Cacau beim Torjubel – ab sofort wieder beim VfB II Foto: Baumann

Er ist wieder da: Cacau (34) ist die neue Attraktion in der dritten Fußball-Liga. Der gläubige Torjäger findet als Missionar beim VfB II seine Erfüllung und kann seinen Ehrgeiz kaum zügeln.

Stuttgart - Am Ende ging alles ganz schnell. So schnell, dass die Betreiber seiner Homepage (www.cacau.de) noch nicht auf die jüngste Entwicklung reagiert haben. Die letzte Meldung datiert dort von 2014 und lautet: „Cacau wechselt in die J-League zu Cerezo Osaka.“ Das Japan-Kapitel ist längst Vergangenheit – wie es seine Karriere beim VfB eigentlich auch schon war. Bis der Stürmer am Montag zum Trainerteam der zweiten Mannschaft ging und nach ersten Gesprächen vor Weihnachten grünes Licht gab – für sein Comeback in der dritten Liga, das an diesem Samstag (14 Uhr) im Spiel bei den Würzburger Kickers startet.

Gut, Cacau wird dann zwei Klassen tiefer spielen als früher. Er trägt nicht mehr die Rückennummer 18, sondern die 36 – die 18 ist an Max Besuschkow vergeben: „Da habe ich halt zweimal 18 genommen.“ Das ist neu. Ansonsten aber ist Cacau (34) ganz der Alte.

Mit seinem Alter und dem möglichen Vorhaben, bis 36 zu spielen, habe die Rückennummer nichts zu tun, beteuert er. Wobei: Den Ehrgeiz dazu hätte er. „Manchmal habe ich zu viel davon“, sagt er und baut Spekulationen vor: Ein Comeback in der Bundesliga, wie von zahlreichen Fans bereits ersehnt, soll es nicht geben: „Es ist abgesprochen, dass ich der zweiten Mannschaft helfe.“

„Fußball ohne Druck ist kein Fußball“

Wobei – seinen Tordrang hat der Mann, der in 346 Profispielen für den VfB 109-mal getroffen hat, nicht verloren. Und wie steht es um seine Fitness? Seit Monaten schon trainiert er mit dem VfB II, er war im Januar im Trainingslager in Estepona dabei und hat dort ein Testspiel bestritten: „Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich an Kraft oder Beweglichkeit eingebüßt habe.“ Anders gesagt: Cacau steht voll im Saft, was kein Fehler ist: Gegen den WM-Dritten von 2010 werden die Gegenspieler besonders motiviert sein, „aber ich weiß mich zu wehren“. Alles wie früher also? Nicht ganz. Denn etwas hat ihm zuletzt gefehlt: Sieg und Niederlage. „Fußball ohne Druck ist kein Fußball“, sagt er.

So gesehen ist der VfB II ideal für ihn: Als Tabellenvorletzter ist der Druck enorm – und den macht sich Cacau auch selbst: „Es ist sehr wichtig, dass die Mannschaft in der dritten Liga bleibt.“ Früher habe er sich über die zweite Mannschaft kaum Gedanken gemacht, „inzwischen weiß ich sie zu schätzen“. Was die Talente bewegt, die später in der Bundesliga durchstarten sollen, die sportliche und menschliche Sozialisation des Nachwuchses – das ist jetzt für ihn ein Thema. „Früher habe ich mich gefreut, wenn es ein junger Spieler zu uns Profis geschafft hat.“ Wie und warum? Das war ihm egal. Vor allem in Stuttgart forderten die Fans zu schnell, die Talente müssten gleich oben mitspielen: „Aber die dritte Liga ist eine wichtige Zwischenstation. Da wird nicht mehr Jugendfußball gespielt, da geht es hart zur Sache.“ Für einen, der sich oben durchsetzen wolle, sei das die beste Schule. Dafür braucht es Zeit – und den einen oder anderen Rat eines erfahrenen Kämpen. Zum Beispiel von Cacau.

Er sieht sich, neben seinen Qualitäten als Torjäger, als „Freund“ der jungen Spieler, als „Helfer“ und „Coach“ – und irgendwie auch als Psychologe. Er hat viel erlebt, er spricht die Sprache der Spieler und kann Inhalte treffend vermitteln – oder Botschaften wie diese: „Die Jungen brauchen einen starken Willen. Ich habe viel erreicht, aber ich will noch immer jedes Trainingsspiel gewinnen. Da kann ich ihnen vielleicht Vorbild sein.“

Gut möglich, dass Cacau noch eine Saison dranhängt

Da klingt Cacau, der gläubige Christ, wie ein Missionar. Sportlich fühlt er sich wie im dritten Frühling, mental ist er im siebten Himmel. Er kann „seinem“ VfB helfen. Und er kann seiner Frau Tamara und den drei Kindern nahe sein, deshalb habe er Angebote anderer Clubs abgelehnt. Tochter Lidia (9) und Sohn Levi (8) wollte er nach dem Abenteuer in Japan nicht wieder aus ihrem Umfeld reißen. Was aber nicht bedeutet, dass für ihn im Sommer zwangsläufig Schluss ist: „Das muss nicht meine letzte Station als Spieler sein.“