Christian Gentner erzielt in Hannover das 1:1 – am Ende siegt der VfB mit 3:1 bei den 96ern Foto: Baumann

Der VfB Stuttgart hat schon bessere Spiele abgeliefert in dieser Saison – doch im sechsten Versuch stimmte endlich das Ergebnis. Das 3:1 bei Hannover 96 bestätigt vorerst den eingeschlagenen Weg. Schon am Samstag (15.30 Uhr/Sky) gegen Borussia Mönchengladbach gilt es nachzulegen.

Hannover - Es liefen die letzten Sekunden der 90. Minute. Danach folgte zwar noch die dreiminütige Nachspielzeit, doch die Erleichterung war bereits groß. Denn der VfB Stuttgart hatte endlich Gewissheit.

Daniel Ginczek hatte nach einem schlampigen Querpass der Abwehr von Hannover 96 den Ball erobert, die Kugel rollte zu Alexandru Maxim – und weil Keeper Ron-Robert Zieler sein Tor verlassen hatte, zog der eingewechselte Rumäne aus rund 30 Metern einfach ab. Der Ball fand den Weg ins Tor, das erlösende 3:1 war erzielt, der Jubel groß. Und eben die Gewissheit.

Dass endlich die ersten drei Punkte der Saison unter Dach und Fach sind, dass es doch noch klappt mit siegreichem Fußball – und dass die Art und Weise, wie der VfB den Fußball mittlerweile interpretiert, nicht nur spektakulär, sondern auch erfolgreich sein kann. „Es war ein extrem befreiender Sieg“, freute sich Trainer Alexander Zorniger, „spielerisch war es nicht so gut wie in den vergangenen Wochen, kämpferisch umso mehr.“ Und Abwehrspieler Florian Klein meinte: „Es ist eine riesengroße Erleichterung. Wichtig war, dass wir nach dem 0:1 die richtige Reaktion gezeigt haben.“ Denn perfekt gelaufen war es keinesfalls in der AWD-Arena in Hannover.

Die Roten stecken den Nackenschlag schnell weg

Trotz des überzeugenden Auftritts zuletzt beim 0:1 gegen den FC Schalke 04, aber wohl wegen der fünf erfolglosen Spiele nacheinander war beim VfB zu Beginn Nervosität im Spiel. Die Folgen: Wenig klare Aktionen, Ballverluste wie der von Timo Baumgartl in der 14. Minute und das daraus resultierende 0:1 durch Kenan Karaman. Es war der nächste Nackenschlag für die Roten – aber auch diesen steckten sie weg. Gut sogar, und vor allem sehr schnell.

Schon zwei Minuten nach dem Rückstand passte Timo Werner auf Christian Gentner, der Kapitän, später wegen Achillessehnenproblemen ausgewechselt, durfte recht unbehelligt in den Strafraum der 96er laufen, dann zog er ab – Zieler hatte keine Chance. Und es kam noch besser.

Noch einmal zwei Minuten später eroberte Emiliano Insua den Ball, Gentner passte danach auf Daniel Ginczek, der Stürmer scheiterte zwar noch an 96-Keeper Zieler, Timo Werner aber setzte den Abpraller ins Netz. „Das hat sich richtig gut angefühlt“, freute sich der 19-Jährige später. Vor allem, weil der VfB in der Folge die Partie besser im Griff hatte. „Ein Lob an die Mannschaft, wie sie trotz null Punkten und dem Rückstand aufgetreten ist“, sagte Gentner, der aber auch Dinge zu bemängeln hatte.

Dutt: „Brauchen keine Purzelbäume schlagen“

Zwar klappte das Stören des Gegners bei dessen Spielaufbau immer wieder blendend, die Innenverteidiger wirkten aber weniger sicher als zuletzt. Und als es darum ging, die Partie endgültig zu entscheiden, fehlte vor dem Tor mal wieder die letzte Konsequenz. Daniel Didavi (54.), Werner, Ginczek (je 63.), Serey Dié (70.), Maxim (78.) und Filip Kostic (87.) versuchten ihr Glück – doch es blieb spannend bis kurz vor dem Abpfiff. „Es waren mehr als die drei Tore drin“, klagte Kapitän Gentner und mahnte: „Die Erleichterung ist groß, aber die Situation ist nach wie vor schlecht.“

Die Abstiegsränge hat der VfB durch den ersten Sieg zwar verlassen, drei Punkte aus sechs Spielen bedeuten aber nach wie vor keine ordentliche Bilanz, und es wird dauern, bis sich die Roten nach oben gearbeitet haben. „Wir brauchen jetzt keine Purzelbäume schlagen“, sagte Sportvorstand Robin Dutt, „wir haben nur ein Tagesziel erreicht.“ Worum es bereits an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky) wieder geht. Dann ist Borussia Mönchengladbach zu Gast in der Mercedes-Benz-Arena und der VfB hat die Chance nachzulegen – um noch mehr Gewissheit zu erlangen.