007, denn die Summe von 16 Millionen Euro allein für die Transfers aus der Schatulle des Multimilliardärs Dietmar Hopp steht diesmal nicht zur Verfügung. Nun vertritt Schindelmeiser einen Absteiger, der auf 40 Prozent seines gewohnten Jahresumsatzes verzichten muss. Und den der Schuh auf sportlichem Terrain in Abwehr, Mittelfeld und Sturm gleichermaßen drückt.

Probleme gibt es in sämtlichen Mannschaftsteilen

Da spielte in Düsseldorf zum Beispiel eine Defensive, für welche die Bezeichnung Viererkette ein viel zu handfester Begriff ist, da er eine Geschlossenheit und Sicherheit vorgaukelt, die es beim VfB nicht gibt. Während es etwa dem Innenverteidiger Toni Sunjic an Tempo, Übersicht und Spielverständnis mangelte – letzteres zeigte sich vor allem im Spielaufbau – deutete der junge Stephen Sama immerhin sein Talent an. Sein Zweikampfverhalten gegen Oliver Fink, das zum umstrittenen Elfmetertor durch Ilhas Bedou (53.) führte, zeigt aber auch seine Unerfahrenheit. Wie bei Sama stellt sich aber auch bei Matthias Zimmermann auf der Sechser-Position oder beim auf dem linken Offensivflügel fast schon hilflosen Borys Tashchy die grundsätzliche Frage: Reicht ihr Können aus, um am Ende Ligaspitze zu sein?

Mut machte derweil die kurze VfB-Premiere des eingewechselten Tobias Werner, weil dieser dank seiner Dynamik auch in Eins-zu-Eins-Situationen aufzutrumpfen weiß. Die Verpflichtung des ehemaligen Augsburgers deutet überdies an, wohin die Reise auf dem Transfermarkt geht. Spieler, die für die nächsten ein, zwei Jahre weiterhelfen, sind gefragt. Auch der Olympiafahrer und ehemalige VfB-Jugendspieler Serge Gnabry (FC Arsenal) wird mit dem VfB in Verbindung gebracht. Und vielleicht zaubert Schindelmeiser wie 2007 noch ein, zwei südamerikanische Wunderknaben aus dem Hut. Viel Zeit bleibt ihm nicht mehr.