Wieder fit: Ibisevic. Foto: dpa

Der Angreifer drängt nach seiner Rotsperre zurück ins Team.Sportvorstand Fredi Bobic freut's: „Seine Art hat uns gefehlt.“

Der Angreifer drängt nach seiner Rotsperre zurück ins Team.Sportvorstand Fredi Bobic freut's: „Seine Art hat uns gefehlt.“

Stuttgart - Huub Stevens ist ein Mann der klaren Worte – doch wenn es um die Rückkehr von Rotsünder Vedad Ibisevic geht, hält sich der VfB-Trainer bedeckt. „Wir müssen schauen, wie er drauf ist, er hat fünf Wochen lang nicht gespielt“, sagt Stevens über den Angreifer, „wir müssen abwarten, wie die Trainingswoche verläuft.“ Und überhaupt, ergänzt der Coach, „die Jungs haben das beim 1:1 in Bremen ordentlich gemacht“.

Sitzt Ibisevic (29) bei der Partie gegen den Hamburger SV an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky) also nur auf der Bank? Wohl kaum – denn beim VfB hoffen sie darauf, dass der Bosnier die Wende zum Guten bringt. Am 20. Spieltag flog er nach einer Tätlichkeit gegen Jan-Ingwer Callsen-Bracker (FC Augsburg) vom Platz. Nun soll Ibisevic mit seinen Torjäger-Qualitäten für den ersten Dreier nach zehn Partien ohne Sieg sorgen.

Trainer Huub Stevens will sich bei seiner Aufstellung nicht in die Karten schauen lassen – dafür wird Fredi Bobic deutlicher. „Vedad ist unbestritten unser Torjäger“, sagt der Sportvorstand, „seine Art, wie er spielt, hat uns in den vergangenen Wochen gefehlt, diese Art hätten wir gut brauchen können.“ Bobic meint damit nicht nur die Vollstreckerqualitäten des Bosniers. „Vedad ist einer, der sich reibt und so Lücken reißt zwischen den gegnerischen Verteidigern“, sagt der frühere Torjäger.

Obendrein braucht der VfB dringend einen Elfmeterschützen, nachdem Christian Gentner (beim 2:2 gegen Eintracht Braunschweig) und Martin Harnik (beim 1:1 in Bremen) ihre Chancen vom Punkt jeweils vergaben. Ibisevic verwandelte in dieser Saison immerhin zwei seiner drei Strafstöße. Bobic sagt, dass Ibisevic bereit sei für die Rückkehr in die Startelf. „Er hat im Training Vollgas gegeben und sich voll reingehauen.“ Über die Tätlichkeit und die Rote Karte gegen den FC Augsburg sei genug geredet worden, ergänzt Bobic: „Das haben wir nicht mehr thematisiert.“

Jetzt soll Ibisevic, wenn man so will, wieder andere Taten sprechen lassen. Und wenn es nach der Meinung von Ex-VfB-Torjäger Giovane Elber (41) geht, wird er das auch tun. „Jeder weiß doch, was Vedad Ibisevic kann“, sagt Elber, der 1997 mit dem VfB den DFB-Pokal holte. „Jeder andere Club könnte froh sein, wenn er so einen starken Stürmer hätte.“ Der VfB brauche in der schwierigen Phase im Kampf gegen den Abstieg dringend seinen Knipser. „Die Jungs haben ja zuletzt ordentlich gespielt“, sagt Elber, „aber vorne muss wieder jemand da sein, der die Dinger reinmacht.“

Cacau und Timo Werner gelang das zuletzt nicht, Mohammed Abdellaoue leidet an einem Muskelfaserriss – da kommt die Rückkehr des Vedad Ibisevic gerade recht. Wobei: Ein Selbstläufer werde es gegen den HSV nicht, meint Giovane Elber. „Vedad braucht dringend die Hilfe seiner Teamkollegen“, sagt der Brasilianer. Fünf Wochen ohne Spielpraxis seien eine lange Zeit, erklärt Elber, „die anderen Spieler müssen ihre Leistung bringen und Ibisevic so mitreißen, anders geht es nicht“.

Ist Ibisevic am Samstag aber tatsächlich so sehr auf seine Teamkollegen angewiesen? Klares Nein – sagt zumindest Andreas Buck (46). Der frühere Mittelfeldmann holte 1997 zusammen mit Elber den DFB-Pokal.

Beim Thema Ibisevic widerspricht er seinem früheren Mitspieler. „Ich stufe Vedad so ein, dass er sich auch nach den fünf Wochen Pause im positiven Sinne gar keinen Kopf macht und wie gewohnt sein Ding macht“, sagt Buck, „und genau so etwas braucht die Mannschaft jetzt auch in dieser schwierigen Phase.“ Ibisevic benötige keine Hilfe, meint Buck, „und der Rest der Truppe wiederum weiß, dass da einer kommt, der sich vorne drin keine großen Gedanken macht und die Dinger im Zweifel reinhaut – das gibt dir als Mitspieler unbewusst einen Schub.“ Dabei komme es gegen den HSV nicht nur auf Ibisevics Vollstreckerqualitäten an, sagt Buck. „Er spielt mit Haken und Ösen, und das kann gegen einen direkten Konkurrenten von Vorteil sein.“

Ibisevic sei ein Stürmer, der sich wehre, ergänzt Andreas Buck. „Er kann auch austeilen, und wenn er es nicht wie gegen Augsburg übertreibt, hilft das der Mannschaft weiter. Aber da wandelt man auf einem schmalen Grat.“ Wenn Vedad Ibisevic, der beim VfB noch einen Vertrag bis 2016 hat, dieser Balance-Akt gelingt, kann er sich in den nächsten Wochen zum Erfolgsgaranten entwickeln.

Das weiß übrigens auch Trainer Huub Stevens, der sich immerhin noch einen klaren Satz zu Ibisevic entlocken ließ: „Er ist auch als Person sehr wichtig für die Mannschaft.“

Was gegen den HSV zu beweisen wäre.