Jeff Chabot überzeugt mit starkem Kopfballspiel und als Torschütze: Der Abwehrspieler erzielt in Dortmund sein erstes Bundesligator überhaupt. Foto: Baumann

Der VfB überwindet seine kleine Delle in der Bundesliga mit dem 2:1 in Dortmund eindrucksvoll. „Die Jungs haben nicht zum ersten Mal Charakter gezeigt“, sagt der Trainer Hoeneß nach dem fünften Erfolg in Serie über den Lieblingsgegner.

Der 21. Spieltag der Fußball-Bundesliga ist für den VfB absolviert und der Vizemeister hat sein Punktekonto mit dem beeindruckenden 2:1-Erfolg in Dortmund bereits auf 35 Zähler geschraubt. Das reichte in den vergangenen Jahren locker zum direkten Klassenverbleib – und es zeigt die positive Entwicklung vom Abstiegskandidaten hin zum Top-6-Club, die der Verein für Bewegungsspiele unter dem Trainer Sebastian Hoeneß durchlaufen hat.

 

„Mich interessieren Tabellenstände nicht. Sondern allein die Tatsache, dass wir gewonnen haben“, sagte Hoeneß zwar nach dem Triumph beim kriselnden BVB, der durch ein Eigentor des Ex-VfBlers Waldemar Anton (50.), den ersten Bundesligatreffer von Jeff Chabot überhaupt (61.) sowie durch das Anschlusstor von Julian Brandt (81.) zustande kam.

Hoeneß agiert allerdings gerne antizyklisch. Läuft es für die Mannschaft und der Jubel im Umfeld wird immer größer, dann hält der 42-Jährige in der Regel den Ball flach. Doch was bleibt dem VfB in dieser Erfolgssaison jetzt noch anderes übrig, als mit voller Wucht die internationalen Plätze, und hier am liebsten die Champions-League-Ränge, zu attackieren?

Es war der fünfte VfB-Sieg gegen Dortmund in Folge. Und es gab fünf gute Gründe dafür.

Der Plan des Trainers „Es war die Idee, das Spiel etwas zu entschleunigen, weil wir keinen offenen Schlagabtausch eingehen wollten“, erklärte Hoeneß, der seine Spieler wie bereits in der Anfangsphase des Pokal-Viertelfinals gegen den FC Augsburg (1:0) defensiver und weniger mit Ball agieren ließ. „Die Mannschaft hat klug und pragmatisch verteidigt.“

Zwar erspielte sich der BVB im mit 81 365 Fans besetzten Stadion dadurch in der ersten Halbzeit ein optisches Übergewicht – doch die dickste Chance der Partie hatte auch hier der VfB. Das war, als Anton von Chris Führich bedrängt einen Rückpass genau in den Lauf von Deniz Undav spielte. Doch der VfB-Stürmer („Ich habe einfach zu viel nachgedacht“) legt frei vor Dortmunds Torwart Kobel den Ball zu weit nach außen.

Die Champions-League-Härte „Die Jungs haben nicht zum ersten Mal Charakter gezeigt“, sagte der Trainer Hoeneß zu dem Umstand, dass sein Team die kleine Delle nach den Bundesliga-Niederlagen in Mainz sowie gegen Gladbach quasi aus eigener Kraft überwand. So ließ sich das Team im Stadion auch nicht von der Atmosphäre auf der „Süd“, der größten Stehplatztribüne der Welt, beeindrucken.

Dies hat auch mit dem Umstand zu tun, dass sich der VfB durch die Champions League bereits als junges Team die nötige Wettkampfhärte geholt hat, um auch auswärts bei großen Namen zu bestehen. Zudem stimmt die Mischung im Kader, in dem es mehrere Hauptdarsteller gibt. Etwa den Linksverteidiger Maximilian Mittelstädt, der 85 Prozent seiner Zweikämpfe gewann.

Jeff „the Chef“ Chabot „Chapeau, Herr Chabot!“ – so lautete am Ende das Fazit mit Blick auf den Auftritt des Stuttgarter Abwehrchefs, dem ja häufiger Schwächen im Spielaufbau nachgesagt werden. Diesmal lieferte der Ex-Kölner einen blitzsauberen Auftritt ab. „Er war der Fels in der Brandung und ist obendrein ein ganz feiner Kerl“, sagte Hoeneß: „Als er nach dem Spiel vor dem Team gelobt wurde, war ihm das fast schon peinlich.“

Dabei waren die warmen Worte berechtigt. Zunächst meldete Chabot gemeinsam mit seinem Innenverteidiger-Kollegen Ramon Hendriks den Ex-Stuttgarter Serhou Guirassy ab, der als Torjäger keinerlei Wirkung entfaltete. Obendrein hatte der 26-Jährige die Lufthoheit im eigenen Strafraum – und tauchte dann nach rund einer Stunde im Dortmunder Sechzehner auf, um nach einer butterweichen Flanke von Jamie Leweling volley zum 2:0 einzunetzen. Es war Chabots erstes Bundesligator überhaupt. „Das freut mich riesig, der Knoten ist geplatzt“, sagte der Innenverteidiger: „Es können künftig gerne noch mehr Tore folgen.“

Der Lieblingsgegner BVB Zu Beginn seiner Ära beim VfB im April 2023 hatte es noch ein 3:3 gegeben, seither hat Sebastian Hoeneß gegen Dortmund fünf Siege in Serie (4 in der Bundesliga, einer im Pokal) eingefahren. Der aktuell kriselende BVB, den auch der Einstand des neuen Trainers Niko Kovac kurzfristig nicht beflügeln konnte, avanciert also zum Lieblingsgegner der Stuttgarter.

„Mich freut das natürlich besonders, weil ich aus der Gegend komme“, sagte Chris Führich, der Anton vor dem Eigentor zum 1:0 anschoss – und der eine Saison in der Jugend sowie eine beim BVB II verbrachte. „Jeder Spieler hat um jeden Zentimeter gekämpft“, war auch der Sportvorstand Fabian Wohlgemuth mit der Einstellung zufrieden.

Die Unterstützung der Fans Die richtige Liebe zum Spiel entwickelten auch die 8000 ins Stadion gereisten, stimmgewaltigen VfB-Fans, die auch auswärts ein Faktor sind. Und das nicht nur in kleinen, unterdurchschnittlich frequentierten Stadion wie etwa in Sinsheim. Obwohl in der Unterzahl, boten die Stuttgarter Anhänger der „Süd“ ordentlich Paroli.

„Wir wollten den zweiten Push nach dem Pokalsieg gegen Augsburg“, resümierte Hoeneß die Partie. Für den hat sein Team gesorgt – und bekam anschließend zwei freie Tage. Am Dienstag beginnt dann die Vorbereitung auf das Heimspiel am Samstag (15.30 Uhr) gegen den VfL Wolfsburg. Die Serie an englischen Wochen ist für die Stuttgarter vorerst vorbei. „Jetzt bleibt auch mal Zeit“, sagte Hoeneß, „um im Training intensiv an Einzelheiten zu arbeiten.“