Neu im VfB-Tor: Thorsten Kirschbaum Foto: Baumann

Vier Jahre lang war er die Nummer eins im Tor des VfB Stuttgart – doch statt Sven Ulreich ist nun Thorsten Kirschbaum am Zug. „Darauf habe ich hingearbeitet“, sagt der 27-Jährige.

Stuttgart - Als hätte der Tag nicht schon bescheiden genug begonnen, zog er sich für Sven Ulreich auch noch unnötig in die Länger. Der Torhüter des VfB Stuttgart war zur Dopingkontrolle ausgelost worden. Strammen Schrittes kam er kurz vor 19 Uhr aus den Katakomben der Mercedes-Benz-Arena gestürmt – und verschwand dann ebenso wortlos wie schnell. Keine Frage: Sven Ulreich war ordentlich angefressen und angegriffen. Schuld daran war Armin Veh. Man könnte fast sagen: schon wieder.

„Ich bin Überzeugungstäter“, hatte der VfB-Trainer kurz zuvor erklärt und damit seinen Wechsel auf der Torhüterposition begründet. Statt Sven Ulreich, der vier Jahre lang die Nummer eins beim VfB gewesen ist, stand gegen Hannover 96 Thorsten Kirschbaum zwischen den Pfosten – und wird das auch weiterhin tun. „Wenn ich von etwas überzeugt bin, dann mache ich das auch. Es würde keinen Sinn ergeben, wenn ich alle zwei Spieltage den Torhüter wechsle“, sagte Veh. Was bedeutet: Wenn sich Kirschbaum nicht verletzt, nicht Rot sieht oder regelmäßig patzt, ist Ulreich für diese Saison seinen Stammplatz los. So wie damals, während der ersten VfB-Amtszeit von Armin Veh.

Da verdrängte Ulreich erst Raphael Schäfer, nach einigen Spielen aber entzog Veh dem damals 19-Jährigen das Vertrauen wieder. Schäfer kehrte zurück, es folgten zwei Jahre mit Jens Lehmann, erst dann bekam Ulreich eine neue Chance. Seit dem neuerlichen Vertrauensentzug am Samstag ist klar: Dicke Freunde werden Veh und Ulreich nicht mehr – obwohl der Coach beteuerte, die Vergangenheit habe mit der Entscheidung nichts zu tun: „Sven hat sich seitdem total gut entwickelt.“ Aber nicht gut genug.

Ulreichs Patzer am Mittwoch in Dortmund, der das 2:2 des BVB ermöglicht hatte, war für Veh das letzte Argument für den Wechsel. „Ich glaube nicht, dass ich was geändert hätte, wenn wir in Dortmund gewonnen hätten“, gab er zu und sagte über den Moment, als Ulreich von seiner Degradierung erfuhr: „Er hat ordentlich reagiert, aber er war unheimlich enttäuscht – und das ist absolut nachvollziehbar.“

Nicht nur, weil es eine Entscheidung von langer Brenndauer ist. Sondern auch, weil für Ulreich, den gebürtigen Schorndorfer, der VfB schon immer eine Herzensangelegenheit war. „Das ist bitter für ihn“, sagte Mittelfeldspieler Daniel Didavi, „er hat uns oft den Arsch gerettet.“ Per Facebook meldete sich Ulreich dann am Sonntag zu Wort: „Auch wenn die Perspektive für mich ungewöhnlich war: Das Wichtigste waren die drei Punkte für unseren VfB. Über diesen Heimsieg habe ich mich richtig gefreut.“ Für den Kollegen Kirschbaum gab es nach der Partie eine kurze Gratulation. „Unser Verhältnis ist gut“, versicherte die neue Nummer eins.

Der 27-jährige Kirschbaum („Ich habe eineinhalb Jahre darauf hingearbeitet“) bot eine fehlerfreie Leistung in seinem vierten Bundesligaspiel – und bekam anschließend auch vom Torschützen Daniel Schwaab ein Lob: „Kirsche hat eine super Ausstrahlung. Wir haben zu null gespielt. Das spricht für die Mannschaft – und für ihn.“