Nicht nur die Ergebnisse, auch verschiedene Leistungsdaten sprechen derzeit gegen die Spieler von Hertha BSC. Gegen den VfB Stuttgart wollen die Berliner aber eine Erfolgsserie starten.
Berlin/Stuttgart - Es sind nicht immer nur die nackten Zahlen und Fakten, nach denen das emotionsgeladene Fußballgeschäft zu bewerten ist. Aber eben auch. Und deshalb ist Michael Preetz beim Statistik-Studium vor der Partie von Hertha BSC an diesem Freitag (20.30 Uhr/Sky) gegen den VfB Stuttgart doch ein wenig der Kamm geschwollen.
Wie der kommende Gegner haben die berliner aus den ersten sechs Spielen gerade einmal fünf Punkte geholt, zuletzt gab es ein 0:1 beim FC Augsburg, und der Hertha-Manager sah den Zeitpunkt gekommen, mal ordentlich dazwischenzufahren. „Wir müssen die Ursachen nicht beim Schiedsrichter, nicht bei den Balljungen und auch nicht beim Gegner suchen, sondern nur bei uns“, grantelte Preetz und ergänzte seine Ausführungen um eine klare Forderung: „In der Lauf- und Einsatzbereitschaft müssen wir deutlich zulegen – nicht irgendwann, sondern sofort.“ Wie gesagt: Preetz kannte Zahlen und Fakten.
Und die belegen, dass die Hertha-Profis vom Niveau der vergangenen Saison ein schönes Stück entfernt sind. Auch der Saisonvergleich mit dem VfB fällt nicht gerade schmeichelnd für die Truppe von Trainer Jos Luhukay aus. Durchschnittlich 119 Kilometer ist das Stuttgarter Team pro Spiel bisher gelaufen – die Hertha kommt auf 113. 80 Prozent der Stuttgarter Pässe kommen an – bei den Berlinern nur 68 Prozent. Der VfB gab 17 Torschüsse ab – die Hertha nur acht. Die Stuttgarter bekamen neun Gegentore, die Hertha bekam zwölf. Dazu kommt: Im Spiel beim FC Augsburg gewannen die Berliner nur 41 Prozent ihrer Zweikämpfe. „Wir reden hier ja nicht über die hohe Kunst des Fußballs, sondern darum, uns voll reinzubeißen“, sagte Michael Preetz. Gegen den VfB soll das nun gelingen. „Bei uns steht wirklich viel auf dem Spiel“, sagt Julian Schieber.
Der Stürmer, der einst in Stuttgart zum Profi reifte, kam vor der Saison von Borussia Dortmund in die Hauptstadt, legte einen starken und torreichen Start hin, muss sich nun aber neuer Konkurrenz erwehren. Die Hertha hat auch noch Ex-Chelsea-Star Salomon Kalou verpflichtet. Das klingt erstmal nicht schlecht, weil der prominente Afrikaner aber bei weitem nicht der einzige Neue in Berlin ist, kam der Hertha-Motor im zweiten Jahr nach dem Aufstieg erstmal ins Stocken. „Die Berliner haben viele neue Spieler, die sich erst finden müssen“, sagt VfB-Trainer Armin Veh und hofft, dass diese Findungsphase noch lange nicht abgeschlossen ist. „Das ist ein Prozess, der auch mal ein halbes Jahr dauern kann.“ Die gewachsenen Ansprüche an der Spree erfordern aber einen zügigen Umschwung, will Luhukay seine Arbeit in aller Ruhe fortsetzen. „Natürlich hat Hertha auch andere Ansprüche“, sagt Veh, „da geht es ihnen ähnlich wie uns.“ Immerhin: Der VfB reist mit einem Erfolgserlebnis im Gepäck nach Berlin und kann ein Stück weit abwartender agieren als die Gastgeber. Die suchen nach dem Esprit der vergangenen Saison.
„Da war eine unserer Stärken das schnelle Umkehrspiel von Abwehr auf Angriff“, erinnert sich Luhukay und stellt eine Frage, die er gleich selbst beantwortet: „Aber was braucht man, um schnell umschalten zu können? Man muss Zweikämpfe gewinnen.“ Nun also ist die Mannschaft gefragt, die Antwort auf all die Fragen zu liefern, die der missratene Saisonstart aufgeworfen hat. „Wichtig ist, dass wir mal eine kleine Serie starten“, sagt Kapitän Fabian Lustenberger – dem ausgerechnet ein Ex-Stuttgarter Hoffnung macht. Oder besser gesagt: Eine Statistik, die endlich auch mal für Hertha BSC spricht.
Von den fünf Partien, die Julian Schieber bisher gegen den VfB bestritten hat, hat der Angreifer mit Nürnberg und Dortmund vier gewonnen (ein Unentschieden).