Huub Stevens beim Training der VfB-Profis Foto: Pressefoto Baumann

Neuer Trainer, neues Glück. Das galt für den VfB Stuttgart im ersten Spiel unter Huub Stevens. Das gilt aber auch für den einen oder anderen Spieler, der eine neue Chance bekommen hat. Der Konkurrenzkampf ist neu entbrannt – mit einigen heißen Duellen.

Stuttgart - Am Freitagnachmittag absolvierten die Profis des VfB Stuttgart ihr Abschlusstraining vor dem Heimspiel an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky) gegen den FC Schalke 04. Und wie immer gab es den einen oder anderen Hinweis, welcher Spieler am Spieltag in der Startaufstellung stehen wird. Nur: Sicher sein darf sich keiner. „Die Spieler bekommen dies erst am Samstag mitgeteilt“, sagt Huub Stevens über die Formation, die er gegen seinen ehemaligen Verein ins Rennen schicken wird. Was auch bedeutet: Bis Freitagnachmittag konnte sich ein jeder empfehlen.

Das gilt umso mehr, da der Niederländer bei seiner Amtsübernahme vor eineinhalb Wochen die Stunde null ausgerufen hat. Was unter Armin Veh war, galt plötzlich nichts mehr, jeder Spieler bekam eine neue Chance – was an der Startaufstellung beim 4:1-Sieg zu sehen war. „Da waren Spieler dabei, die in den Wochen zuvor nicht so zum Zug gekommen sind“, hat Martin Harnik festgestellt. Der Stürmer hat auch bemerkt: „Im Training glaubt wieder jeder an seine Chance – was den Konkurrenzkampf belebt.“ Und Timo Werner erklärt: „Man merkt im Training, dass jeder noch feuriger ist und mehr Gas gibt.“ Huub Stevens wird’s freuen.

Der 61-Jährige hat als Coach schließlich gerne die Qual der Wahl. „Wir hoffen, dass die Spieler auch gegen Schalke wieder fit und frisch sind“, sagt er – und genießt die heißen Duelle um die Stammplätze, die er selbst ermöglicht hat.

Carlos Gruezo gegen Oriol Romeu

In der vergangenen Rückrunde hatte noch Carlos Gruezo (19) dem Mittelfeld des VfB Stabilität verliehen. Dann kam Oriol Romeu vom FC Chelsea – und war unter Ex-Coach Veh gesetzt. Neunmal bildete der 23-jährige Spanier mit Christian Gentner das Duo in der wichtigen Mittelfeldzentrale, in Freiburg fehlte Romeu dann gesperrt – und Gruezo nutzte seine Chance. „Im Training wurde er von Tag zu Tag besser“, sagte Huub Stevens, im Derby bewies der Ecuadorianer dann nicht nur seine Qualitäten als Zweikämpfer, sondern erzielte auch noch sein erstes Bundesligator. An diesem Samstag ist Romeu wieder spielberechtigt – und Stevens muss sich entscheiden. Viel spricht dafür, dass der Coach an Gruezo festhält, allerdings gibt es auch noch zwei Varianten mit beiden defensiven Mittelfeldspielern: In einer eher vorsichtigen Ausrichtung mit dem Duo als Doppel-Sechs. Oder in einem System mit drei defensiven Mittelfeldspielern, das der VfB in dieser Saison schon praktiziert hat, etwa beim 2:2 in Dortmund.

Daniel Schwaab gegen Florian Klein

Wie Romeu fehlte auch Daniel Schwaab in Freiburg gesperrt. Dass sich in der Innenverteidigung derweil das Nachwuchsduo Antonio Rüdiger/Timo Baumgartl etabliert hat, macht Schwaab endgültig zum Konkurrenten von Florian Klein. Die beiden streiten sich um die Position des Rechtsverteidigers. Veh hatte lange auf den Österreicher gesetzt, bot gegen den FC Augsburg dann aber Schwaab wegen dessen Stärke bei Kopfbällen auf. Die wäre auch gegen die Schalker zu gebrauchen, weil Stevens aber wohl kaum ohne Not seine Abwehr umbauen wird, kommt wieder Florian Klein zum Zug.

Martin Harnik gegen Daniel Ginczek

Um seinen Platz im Team fürchten muss Martin Harnik nicht. Vor allem, weil er ja auch auf der rechten Außenbahn schon seine Qualitäten bewiesen hat. Huub Stevens stellte den Österreicher in Freiburg aber ins Sturmzentrum – wo eigentlich Daniel Ginczek auf dem besten Weg war, sich ins Team zu kämpfen. Armin Veh hatte jedenfalls sehnsüchtig auf den Neuzugang vom 1. FC Nürnberg gewartet, der nach einem Kreuzbandriss erst gesund und fit werden musste. Gegen den FC Augsburg feierte Ginczek sein Startelfdebüt, dann kam Stevens – und der Stürmer muss sich vorerst mit der Jokerrolle begnügen. Weil Martin Harnik mit zwei Treffern bewiesen hat, dass er auch ein Mann für die Spitze ist.

Timo Werner gegen Filip Kostic

Viermal in Folge stand Filip Kostic bis zum Veh-Rücktritt als linker Flügelspieler in der VfB-Startelf. Der sechs Millionen Euro teure Neuzugang sollte sich so endgültig an die Anforderungen der Bundesliga gewöhnen. Huub Stevens aber wollte den Lernprozess nicht abwarten – und brachte Timo Werner, der immerhin schon ein Jahr Bundesliga auf dem Buckel hat. Zwar offenbarte der 18-Jährige Schwächen im Defensivverhalten, zum 4:1 in Freiburg steuerte er aber auch einen Treffer bei. Und hat vorerst die Nase vorn.

Klar ist aber auch: Sicher darf sich Timo Werner ebenso wenig sein wie seine Teamkollegen, die in Freiburg in der Startelf standen. Zumal Stevens’ Optionen zahlreicher werden: Daniel Didavi drängt mittelfristig zurück, auch Georg Niedermeier soll kommende Woche wieder trainieren. Weitere heiße Duelle sind also garantiert.