Das Kontrollgremium des VfB Stuttgart tagte im Sparmodus. Dieter Hundt hatte am Samstag zum Krisengipfel nach Uhingen gebeten.
Stuttgart - Das Kontrollgremium des VfB Stuttgart tagte im Sparmodus. Dieter Hundt hatte am Samstag zum Krisengipfel nach Uhingen gebeten. Gegen 14 Uhr trafen ein: Mercedes-Marketingchef Joachim Schmidt, der pensionierte LBBW-Vorstand Rudolf Zipf und Ex-VfB-Profi Hansi Müller. Der ehemalige EnBW-Vertriebschef Ralf Klöpfer ließ sich entschuldigen. Auch Gazi-Chef Eduardo Garcia bat um Nachsicht. Er weilte im Ausland. Aber die Meinung des früheren Hauptsponsors kannte Dieter Hundt auch so: Garcia hielt Mäuser als VfB-Präsident schon immer für so geeignet wie einen Sumo-Ringer fürs Stuttgarter Staatsballett.
Gegen 16 Uhr stieß der noch amtierende VfB-Chef zur Runde. Und wie immer in den vergangenen zwei Wochen versuchte er die Kritik an seiner autokratischen Amtsführung zu entkräften, die miese Stimmung auf der VfB-Geschäftsstelle und die Unzufriedenheit vieler Sponsoren und Fans spielte er vor Mitarbeitern zuletzt herunter zu einer kurzfristigen atmosphärischen Störung.
Doch die kontrollierte Offensive des ehemaligen Porsche-Managers kommt zu spät. Das Kontrollgremium verhängte zwar eine strenge Nachrichtensperre, am Ergebnis der Beratungen gibt es nach Informationen unserer Zeitung aber keine Zweifel: Aufsichtsratschef Dieter Hundt und seine Helfer bedeuteten Mäuser, dass sein Gastspiel auf dem Cannstatter Wasen noch vor der Mitgliederversammlung am 22. Juli zu Ende geht. Die Amtszeit des scheidenden VfB-Chefs (Jahresgehalt rund 350 000 Euro) läuft bis Juli 2015, weshalb er eine Abfindung von rund 400 000 Euro kassieren dürfte.
Hansi Müller hat kein Interesse
Schon am kommenden Mittwoch tagt der Aufsichtsrat nach Informationen unserer Zeitung erneut, dann wohl in voller Besetzung. Danach will sich Dieter Hundt angeblich auch öffentlich äußern. Dass die VfB-Granden bis dahin einen passenden Nachfolger für Mäuser präsentieren können, ist eher unwahrscheinlich. Denn immer deutlicher kristallisiert sich heraus, dass der bei den Fans wenig beliebte und machtbewusste Aufsichtsratschef vorschlagen kann, wen er will: Der von ihm benannte Bewerber tritt mit dem nicht zu unterschätzenden Handicap vor die Mitgliederversammlung, ein Präsident von Hundts Gnaden zu sein. Das erschwert die Kandidatensuche erheblich.
Ex-Debitel-Vize Achim Egner hat bereits abgewinkt. Auch Hansi Müller hat kein Interesse. Ein anderer wird intern dagegen als reizvolle Lösung gehandelt: Wolfgang Kuhn, der dem Sport und dem VfB eng verbundene Vorstandschef der Südwestbank. Das Unternehmen unterhält eine Loge in der Mercedes-Benz-Arena. Kuhn, in Fachkreisen als Stratege geschätzt, gilt als unabhängig, umgänglich, rhetorisch begabt und sehr zielstrebig. Hundt selbst muss am 22. Juli mit seiner Abwahl rechnen, wofür ein Votum von 75 Prozent der stimmberechtigten Mitglieder reichen würde. Seine Amtszeit läuft noch bis 2014. Danach wollte er ohnehin nicht mehr antreten. Zuvor muss der Arbeitgeberpräsident nun eine Riesenblamage von sich und dem VfB abwenden.
Immer unwahrscheinlicher wird indes, dass Ex-Präsident Erwin Staudt zum VfB zurückkehrt. Nach Recherchen unserer Zeitung war Staudt im Jahr 2011 zum Verhängnis geworden, dass er mit Porsche über ein Trikotsponsoring verhandelte, das dem VfB acht bis zehn Millionen Euro pro Jahr in Aussicht stellte. Hundt und Mercedes-Mann Joachim Schmidt sollen ihm den versuchten Deal sehr übel genommen haben. Staudt wurde daraufhin vom Aufsichtsrat nicht mehr als Präsident vorgeschlagen. Die Mercedes-Bank stieg als Hauptsponsor ein – zu deutlich günstigeren Konditionen. Sie überweist im Jahr rund sechs Millionen Euro.