Torhüter Alexander Stolz darf beim VfB nur noch im Training Bälle halten. Foto: Baumann

Von der Hoffnung zur Randfigur: Der traurige Fall des VfB-Keepers Alexander Stolz.

Stuttgart - Als es um die Nachfolge von Jens Lehmann ging, war Alexander Stolz mit der heutigen Nummer eins Sven Ulreich auf Augenhöhe. Jetzt hat er bei den Roten nicht mal mehr eine Autogrammkarte.

Wer Alexander Stolz (27) beim VfB Stuttgart sucht, findet ihn nicht. Auf keinem Mannschaftsfoto ist der Torhüter zu sehen. Im Jahrbuch der Roten fehlt der Beitrag über ihn ebenso wie auf der Internetseite des Vereins. Auch Autogrammkarten von Stolz gibt es nicht mehr. Wenn das Bundesligateam der Roten oder der VfB II spielen, hat Stolz frei. Nur mittrainieren darf er noch. Meistens beim VfB II.

Alexander Stolz - der vergessene Torhüter. Bis 2012 läuft sein Vertrag noch bei den Roten. Doch er spielt keine Rolle mehr.

Zur Erinnerung: Noch vor etwa zwei Jahren war Stolz neben der jetzigen Nummer eins Sven Ulreich (23) die große Torwarthoffnung. Stolz oder Ulreich - so hieß die Frage, als es um die Nachfolge von Keeper Jens Lehmann für die Zeit ab dem Sommer 2010 ging. Ex-Trainer Markus Babbel rief schon 2009 das Duell zwischen Stolz und Ulreich aus. In der Hinrunde der Saison 2009/2010 wechselten sich die beiden für jeweils vier Spiele ab - einer saß bei den Profis auf der Bank, der andere kickte beim VfB II. Die beiden waren auf Augenhöhe.

Doch dann kam im Dezember 2009 ein Spiel beim FSV Mainz 05. Trainer Babbel war da gerade entlassen, Christian Gross der neue Trainer. Keeper Lehmann flog in Mainz vom Platz - und weil Stolz gerade beim VfB II war, rückte Ulreich ins Tor. Im Sport spricht man gerne von einem Momentum - Ulreich hatte es auf seiner Seite. Nachdem Lehmann gesperrt wurde, stand er im Tor und nutzte seine Chance. "Das Spiel in Mainz war der Knackpunkt", sagt Stolz. "So viel Pech kannst du nicht haben", ergänzt sein Berater Ronny Zeller, "im Leben musst du zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein - Alexander hatte das Glück damals nicht." Allerdings war es auch so, dass Ulreich schon in der Vorsaison beim VfB II stark gespielt hatte. Stolz hielt auch solide im Drittligateam - das aber, ohne entscheidend zu überzeugen. "Sven hat die Nase vorn", sagte Gross damals.

"Meine Situation ist beschissen"

Stolz wollte im Winter 2009/2010 wechseln: "Es gab ein Angebot eines Zweitligisten, aber der VfB hat mich nicht ziehen lassen." Vergangenen Sommer verpflichtete der VfB dann Marc Ziegler als Nummer zwei - und Stolz war endgültig außen vor. "Nichts gegen Marc Ziegler - aber das ist das Einzige, was wir nicht verstanden haben. Warum ist man nach dem Lehmann-Abschied 2010 nicht mit Stolz und Ulreich in die Saison gegangen?", fragt Berater Zeller. Die Begründung: Trainer Gross wollte hinter dem jungen Ulreich einen erfahrenen zweiten Mann - Ziegler. Und weil in der zweiten Mannschaft ein gewisser Bernd Leno wie Phönix aus der Asche stieg, war auch da keine Verwendung mehr für Stolz.

Dennoch lehnte er im Sommer 2010 Angebote aus Liga drei ab. "Da war nichts Passendes dabei", sagt Stolz. Beim VfB passte aber auch nichts mehr. Manager Fredi Bobic verordnete dem Drittligateam eine Verjüngungskur - der VfB II setzt jetzt im Tor auf André Weis (22) und Jonas Wieszt (19).

"Meine Situation ist beschissen", sagt Stolz jetzt, "aber ich bin ein positiver Mensch. Ich habe viel über Sportstars aus den USA gelesen, die nach schweren Verletzungen oder Rückschlägen zurückgekommen sind. Das spornt mich an, deshalb gebe ich immer Vollgas im Training und will für meine Mitspieler ein Vorbild sein. Ich kann mit der Situation gut umgehen." Berater Zeller sondiert den Markt - das Ziel ist es, trotz der langen Zeit ohne Spielpraxis schon im Winter einen neuen Club zu finden. "Zu einem ambitionierten Drittligisten würden wir nicht Nein sagen", sagt Zeller. "Ich weiß, dass uns der VfB keine Steine in den Weg legen würde. Der VfB hat sich immer fair verhalten - da gibt es keine Vorwürfe." Manager Bobic lobt jetzt das Trainings-Engagement von Stolz: "Es ist bewundernswert, dass er sich nicht hängen lässt. Ich wünsche ihm, dass er einen neuen Verein findet, wo er wieder spielen kann." Es wäre der erste Schritt für einen Neuanfang.