Matchwinner Andreas Beck und Mari Gomez bejubeln den VfB-Sieg Foto: Baumann

Mit Glück und dank der Tore von Mario Gomez und Andreas Beck macht der Aufsteiger in Köln einen großen Schritt zum Klassenverbleib.

Köln - Tayfun Korkut setzte sein breitestes Grinsen auf und fiel seiner Entourage um den Hals. Seine Spieler taten es ihm gleich. Daniel Ginczek ballte die Faust, Christian Gentner klatschte herzhaft mit Emiliano Insua ab. Freude pur. Und ganz viel Erleichterung nach dem wichtigen wie glücklichen 3:2 (2:1)-Erfolg beim 1. FC Köln. Die Analyse des VfB-Trainers brachte es auf den Punkt: „Letztlich haben wir ein Tor mehr geschossen als der Gegner und deshalb das Spiel gewonnen.“

Mit 33 Punkten müsste der VfB Stuttgart damit so langsam aller Abstiegssorgen ledig sein. Acht Punkte beträgt der Vorsprung auf Mainz 05 auf dem Relegationsrang, 15 Zähler gar bis auf den ersten Abstiegsplatz.

„Damit werden wir nichts mehr zu tun haben“, erklärte Sportvorstand Michael Reschke ein erstes kleines Etappenziel für erreicht. Um auch von den Entscheidungsspielen zur zweiten Liga verschont zu bleiben, braucht es nach den Rechenspielen des Managers weitere vier bis fünf Punkte. Was machbar sein sollte bei neun ausstehenden Spielen. Vielmehr mag sich so mancher VfB-Fan nun die Frage stellen, ob es nicht an der Zeit wäre, die Saisonziele nach oben zu korrigieren. Als Tabellen-Neunter steht der Aufsteiger so gut da wie noch nie in dieser Saison. Platz sieben, der in diesem Jahr wohl zur Teilnahme an der Europa League berechtigt, liegt nur zwei Punkte entfernt. Doch von den VfB-Verantwortlichen gab es zum Stichwort Europapokal am Sonntagabend keinerlei Kommentar.

VfB profitiert vom Videobeweis

„Wir hören auch nicht auf, wenn wir 40 Punkte haben“, sagte Doppel-Torschütze Mario Gomez nur, der den Lauf „so lange wie möglich nutzen will“. Der Sieg in Köln war bereits der vierte in Folge. Was den VfB zur zweitbesten Rückrundenmannschaft macht. Dreimal hatte die Mannschaft von Tayfun Korkut zuletzt dasselbe Erfolgsrezept bemüht: Dreimal früh in Führung gehen, dreimal geschickt verwalten – machte im Ergebnis neun Punkte. In Köln riss diese Serie jedoch früh. Weil Emiliano Insua nach sechs Minuten in Nähe des eigenen Strafraums den Ball vertändelte, die Kölner schnell Claudio Pizarro bedienten, der mit seinem ersten Saisontor wenig Mühe hatte.

Der VfB war gefordert, erstmals wieder mit einem Rückstand umzugehen. Und war damit überfordert. Ballbesitz? Das Spiel selbst machen? Funktionierte überhaupt nicht. In der eigenen Hälfte schoben sich die Stuttgarter den Ball zu. Vorwärtsdrang? Zeigte nur das abgeschlagene Schlusslicht. Mit viel Tempo, immer zwei Mann in Ballnähe und einer guten Raumaufteilung störten sie die Mannen in Schwarz früh und setzten sie permanent unter Druck. Vor allem Santiago Ascacibar und Holger Badstuber kamen im defensiven Mittelfeld mächtig ins Straucheln. Simon Terodde hätte nach einer halben Stunde für das 2:0 sorgen können. Doch sein Schuss kullerte am rechten Pfosten vorbei. Wenig später war es der Videobeweis, der dem VfB Gerechtigkeit, aber auch das nötige Glück bescherte: Dem Treffer von Yuya Osaka wurde die Anerkennung verweigert. Torhüter Ron-Robert Zieler war zuvor gefoult worden.

Kurzum: Der VfB war mit dem 0:1 zur Halbzeit prächtig bedient. Dachten alle. Doch dann schlug die Minute von Mario Gomez. Den ersten gefährlichen Angriff vollstreckte der Torjäger in der 45. Minute zum 1:1. In der Nachspielzeit gab der VfB durch Gomez seinen zweiten Torschuss ab. Ein Kullerball, doch FC-Keeper Timo Horn leistete sich einen Blackout. Der Ball war drin – und Gomez durfte über sein viertes VfB-Tor nach seiner Rückkehr jubeln.

Reschke sieht ausgleichende Gerechtigkeit

„Die Führung war glücklich“, umschrieb Ron-Robert Zieler die ersten 45 Minuten wohlwollend. Es war weniger das Verdienst seiner Mannschaft. Der Tabellenletzte hatte sich zur Pause selbst geschlagen. Und kam nach dem Wechsel nicht mehr auf die Beine. Weil Rechtsverteidiger Andreas Beck mit einem erneut haltbaren Schuss zeitig für die Vorentscheidung sorgte. Becks Treffer zum 3:1 (57.) ließ den Kölner Elan erlahmen. Da half auch der Anschlusstreffer durch Milos Jojic (86.) nichts mehr.

„Man muss auch mal leiden können“, nahm Zieler Bezug zur ersten Hälfte. „Heute haben wir gelitten. Aber wir haben uns befreit.“ In staunende Gesichter blickte schließlich Sportchef Reschke mit seiner Einschätzung von der „ausgleichenden Gerechtigkeit“. Der Manager erinnerte sich zurück an den Saisonauftakt vor zwei Jahren unter Trainer Alexander Zorniger, als der VfB trotz zahlreicher Chancen dem 1. FC Köln mit 1:3 unterlag. „Der VfB hätte damals 6:2 gewinnen müssen“, sagte Reschke. Die Mannschaft stieg am Ende ab. Das blüht jetzt dem 1. FC Köln.