Der ivorische Nationalspieler Geoffroy Serey Die, den sich der VfB Stuttgart nun als Verstärkung holt, ist ein Abräumer im defensiven Mittelfeld - der offenbar keine Kompromisse kennt.
Stuttgart - Nein, versicherte Robin Dutt am vergangenen Samstag, das 0:1 gegen Borussia Mönchengladbach habe keinen Einfluss auf die Entscheidung. Dass der VfB Stuttgart kurz vor Ende der Transferperiode II doch noch aktiv werden würde, stand bereits vor dem Rückrundenauftakt fest. Am Montagvormittag folgte dann der Vollzug, der folgendes Geschäft besiegelte: Geoffroy Serey Die gehört die nächsten zweieinhalb Jahre zum Kader des VfB Stuttgart.
Wer nun fragt „Geoffroy wer?“, dem ist am ehesten mit dem Verweis auf die Weltmeisterschaft 2014 geholfen. Da lieferte der Ivorer Bilder für die Jahresrückblicke, als er während der Nationalhymne der Elfenbeinküste bitterlich weinte. Doch es gibt noch mehr zu erzählen über den defensiven Mittelfeldspieler. Und wer will, kann mit diesen Geschichten ein ganz schön schräges Bild von Geoffroy Serey Die zeichnen.
Da ist zum Beispiel die Sache mit der verspäteten Rückkehr von einer Reise mit der Nationalmannschaft im Herbst 2014. Die stand im folgenden Heimspiel des FC Basel nicht im Kader, und weil er die dennoch geforderte Präsenz auf der Tribüne und in der Kabine nicht zeigte, war das Zerwürfnis mit Coach Paulo Sousa perfekt. Noch schlimmer klingt die Geschichte aus dem Jahr 2012.
Da stand Serey Die beim FC Sion unter Vertrag – und weil ein Balljunge ihm im Spiel in Lausanne die Kugel nicht schnell genug reichte, strafte er ihn nach der Partie mit einer Ohrfeige ab. Acht Spiele Sperre waren die Folge. Für Kopfschütteln hatte er aber bereits bei seinem Wechsel zum FC Sion gesorgt – er soll zeitgleich noch einen Vertrag bei einem anderen Vertrag unterschrieben haben. Am Ende klärte der Internationale Sportgerichtshof (Cas) den Fall. Eine erneute Sperre wurde mittels eines Vergleichs abgewendet. Hat sich der VfB also für rund 350 000 Euro nicht nur einen Spieler, sondern auch jede Menge Probleme eingekauft?
Könnte man meinen, doch Weggefährten versichern: Es gibt auch den anderen Geoffroy Serey Die. Der sich zum Beispiel sofort bei dem Jungen für die Ohrfeige entschuldigte und wochenlang an dem Vorfall zu knabbern hatte. Der Opfer von Verwechslungen wurde (nicht er war bei einer Teamsitzung eingenickt, sondern ein Kollege). Der ein richtig netter Kerl und liebvoller Familienvater sein kann. Und vor allem: Der ein Team durchaus weiterbringen kann.
In Basel, wo er auch Erfahrung in der Champions League sammelte, haben sie jedenfalls die kompromisslose Art des Ivorers schätzen gelernt. Serey Die „erobert Bälle, räumt ab, rückt mit auf und ist ein Pressing-Spieler“, sagt VfB-Sportvorstand Robin Dutt. Dazu bringt er Aggressivität und Emotionen ins Spiel und ist damit genau der Spielertyp, den sich Trainer Huub Stevens noch gewünscht hat. Derzeit interpretiert Oriol Romeu die Rolle zwar ballsicher, aber auch defensiv und sehr sachlich. Der junge Carlos Gruezo ist noch angeschlagen.
Die teils nicht ganz astreinen Vorgeschichten des Neuen kann die sportliche Leitung der Roten da durchaus verschmerzen. Experten wissen: Im Winter bekommt man entweder brauchbare Spieler, die anderswo Probleme haben, oder problemlose Akteure, die aber sportlich nicht überzeugen konnten. Der Sportvorstand und die VfB-Scouts hatten Serey Die schon länger im Blick, Stevens’ Team war nach intensivem Studium der Videos ebenfalls schnell angetan, und auch Nachwuchschef Rainer Adrion wurde angehört – schließlich soll kein eigenes Talent blockiert werden. Serey Die soll den Jungen nun sogar helfen.
„Er ist ein international erfahrener Spieler, der unserem Spiel mit seiner kompromisslosen Spielweise Stabilität verleihen soll“, sagt Dutt, der im Neuzugang „einen Orientierungspunkt für unsere jungen Spieler“ sieht. Wenn er erst mal in Stuttgart ist.
An diesem Mittwoch steht Serey Die mit der Elfenbeinküste im Halbfinale des Afrika-Cups, am Wochenende finden das Spiel um Platz drei (Samstag) und das Finale (Sonntag) statt. Frühestens Mitte nächster Woche kann der 30-Jährige erstmals mit den neuen Kollegen trainieren. Robin Dutt allerdings ist sicher: „Er wird sich in der neuen Umgebung schnell zurechtfinden.“
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