Orel Mangala hat eine neue Aufgabe vor Augen.  Foto:Pressefoto Baumann Foto:  

Der junge Mittelfeldspieler Orel Mangala wird vom VfB Stuttgart an den Hamburger SV ausgeliehen. Doch auch Marcin Kaminski und Berkay Özcan könnten den Fußball-Bundesligisten schon bald verlassen.

Stuttgart - Michael Reschke hat sich zu Wochenbeginn tatsächlich so etwas wie einen Sommerurlaub gegönnt. Einen halben Tag hat sich der Manager des VfB Stuttgart frei genommen und versucht, nicht an Fußball zu denken. Jedenfalls nicht zu viel, denn ein Kaderplaner wie er scheint nie zu ruhen. Ständig ist er auf Empfang – weil die Branche gerade in der Transferzeit nie schläft. Nun hält der Sportchef wieder alle Fäden in der Hand und hat die Strippen bei der nächsten Personalie gezogen: Orel Mangala wird an den Hamburger SV ausgeliehen.

Für eine Saison geht der junge Mittelfeldspieler zum Zweitligisten, ohne Kaufoption. Er soll Spielpraxis sammeln. Das ist jedenfalls der Plan, der eine Win-win-win-Situation schaffen soll. Mangala entwickelt sich weiter, der HSV erhält eine sofortige Verstärkung, und der VfB profitiert in der Zukunft von den Stärken des Belgiers, der aus der Jugend von Borussia Dortmund kam. „Orel ist ein Spieler, der in der Zukunft beim VfB noch eine tragende Rolle spielen kann. Fleißig, lernwillig, sehr zweikampfstark und ein echter Mentalitätsspieler“, sagt Reschke. Zu groß erscheint aber die Konkurrenz im defensiven Mittelfeld, wo Santiago Ascacibar, Gonzalo Castro und Dennis Aogo vor dem 20-Jährigen stehen und wo auch Christian Gentner spielen könnte.

Mangala soll gestärkt zurückkehren

Allerdings ist Mangala (Vertrag bis 2021) nicht der einzige VfB-Profi, der in nächster Zeit noch an einen anderen Club verliehen werden soll. Auch Marcin Kaminski und Berkay Özcan sind Kandidaten. Aus verschiedenen Gründen. Kaminski ist – Stand jetzt – der fünfte Innenverteidiger im Kader, Özcan ein Mittelfeldtalent, das ebenfalls spielen sollte, um weiter zu kommen. Doch die Chancen auf Einsatzzeiten sind für beide nicht gestiegen.

Das hat, wie auch im Fall Mangala, ein Blick auf die Begegnung mit Atlético Madrid (1:1) vor Augen geführt. Zehnmal hatte der Trainer Tayfun Korkut bis zur Schlussphase ein- und ausgewechselt, und doch drängte sich keinem der knapp 60 000 Zuschauer im Stuttgarter Stadion der Eindruck auf, dass da am Ende eine Elf auf dem Feld stand, die nicht erstligatauglich sei. Bedeutet: Korkuts Auswahl ist groß – wobei Benjamin Pavard und Santiago Ascacibar noch gar nicht im Spiel waren.

Mangala und Özcan durften gegen Atlético nur noch für zehn Minuten ran, Kaminski spielte etwas länger. Aber auch Anastasios Donis, Chadrac Akolo, Marc Oliver Kempf oder Borna Sosa mussten sich gedulden, ehe sie auf den Platz liefen. Sie alle verfügen über großes Potenzial und sie alle bereichern den Kader. Vielleicht ein wenig zu viel für den VfB, da der Bundesligasiebte der vergangenen Runde nicht auf der internationalen Bühne auftritt und die nationalen Pflichtspiele überschaubar bleiben.

Reschke amüsiert sich über Rummenigges Aussage

Strategisch hat Reschke die Personalplanungen dennoch so angelegt, obwohl er genau weiß, dass selbst Spitzenvereine wie der FC Bayern oder Bayer Leverkusen in der Regel nicht mehr als 20 Feldspieler aufweisen, die das Gros an Partien bestreiten. Trotz Mammutprogramms. Schließlich hat der 60-jährige Rheinländer solche Statistiken erheben lassen, als er noch für diese Clubs in der Kaderplanung tätig war.

Und nun strebt der Manager bei den Stuttgartern eine Idealzahl von 18 Feldspielern plus dem Talent David Kopacz an. Eine Gruppe, die groß und stark genug ist, um Ausfälle zu kompensieren. Aber auch eine, die so klein wie möglich ist, um die Unzufriedenheit in der Mannschaft gering zu halten. Denn die Moderation der unerfüllten Spieleransprüche wird wohl eine der Herausforderungen für Korkut werden – einem Trainer, der nicht dazu neigt, die Rotationsmaschine anzuwerfen.

Weshalb davon auszugehen ist, dass Özcan und Kaminski ihre Perspektiven ähnlich einschätzen. Özcan hat zwar erst im Herbst seinen Vertrag bis 2021 ohne Ausstiegsklausel verlängert, aber jetzt soll das 20-jährige Eigengewächs in der Fremde reifen. Kaminski (steht bei Fortuna Düsseldorf auf der Wunschliste) hat auch erst kürzlich bis 2021 unterschrieben, gilt aber als Nachrücker, falls Benjamin Pavard Stuttgart bereits diesen Sommer verlässt. Ob das passiert, ist noch immer unklar.

Reschke hält die Chance eines Verbleibs für realistisch und betont stets, nie etwas anderes angestrebt zu haben, als den 22-jährigen Abwehrspieler bis 2019 zu halten. Dann darf Pavard für eine festgeschriebene Ablösesumme von 35 Millionen Euro gehen. „Deshalb habe ich kürzlich auch amüsiert zur Kenntnis genommen, dass der Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge gemeint hat, dass sie aktuell keinen Spieler von uns holen werden“, sagt der Manager. Denn das Heft des Handelns hält ohnehin der VfB in der Hand – und pokern kann der Strippenzieher Reschke auch.