Der Retter ist jetzt Entwickler: Bruno Labbadia beim Hamburger SV Foto:  

Der Hamburger SV muss unter dem ehemaligen Stuttgarter Trainer sparen und sich zugleich sportlich entwickeln. Bruno Labbadia will deshalb nicht jammern.

Stuttgart/Hamburg - Hätte Bruno Labbadia nicht die Vereinskluft des Hamburger SV übergestreift, man könnte meinen, man befinde sich auf einem Ausflug in die jüngere Vergangenheit des Trainers. Von Ende 2010 bis Mitte 2013 war der heute 49-Jährige Coach beim VfB Stuttgart – und wenn er nun, als HSV-Trainer, die Lage analysiert, dann klingt das recht ähnlich wie in weiß-roten Zeiten. „Es muss sowohl sportlich als auch wirtschaftlich passen“, sagt Labbadia über mögliche Neuzugänge in der Winterpause. „Ich kenne die Situation und gehe davon aus, dass die handelnden Personen das Optimum herausholen“, sagt er über die finanzielle Lage des Clubs. Und ganz allgemein findet er: „Entscheidend ist, dass wir nicht jammern, sondern die Situation annehmen.“ Die zwiegespalten ist. Und eben „ähnlich“ wie einst in Stuttgart.

Bruno Labbadia hat im Frühjahr 2014 einen am Boden liegenden Club übernommen, den Klassenverbleib über die Relegation geschafft und die Truppe einigermaßen stabilisiert. Nun soll er den einst ruhmreichen HSV wieder weiter nach oben führen – und dabei Sparzwänge akzeptieren. Der Verein schreibt seit fünf Jahren rote Zahlen. Labbadia hat seinen Vertrag kürzlich dennoch um ein weiteres Jahr verlängert und findet daher: „Ich habe mich klar zum Club bekannt.“

Der HSV sich zu Labbadia sowieso, seit er vor Monaten den Retter gab und in der Vorrunde dieser Saison stattliche 22 Punkte gesammelt hat. Richtungweisend war dabei der 3:2-Erfolg gegen den VfB, der erst in den Schlussminuten erreicht worden war. An diesem Samstag (18.30 Uhr/Sky) steht das Rückspiel an – und Labbadia weiß über Spiele gegen seinen Ex-Club: „Es waren immer besondere Konstellationen.“

Viel Lob beim 1:2 gegen die Bayern

So werden auch am zweiten Spieltag der Rückrunde Weichen gestellt. Zieht der VfB (18 Punkte) den HSV (22) mit einem Heimsieg zurück in den Kampf gegen den Abstieg? Oder setzen sich die Hamburger wieder weiter ab? „Wir wollen den VfB auf Distanz halten“, sagt Labbadia und fügt betont selbstbewusst hinzu: „Wir sind gut vorbereitet und haben eine ordentliche Auswärtsbilanz. Mit diesem Wissen fahren wir da hin.“ Ganz sicher ist er sich seiner Sache dann aber wohl doch nicht.

Zwar heimste der HSV bei der 1:2-Niederlage gegen den FC Bayern einige Komplimente ein, unter anderem von Münchens Coach Pep Guardiola („Der HSV ist nicht mehr die Mannschaft der vergangenen zwei Jahre“). Labbadia meint vor der Partie in Stuttgart dennoch: „Wir waren in der Hinrunde auch schon mal weiter als jetzt.“ Einige kleinere Verletzungen hätten die Entwicklung immer wieder gebremst, erklärt er, „wir müssen immer mal wieder einen Schritt zurück machen“. Auch das klingt irgendwie nach seiner Zeit in Stuttgart.