VfB-Legenden international, hier vor dem Abflug nach Madrid im September: Timo Hildebrand, Kevin Kuranyi, Guido Buchwald, Hansi Müller und Cacau (v.li.). Foto: imago//Herbert Rudel

Es war ein packender Sieg des VfB Stuttgart bei Juventus Turin. Mancherorts im Stadion ging es hochemotional zu – zu sehen auch auf einem Video, das einige VfB-Legenden beim Torjubel zeigt.

Die Reisegruppe in Reihe drei des Juventus-Stadions war prominent besetzt. Die VfB-Legenden Cacau, Timo Hildebrand, Hansi Müller und Guido Buchwald verfolgten den 1:0-Sieg ihres VfB Stuttgart nebeneinander im Oberrang der Haupttribüne – wo sie am Dienstagabend selbstredend nicht allein waren. Auch andere Delegationsmitglieder des VfB waren dabei. Ebenso Anhänger von Juventus Turin, die bei dem packenden Spiel in der Champions League in diesem gemischten Block saßen, was die Sympathien für die beiden Clubs angeht.

 

Nach dem vergebenen Elfmeter durch VfB-Offensivmann Enzo Millot in der 86. Minute kochten die Emotionen dann über. Zumindest bei einem Mann. Sagt: Timo Hildebrand – der später mit seinen VfB-Legendenkollegen in einem Jubelvideo aus besagter Reihe drei zu sehen ist, das im Netz viral gehen wird. Doch erst einmal der Reihe nach.

Millot also vergibt den Elfer – und ein Mann im Juve-Trikot beginnt nach Angaben Hildebrands, die besagte VfB-Reisegruppe zu provozieren. „Er saß schräg vor uns in Reihe eins und hat sich wild gestikulierend vor uns aufgebaut, er hat ein oder zwei Minuten lang ein echtes Feuerwerk abgebrannt, mit Gesten und auch verbal, er hat uns beschimpft – bis ein Ordner kam und ihn weggeholt hat“, sagt Hildebrand – dessen Legendenkollege Hansi Müller ebenfalls deutlich wird.

Der frühere Mittelfeldmann betont, dass die „Verhöhnung von diesem Kasper uns gegenüber gar nicht ging. Der hätte vom Ordner sofort des Stadions verwiesen werden sollen. Ich habe schon viele Fußballspiele gesehen, aber so etwas, so eine Verhöhnung, habe ich noch nicht erlebt.“ Mit Cacau, der neben ihm saß, sei er sich, so Müller weiter, sofort einig gewesen: „Wir haben uns gedacht, was denn mit dem los ist, der tickt ja nicht sauber.“

Dann sei erst einmal Ruhe gewesen, betonen Müller und Hildebrand. Bis der VfB durch El-Bilal-Touré in der Nachspielzeit das Siegtor schoss. Und dann wiederum die VfB-Legenden aus Haupttribünen-Reihe drei aus dem Sattel, respektive aus ihren Sitzen gingen.

Gefilmt von einem Zuschauer ein paar Reihen nebenan. Zu sehen auf dem Handyvideo sind: Cacau, Müller, Hildebrand und Buchwald. Wie normale Anhänger, hüpfend, singend, johlend. Cacau und Müller zeigen dabei auch auf den besagten Anhänger nach unten in Reihe eins. Der Juve-Fan geht dann wieder in die Mitte, auf die Höhe der VfB-Legenden. Wo es schließlich, nun ja, zu einem Austausch kommt. Mit Müller und Cacau, die auf dem Video zu sehen sind, und dem besagten Fan mit ein paar Handzeichen und Sprüchen ihre Sicht der Dinge darlegen. Das aber: ohne obszöne Gesten oder dergleichen aufseiten der VfB-Legenden. „Cacau und ich hatten dem Typen signalisiert, warum er denn jetzt nach dem Tor nicht wie vorher nach dem Elfmeter wieder sein Tänzchen vor uns aufführt, er ist ja dieses Mal erstmal schön sitzen geblieben“, sagt Müller.

Absehbar war dann wiederum, dass das Video mit den Szenen von der Tribüne hinterher steil ging im Netz, es sind ja schließlich ein paar prominente Ex-VfB-Profis, die da sehr ausgelassen jubeln und feiern. Timo Hildebrand betont, dass er nicht wolle, dass der Eindruck entsteht, „dass wir uns für irgendwas rechtfertigen müssen – denn so ist es nicht.“

Der Torjubel von Turin, sagt der ehemalige Keeper weiter, gehöre dazu zum Fußball, denn: „Es hat keiner von uns übertrieben reagiert, es war alles im Rahmen. Und dass wir ein bisschen auf den Typen gezeigt haben, der uns ein paar Minuten vorher extremst provoziert hat, ist bei all den Emotionen, die bei so einem packenden Fußballspiel auch mal rausmüssen, normal. Es war von unserer Seite aus aber alles im Rahmen der üblichen Emotionen, die so ein Fußballspiel eben manchmal auslösen kann.“

Müllers Ergänzung zum Schluss

Und Hansi Müller ergänzt: „Wir waren als VfBler in Turin – und wenn wir und unser Verein von einem Typen verbal so angegangen werden, müssen wir reagieren, da kannst du dann nicht einfach sitzen bleiben. Ich hoffe, dass die Sache so aufgenommen wird, dass wir unseren Verein beschützen und uns für ihn wehren wollten nach solchen unsäglichen Provokationen.“