Harte Landung beim 0:4 in Mönchengladbach: Serey Dié Foto: Baumann

Das Mittelfeld des VfB hatte beim 0:4 in Mönchengladbach weder defensiv noch offensiv Zugriff aufs Spiel. Gegen die wiedererstarkte TSG Hoffenheim muss die Zweikampfquote deutlich besser werden.

Stuttgart - Am Ende waren sie sich alle einig. Einig darin, dass sie beim desolaten Auftritt in Mönchengladbach (0:4) den einen oder anderen Fehler zu viel gemacht hatten. Fehler, die im Grunde nicht entschuldbar sind. Christian Gentner etwa. Der Kapitän ging in Sack und Asche und lamentierte über das Missverständnis, das ihm und Torhüter Przemyslav Tyton vor dem Tor zum 0:2 unterlaufen war: „Zwei so erfahrenen Spielern wie uns darf das nicht passieren“, sagte Gentner. Auch Daniel Didavi sah allen Grund für Kritik an sich und der Mannschaft. „Wir sind nicht in die Zweikämpfe gekommen, und wenn wir den Ball mal hatten, haben wir ihn sofort verloren“, sagte der Spielmacher. Martin Harnik sah alte, inzwischen überwunden geglaubte Verhaltensmuster aufbrechen: „Wir sind nicht kompakt genug gestanden.“

Ach, wären sie sich doch während des Spiels auch so einig gewesen.

Da galt eher, was Harnik so formulierte: „Wir waren uns nicht schlüssig, ob wir vorne drauf sollten oder uns zurückziehen sollten.“ Und Didavi fügte hinzu: „Die Kommunikation auf dem Platz war nicht gut.“

Die TSG Hoffenheim will den VfB „in den Abstiegsstrudel ziehen“

So entstand das, was Jürgen Kramny als IT-Panne bezeichnet: „Es ist nicht so, dass alles weg ist, es war nur von der Festplatte gelöscht. Wir müssen jetzt wieder auf die alten Daten zugreifen“, sagt der Trainer.

Und dann ist alles wieder gut? Gegen die TSG Hoffenheim muss es sich zeigen, doch was deren Coach Julian Nagelsmann vor dem Gastspiel an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky) in der Mercedes-Benz-Arena (hier geht's zum Liveticker) ankündigt, klingt nicht nach einem Spaziergang für den VfB: „Wir wollen Stuttgart in den Abstiegsstrudel ziehen.“ Weshalb es wichtig wäre, dass das Mittelfeld diesmal hellwach ist, die Räume nach hinten dicht macht und konstruktiv nach vorne spielt.

So wie Alexandru Maxim schon einmal gegen Hoffenheim, 2013 beim 6:2-Sieg: Da war er an vier VfB-Treffern beteiligt (zwei Tore, zwei Assists). So wie Serey Dié jüngst beim 2:0 gegen Hertha BSC: Es war, nicht nur wegen seines Treffers zum 1:0, sein Glanztag in dieser Saison. Oder so wie Filip Kostic, Christian Gentner, Daniel Didavi und Lukas Rupp, die in den vergangenen Wochen alle schon in Topform waren. Was auf alle aber auch zutrifft: In den letzten Spielen haben sie, der eine mehr, der andere weniger, abgebaut. Weshalb Kramny sich den einen oder anderen personellen Wechsel für die Partie gegen Hoffenheim überlegt.

Trainer Jürgen Kramny reagiert mit Sarkasmus

Die Tempodribblings von Kostic sind nicht mehr so unwiderstehlich, seine Flanken nicht mehr so scharf und präzise. Didavis Suche in Mönchengladbach nach dem Ball, den Mitspielern und der zündenden Idee endete ergebnislos, Gentner war blass, Martin Harnik ähnlich unauffällig, Lukas Rupp muss nach starken Wochen mit den Kräften haushalten, und wenn Serey Dié sich und seine Künste bestaunen will, nimmt er am besten das Video aus dem Spiel gegen Hertha – davor und danach waren seine Auftritte nicht so überzeugend wie früher. Allerdings auch nicht so mau wie seine Zweikampfquote in Gladbach – 25 Prozent, und das auf der zentral wichtigen Sechser-Position. Weil Daniel Didavi (20 Prozent), Filip Kostic (36 Prozent) und der als Stürmer unsichtbare Timo Werner (14 Prozent) ähnlich schüchtern agierten, entlud sich der Frust bei Jürgen Kramny in Sarkasmus. Auf die Frage nach möglichen Verletzten sagte der Trainer am Freitag mit einem leichten Zucken in den Mundwinkeln: „Die Zweikämpfe in Gladbach waren ja nicht so intensiv, als dass sich einer hätte verletzen können.“

Gegen Hoffenheim muss sich die Mittelachse deutlich bemerkbarer machen. Da hilft es, wenn alle Mann mehr miteinander reden und auf die Abstände achten. „In Mönchengladbach haben wir vorne zum Teil in Unterzahl attackiert, und die Defensive ist hinten geblieben“, sagt Kramny. Das Mittelfeld hing irgendwo dazwischen – in der Luft. Kramny: „Uns ist bewusst, dass wir gemeinsam funktionieren müssen.“ Wie das in einem Mannschaftssport halt so üblich ist.