Auch 1974/75 misslang der Start des VfB – am Ende folgte der Abstieg in die zweite Liga. Foto: Baumann

Mit Fehlstarts kennt sich der VfB Stuttgart vor dem Spiel bei Hertha BSC (15.30 Uhr/Sky) aus. Die Häufung in den vergangenen Jahren ist bedenklich – doch so schlecht wie diesmal ist der VfB in den ersten drei Spielen nie gestartet. Die Chronologie der schlimmsten Stotter-Starts.

Stuttgart -

1. Saison 2015/2016

Der Fehlstart: Null Punkte, 4:10 Tore. Die Roten schaffen es im Ranking der größten Fehlstarts der Bundesliga damit auf den zwölften Platz. Sportvorstand Robin Dutt sagt: „Unser Motor stottert noch ein wenig, wir werden ihn aber nicht austauschen.“ Der Trainer: Gemeint ist das System von Coach Alexander Zorniger, der von seiner riskanten Ball-und-Gegner-jagen-Spielweise nicht abrücken will. Anders als in der Vergangenheit hat der VfB trotz des Katastrophenstarts noch keine Trainerdiskussion. Das Ende: Völlig offen. Drei Punkte bei der Hertha wären aber nicht schlecht, um nicht für längere Zeit im Tabellenkeller festzusitzen.

2. Saison 2010/2011

Der Fehlstart: Null Punkte, 2:7 Tore. Die Roten verlieren zum Auftakt dreimal in Folge – ein Novum in der Geschichte des fünfmaligen deutschen Meisters. Am vierten Spieltag fegt der VfB Borussia Mönchengladbach mit 7:0 aus dem Stadion. Nur ein Strohfeuer – danach setzt sich die Niederlagenserie fort. Der Trainer: Bis zum siebten Spieltag haben die VfB-Bosse Geduld mit Christian Gross. Doch nach der sechsten Niederlage im siebten Spiel – 1:2 gegen Eintracht Frankfurt – muss der Schweizer seine Koffer packen. Unter Jens Keller soll alles besser werden. Das Ende: Tut es aber nicht. Keller beginnt zwar gut, gewinnt unter anderem 6:0 gegen Werder Bremen. Sein Aha-Erlebnis ist ein 3:3 beim 1.FC Kaiserslautern (nach 3:0-Führung). Danach verfällt die Mannschaft in den alten Trott. Am 16. Spieltag wird Keller entlassen und durch Bruno Labbadia ersetzt, der den VfB nach einer starken Rückrunde noch auf Platz zwölf führt.

3. Saison 2013/2014

Der Fehlstart: Null Punkte, 3:6 Tore. Mainz, Leverkusen, Augsburg – der VfB verliert dreimal knapp und zum Teil unglücklich. „Ich kann meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen“, sagt Bruno Labbadia. Der Trainer: Einen Tag später ist er entlassen. Thomas Schneider, von der U 17 zu den Profis befördert, verbreitet Aufbruchstimmung. Am vierten Spieltag gelingt ein Schützenfest – 6:2 gegen die TSG Hoffenheim. Schneider siegt zunächst weiter, ehe die Mannschaft leichtfertig Punkte verschenkt. Auf einmal geht nichts mehr, Schneider verliert achtmal in Folge (noch so ein Negativrekord) und verabschiedet sich nach einem 2:2 gegen Eintracht Braunschweig wieder aus der Bundesliga.

Das Ende: Am 25. Spieltag löst Huub Stevens den beliebten Schneider ab, die Fans verdrehen die Augen. Mit Ach und Krach führt der Niederländer den VfB ins Ziel. Die Rettung gelingt am 33. Spieltag, am Ende springt Rang 15 heraus.

4. Saison 2012/2013

Der Fehlstart: Ein Punkt, 1:7 Tore. Wenn die Saison schon so beginnt! Am ersten Spieltag gegen den VfL Wolfsburg verballert Vedad Ibisevic zwei Minuten vor Schluss einen Elfmeter, in der Nachspielzeit erzielen die Gäste den 1:0-Siegtreffer. Nach einer 1:6-Klatsche bei den Bayern und einem 0:0 gegen Fortuna Düsseldorf stehen die Roten nach drei Spieltagen mit nur einem Punkt da. Erst der sechste Spieltag bringt beim 1. FC Nürnberg (2:0) den ersten Dreier. Der Trainer: Bruno Labbadia geht bereits in seine dritte Saison als VfB-Trainer. Er verweist zum wiederholten Mal auf das Spardiktat des Vereins und den „engen Kader“. Der Anhang will solche Ausreden nicht gelten lassen und murrt. Das Ende: Der VfB belegt nach 34 Spieltagen Platz zwölf und gilt endgültig als graue Maus. Was damals keiner ahnt: Es wird noch schlimmer kommen!

5. Saison 2014/2015

Der Fehlstart: Ein Punkt, 1:5 Tore. Nach einem 1:1 zum Auftakt bei Borussia Mönchengladbach klopfen sich alle Beteiligten auf die Schulter. Es folgt die übliche Heimpleite gegen den 1. FC Köln und ein – trotz des hinnehmbaren Ergebnisses von 0:2 – desaströser Auftritt bei Bayern München. „So wird es schwer in der Bundesliga“, klagt Trainer Armin Veh. Der Trainer: Wie recht er behalten sollte. Anders als in der Vergangenheit bringt der vierte Spieltag dieses Mal nicht die erhoffte Wende, sondern einen neuerlichen Tiefpunkt (0:2 gegen Hoffenheim). Nach dem zwölften Spieltag hat Veh keine Lust mehr – er selbst spricht von fehlendem Glück. Das Ende: Ein Anruf genügt, und Stevens macht sich erneut auf den Weg nach Stuttgart. Das Ende ist bekannt: Bis zur 72. Minute am letzten Spieltag in Paderborn ist der VfB abgestiegen, ehe Daniel Ginczek trifft.

6. Saison 1974/1975

Der Fehlstart: 2:4 Punkte, 2:6 Tore. Als Vorjahres-Neunter geht der VfB optimistisch in die Saison. Doch nach zwei Niederlagen in den ersten drei Spielen zeichnet sich der weitere Saisonverlauf bereits ab. Der Trainer: Hermann Eppenhoff muss nach einem 0:6 auf dem Kaiserslauterer Betzenberg gehen. Fritz Millinger übernimmt für ein Spiel, ehe der Alt-Internationale Albert Sing („Der eiserne Albert“) den VfB vor dem Abstieg retten soll. Das Ende: Sing versucht es mit Volksliedern, die zerstrittene Mannschaft nimmt ihn aber nicht für voll – am Ende steht der erste (und bislang einzige) Abstieg des VfB.