Der VfB plant weiter mit Boulahrouz, dessen Vertrag soll entgegen der ursprünglichen Absicht um ein Jahr verlängert werden. Foto: dapd

Mit seinem zweiten Bundesligatreffer hatte der Niederländer alle überrascht - außer sich selbst.

Stuttgart - Khalid Boulahrouz wusste gar nicht, wohin mit seinen ganzen Emotionen. Nach seinem Tor zum 2:0-Endstand beim 1. FC Kaiserslautern rannte der Verteidiger des VfB Stuttgart einfach los und schrie seine Freude heraus. Später wunderte er sich: "Ich habe mir fest vorgenommen: Wenn ich mal ein Tor erziele, dann mache ich einen besonderen Jubel. Als es jetzt passiert ist, war ich so glücklich, dass ich ganz vergessen hatte, was ich machen wollte."

Boulahrouz überrascht alle - außer sich selbst

Mit seinem zweiten Bundesligatreffer hatte der Niederländer alle überrascht. Nur einen nicht: sich selbst. "Ich hatte schon seit längerem das Gefühl, dass ich bald ein Tor machen würde. Chancen dazu hatte ich zuletzt ja immer wieder." Doch was heißt das schon bei einem Spieler, der sich derart präzise an seinen letzten Treffer erinnert wie Boulahrouz: "Es war kalt, und es hat geschneit."

Bobic: "Dass ich das noch erleben darf."

Außerdem liegt dieser Glücksmoment ziemlich genau sechseinhalb Jahre zurück. Am 12. März 2005 hatte Boulahrouz einen Treffer zum 4:3-Sieg des Hamburger SV bei Arminia Bielefeld beigesteuert. Lange her. So lange, dass Sportdirektor Fredi Bobic jetzt frotzelte: "Dass ich das noch erleben darf." Kollege Martin Harnik stichelte: "Jetzt ist es schon so weit, dass Boula die Tore für uns machen muss."

Nun ja, ganz so ungewöhnlich ist das dann doch nicht, befand Boulahrouz: "Bis zum Alter von 13 Jahren war ich Stürmer. Das Toreschießen steckt immer noch in meiner Seele drin", sagte er ganz ernst - und musste dann doch schmunzeln. Auch aus Erleichterung darüber, dass er sich nach Monaten und Jahren voller Rückschläge, Verletzungen und Zweifel an seinen Qualitäten wieder mal ins rechte Licht rücken konnte. "Ich habe immer an meine Stärken geglaubt, Bruno Labbadia hat mir das Vertrauen geschenkt, und jetzt habe ich Fitness, Selbstvertrauen und innere Ruhe."

Boulahrouz zeigt endlich Biss

Der stete Aufwärtstrend in dieser Saison soll belohnt werden. Der VfB plant weiter mit Boulahrouz. Dessen Vertrag (bis 2012) soll entgegen der ursprünglichen Absicht um ein Jahr verlängert werden, und in seinem Schatten soll sich Steffen Lang (18) in der kommenden Saison in Ruhe entwickeln. Bisher spielt der gebürtige Nördlinger, 2009 deutscher B-Juniorenmeister mit dem VfB, in der zweiten Mannschaft: Am Wochenende fehlte er wegen Grippe, davor hatte er es auf acht Drittligaeinsätze gebracht - und ein Tor. Insofern kann sogar Khalid Boulahrouz noch von ihm lernen.