Pellegrino Matarazzo hat gute Laune. Der VfB Stuttgart reist mit Selbstvertrauen nach Leipzig – und dort kommt es zu einer besonderen Begegnung. Foto: Baumann/Julia Rahn

Erstmals treffen in der Fußball-Bundesliga zwei amerikanische Trainer aufeinander. Auf unterschiedlichen Wegen sind Pellegrino Matarazzo vom VfB Stuttgart und Jesse Marsch von RB Leipzig dorthin gelangt.

Stuttgart - In der Großfamilie Matarazzo hat Fußball schon immer eine wichtige Rolle gespielt. Der kleine Pellegrino jagte in New Jersey im Garten der Eltern mit seinen Brüdern und Cousins der Kugel hinterher. Der Vater war und ist noch immer Fan des SSC Neapel – und alle Kinder wollten wie Diego Maradona sein. Noch heute ist die Affinität der Italoamerikaner zum Calcio enorm. Mama Matarazzo verfügt über eine Kiste mit Italien-Trikots, die sie gerne verteilt, wenn Spiele der Nationalmannschaft aus der alten Heimat im Fernsehen übertragen werden.

Auch Jesse Marsch fand schnell zum Fußball, obwohl er aus dem Bundesstaat Wisconsin stammt – und dort spielen die Jungs am liebsten Football. Marsch hat es dann zwar mit den traditionellen US-Sportarten Eishockey und Basketball versucht, wollte aber dem früheren Bundesliga-Stürmer Erik Wynalda nacheifern. Bis er einen argentinischen Austauschschüler kennenlernte – und anfing, für Maradona zu schwärmen.

Ein besonderer Moment für den US-Fußball

Nun verbindet Matarazzo und Marsch nicht nur ihre Begeisterung für die verstorbene Fußballikone. An diesem Freitag (20.30 Uhr) treffen die beiden US-Trainer erstmals in der Bundesliga mit ihren Mannschaften aufeinander: RB Leipzig mit Marsch an der Seitenlinie erwartet den VfB Stuttgart mit Matarazzo. „Es war vor ein paar Jahren unvorstellbar, dass zwei amerikanische Trainer in einer europäischen Topliga gegeneinander spielen könnten“, sagt Marsch. „Für mich persönlich hat diese Begegnung gar nicht so eine große Bedeutung, aber ich merke, dass es ein besonderer Moment für den US-Fußball ist“, sagt Matarazzo.

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Der VfB-Coach hat Interviewanfragen aus den USA erhalten, was den gehobenen Stellenwert des Fußballs in Nordamerika dokumentiert. „Es entwickelt sich positiv, seit die Nachwuchsakademien eingeführt wurden und großer Wert auf die Jugendarbeit gelegt wird. Immer mehr Spieler und Trainer sind in Europa tätig – und es ist Potenzial für mehr da“, sagt Matarazzo, der es noch anders kennt. Er flog im Jahr 2000 als 22-Jähriger nach dem Mathematik-Studium mit dem Vorsatz über den Großen Teich, Profi werden zu wollen. Es reichte bis zur dritten Liga. Anschließend lernte er hier das Trainerhandwerk.

Was hält Jesse Marsch vom VfB Stuttgart?

Marsch absolvierte 321 Spiele in der Major Soccer League, war danach Co-Trainer der Princeton University Tigers, ehe er in den Red-Bull-Kosmos gelangte. Zunächst in New York, danach als Assistent von Ralf Rangnick in Leipzig und schließlich als Chefcoach in Salzburg. Jetzt gibt der 47-Jährige die Marsch-Richtung in Leipzig vor. „Der VfB ist sehr spielstark und hat in den vergangenen zwei Partien viele Tore erzielt“, sagt er in typisch amerikanischem Slang.

„Jesse Marsch macht seit Jahren einen fantastischen Job“, sagt Matarazzo. Er spricht ein nahezu akzentfreies Deutsch. Dafür hat sich sein Amerikanisch offenbar eingefärbt. „Meine Tanten und Onkel behaupten immer, dass ich Englisch wie ein Deutscher spreche“, sagt der 43-jährige Nachkomme italienischer US-Einwanderer, der seit mehr als 20 Jahren in good old Germany arbeitet.