Ein Platzverweis für Leverkusens Torschütze war aus Sicht von Sebastian Hoeneß zwingend. Er steht mit dieser Meinung nicht alleine da.
Robert Andrichs Rolle bei Bayer Leverkusen ist relativ eindeutig definiert. In der so spielstarken Mannschaft sorgt der defensive Mittelfeldspieler als Abräumer vor der Abwehr für die nötige Stabilität, oft mit einer Härte im Grenzbereich des Erlaubten. Das war auch beim 3:2-Sieg im DFB-Pokal gegen den VfB Stuttgart der Fall, wobei vor allem eine Szene in der 36. Minute die Gemüter erhitzte.
Schon mit Gelb vorbelastet nach einem harten Einsteigen gegen Atakan Karazor (18.) war Andrich Stuttgarts Enzo Millot auf den Fuß gestiegen. Schiedsrichter Daniel Schlager verzichtete auf eine zweite Gelbe Karte – aus Sicht des Stuttgarter Trainers Sebastian Hoeneß nicht einmal eine strittige Entscheidung, sondern schlichtweg eine falsche: „Man muss Gelb-Rot geben. Es waren zwei harte Fouls“, sagte Hoeneß nach Spielende.
Schlager habe über weite Strecken ein gutes Spiel gemacht – aber: „Das sind möglicherweise spielentscheidende Situationen, die uns keiner mehr zurückbringt. Deshalb bin ich nicht nur enttäuscht, sondern auch angefressen.“ In der zweiten Hälfte erzielte eben jener Andrich den 1:1-Ausgleich.
Manuel Gräfe stimmt Sebastian Hoeneß zu
Zustimmung erhielt Hoeneß vom langjährigen Bundesliga-Schiedsrichter Manuel Gräfe, der auf dem sozialen Netzwerk X von einer „berechtigten Kritik“ des Stuttgarter Trainers schrieb. Andrich sei Millot „mit Tempo ins Kreuz“ gesprungen, zudem habe ein „klares Stempeln im Fußbereich“ vorgelegen – eine Ampelkarte wäre deshalb für Gräfe folgerichtig gewesen.
Andrich selbst gestand nach Spielende: „Es ist natürlich ein Kontakt da, vielleicht habe ich ein bisschen Glück gehabt.“ Die Szene war auch in der Halbzeit in der Bayer-Kabine Thema, wie Trainer Xabi Alonso nach Spielende bestätigte. „Ja, wir haben darüber gesprochen, dass es wichtig ist, dass er keine Rote Karte bekommt und dass er kontrolliert in die Duelle gehen muss.“
Dass Andrich nicht ausgewechselt wurde, bezeichnete Leverkusens Siegtorschütze Jonathan Tah gar als „gefährlich. Aber manchmal muss man solche Risiken eingehen. Es war eng, aber er ist auf dem Platz geblieben, also ist alles gut.“ Zumindest für Leverkusen.