Stabiler, aber nicht überzeugend genug: VfB-Innenverteidiger Toni Sunjic Foto: Baumann

Toni Sunjic hat sein sportliches Tief einigermaßen aufgefangen. Dennoch benötigt die Innenverteidigung des VfB Stuttgart mehr Stabilität. Sportvorstand Robin Dutt muss dicke Bretter bohren.

Belek - Auch wenn die Partie wahrlich nicht das Gelbe vom Ei war – in einem Punkt atmete Jürgen Kramny auf. „Wir haben zu null gespielt. Das ist wichtig für eine Abwehr, die so viele Tore kassiert hat“, sagte der VfB-Trainer nach dem 0:0 im Test gegen Zweitligist VfL Bochum. Es war ein weiterer kleiner Schritt hin zu mehr Stabilität in der Defensive. Speziell in der Innenverteidigung, die bei ihrer Selbstfindung so viele Nackenschläge kassiert hat und die Zweifel an ihrem Leistungsvermögen bis heute nicht ausräumen konnte. Allen voran Toni Sunjic.

Der Bosnier, der für drei Millionen Euro von Kuban Krasnodar kam, gilt weiter als Sicherheitsrisiko, auch wenn er seine gröbsten Patzer abgestellt hat. Dabei gilt: Gut ist noch immer nicht gut genug. Sunjic (27) weiß das. „Ich habe Anlaufzeit gebraucht“, räumt er ein, „jetzt fühle ich mich richtig gut und hoffe, dass ich in der Rückrunde konstanter spiele.“ Wenn er denn spielt.

Zunächst mal, so viel ist sicher, spielt er nicht. Nicht einmal auf der Bank wird Toni Sunjic beim Rückrundenauftakt gegen den 1. FC Köln sitzen, weil er sich gegen den VfL Wolfsburg die Gelb-Rote Karte und damit eine Sperre eingefangen hat. Darauf reagiert Jürgen Kramny nun im Trainingslager in Belek. In den Testspielen gibt er Timo Baumgartl, der seinen Stammplatz an Georg Niedermeier verloren hat, mehr Spielpraxis als vorgesehen: Er muss zunächst für den gesperrten Bosnier einspringen.

Das ist nicht das einzige Dilemma mit Toni Sunjic. Der neue Trainer, die neue Spielweise und der neue Nebenmann, das alles hat ihm und seinem Spiel gutgetan. „Ich weiß gar nicht, was mehr den Ausschlag gegeben hat“, sinniert er, „die neue Ausrichtung unter Jürgen Kramny hat allen Verteidigern geholfen, stabiler zu werden. Und Georg spielt seinen Part etwas defensiver als Timo, der häufiger dem Ball entgegengeht.“ Und damit nach hinten die eine oder andere Lücke reißt, die wiederum Sunjic in Bedrängnis gebracht hat. Statt sich gegenseitig Halt zu geben, kamen sie in der Hinrunde kaum hinterher, die Löcher zu stopfen.

Wimmer im Gespräch

Nun wäre auch Baumgartl geholfen, wenn er einen gestandenen Partner an seiner Seite (gehabt) hätte, der Souveränität ausstrahlt und ihm Halt gibt. Mit dieser Rolle war Sunjic überfordert, und auch wenn er nun seinerseits vom soliden Spiel eines Georg Niedermeier profitiert, bedeutet das noch lange nicht, dass das neu formierte Duo in der Rückrunde die Schießbude der Liga (37 Gegentreffer) erfolgreich zu schließen vermag. Weshalb Robin Dutt, der Sportvorstand, nach wie vor auf Abhilfe sinnt – bisher allerdings ohne Gleichgesinnte.

Red Bull Salzburg etwa war an einer Ausleihe seines Wunschkandidaten Martin Hinteregger (23) nicht interessiert. Der österreichische Nationalverteidiger ist jetzt zwar bis Saisonende nach Mönchengladbach ausgeliehen, allerdings enthält der Deal, wie aus Borussen-Kreisen zu hören ist, eine Kaufverpflichtung im Sommer und hat ein Volumen von 14 Millionen Euro – eine Summe, die der VfB nie und nimmer aufbringen kann.

Ähnlich verhält es sich auf den ersten Blick mit Kevin Wimmer (23). Der Österreicher, der vergangenen Sommer für sieben Millionen Euro zu Tottenham Hotspur gewechselt ist, hat dort noch keine Sekunde in der Premier League gespielt, weil das belgische Duo Jan Vertonghen (28) und Toby Alderweireld (26) die Innenverteidigung fest im Griff hat. Eine Ausleihe schloss Spurs-Trainer Mauricio Pochettino erst jüngst aus, weil die Engländer auf das Kleingeld nicht angewiesen sind. Allerdings drängt der Verteidiger mit Blick auf die EM 2016 darauf, Spielpraxis zu erhalten – die Chance für den VfB? Wimmer hätte gleich mehrere Vorzüge, die sich mit den von Dutt formulierten Ansprüchen decken: Der neue Mann sollte deutschsprachig sein und die Bundesliga kennen, ein Linksfuß wäre auch kein Fehler. Das trifft auf Wimmer zu, den allerdings auch Olympique Marseille auf der Liste hat.

Ob der ebenfalls gehandelte Simone Romagnoli (25) zu haben wäre, ist ebenso fraglich: Der Rechtsfuß ist Stammspieler beim italienischen Erstliga-Aufsteiger FC Carpi, der ihn selbst dringend benötigt. Außerdem sind sich die Experten einig, dass er an Wimmers Klasse nicht heranreicht. „Ich bin guter Dinge, dass wir noch fündig werden“, sagt Jürgen Kramny. Bis 31. Januar hat der VfB Zeit. Dann schließt das Transferfenster.