Jan Schindelmeiser freut sich auf die Herausforderung beim VfB. Foto: dpa

Der frühere Manager der TSG Hoffenheim tritt beim VfB die Nachfolge von Robin Dutt als Sportvorstand an und muss als erste Aufgabe einige Transfers stemmen, um in der neuen Saison das Projekt sofortiger Wiederaufstieg in die Bundesliga angehen zu können.

Stuttgart - Zum Schluss ist es dann doch noch ganz schnell gegangen. Während am Freitagvormittag aus den Reihen des VfB Stuttgart verlautet, dass es in Sachen Sportvorstand in absehbarer Zeit keine Entscheidung gibt, heißt es gegen 14 Uhr: Kommando zurück. Knapp acht Wochen nach der Entlassung von Robin Dutt am 17. Mai präsentiert der Verein den Nachfolger.

Es ist Jan Schindelmeiser (52), der vor sechs Jahren als Manager der TSG Hoffenheim zurückgetreten ist und seitdem ohne Job war. Damit hat der Club diese Baustelle nach langer Suche geschlossen. „Bei der Entscheidung für den VfB bin ich meiner Intuition gefolgt“, lautet der erste offizielle Kommentar von Schindelmeiser in einer vom VfB verschickten Pressemitteilung.

Im Mai und Juni standen jedoch auch andere Namen auf der Stuttgarter Liste. „Wir haben für die Besetzung dieser sehr wichtigen Position zahlreiche intensive Gespräche geführt“, sagt der Aufsichtsratsvorsitzende Martin Schäfer. Viele Kandidaten folgten jedoch vermutlich ebenfalls ihrer Intuition und winkten ab, weil sie nicht von einem Engagement bei einem Zweitligisten zu überzeugen waren. So konnte die vom VfB ursprünglich einmal vorgesehene große Lösung nicht verwirklicht werden. Es musste schließlich eine Nummer kleiner sein – und es dauerte, bis hinter diese Personalie ein Häkchen gesetzt werden konnte.

Schindelmeiser unterschreibt einen Vertrag bis 2019

Dass sich die Verhandlungen mit Schindelmeiser verzögerten, dürfte daran gelegen haben, dass der VfB nach den negativen Erfahrungen mit Fredi Bobic und Dutt den neuen Mann zunächst nicht wieder gleich in den Vorstand befördern wollte, der bis zur Mitgliederversammlung am 9. Oktober ja ohne Präsidenten agieren muss. Aber jetzt gehört der mit einem Dreijahresvertrag bis 2019 ausgestattete Schindelmeiser doch zu diesem Gremium und ist der Boss der Fußballabteilung mit dem Trainer Jos Luhukay, dem Vorstandsberater Thomas Hitzlsperger, dem Sportdirektor Achim Cast, dem Chefkaderplaner Marc Kienle sowie den beiden anderen Kaderplanern Peer Jaekel und Norman Bertsch. Wie die genaue Aufgabenverteilung dieser sieben Männer aussieht, muss geklärt werden, wenn Schindelmeiser in der nächsten Woche seine Tätigkeit beim VfB aufnimmt.

Einen Fürsprecher hatte er auf jeden Fall in dem früheren Stuttgarter Nationalspieler Karlheinz Förster, der Schindelmeiser aus dessen Ära in Hoffenheim kennt. Bei der TSG stieg er 2006 mit dem Trainer Ralf Rangnick ein. Mit zwei Aufstiegen nacheinander gelang der Durchmarsch von der Regionalliga in die Bundesliga – und dort reichte es auf Anhieb zur Herbstmeisterschaft vor dem FC Bayern. Danach kippte diese Erfolgsgeschichte jedoch. Es kam intern zu Reibereien, Abstimmungsproblemen und zu einem Kompetenzgerangel, was letztlich im Juni 2010 zum freiwilligen Abgang von Schindelmeiser geführt hat.

Jetzt ist er zurück im Geschäft. Seine erste Aufgabe wird sein, in Absprache mit Luhukay und den anderen fünf Kollegen aus dem Fußballmanagement einige Transfers zu vollziehen, um für die am 8. August mit der Partie gegen den FC St. Pauli beginnende Saison gerüstet zu sein. Ein möglicher Neuzugang ist Kerem Demirbay vom HSV – eventuell als Tauschobjekt mit Filip Kostic, der nach Hamburg wechseln möchte. Als Ablöse verlangt der VfB aber mindestens 17 Millionen Euro, während die Hanseaten gerade mal knapp zwölf Millionen Euro bieten. Vielleicht könnte der Betrag mit Demirbay verrechnet werden.

„Der VfB befindet sich aktuell in einer sehr schwierigen Phase“

Schindelmeiser muss also sofort voll durchstarten und kann sich nicht erst ein Bild von den Gegebenheiten auf dem Wasen machen. Einen allgemeinen Eindruck hat er immerhin bereits. Der VfB befinde sich aktuell in einer sehr schwierigen Phase, sagt er, „der Abstieg und die tief greifenden personellen Veränderungen verbunden mit einer hohen Erwartungshaltung sind eine echte Herausforderung.“ Aber gleichzeitig stelle das auch einen enormen Reiz dar. Schindelmeiser weiß, dass es nur ein Ziel geben kann – den Wiederaufstieg. „Wichtig für uns war auch, dass er sich mit unserer Situation total identifiziert hat“, sagt Schäfer. Alles andere wird sich in den nächsten Wochen und Monaten zeigen.