Timo Baumgartl (li.) tröstet Nicolas Gonzalez (re.), der im Spiel des VfB Stuttgart gegen Werder Bremen zahlreiche Chancen vergaben hat. Foto: Getty

Nicolas Gonzalez hätte zum Mann des Tages werden können beim VfB Stuttgart – stattdessen musste der Argentinier getröstet werden. Das übernahmen Zuschauer und Teamkollegen – die sogar etwas Positives in den vergebenen Chancen sahen.

Stuttgart - Der VfB Stuttgart hatte gerade den ersten Sieg der Bundesligasaison gefeiert, das Publikum tobte – doch in der Mitte des Spielfeldes in der Mercedes-Benz-Arena saß ein junger Mann mit Tränen in den Augen. Es waren Tränen der Enttäuschung.

Nicolas Gonzalez heißt der junge Mann, von Beruf ist er Stürmer – und als solcher will er vor allem eines: Tore schießen. Beim 2:1-Erfolg des VfB gegen Werder Bremen gab es dazu allerlei Gelegenheiten. Gerade für ihn. In der 74. Minute war Gonzalez eingewechselt worden, bei gleich drei Großchancen und einer weiteren Möglichkeit hätte er seinem Team eine ruhige Schlussphase bescheren können – und sich selbst den ersten Bundesligatreffer. Doch der Argentinier vergab viermal. Noch zahlreicher allerdings waren die tröstenden Worte nach der Partie.

Reschke ist nach wie vor überzeugt von Gonzalez

Erst kam ein Kollege nach dem anderen, nahm Gonzalez in den Arm, richtete ein paar Worte an ihn, wenig später feierten dann auch noch die Fans den Neuzugang, der sich klatschend bedankte. „An der Art, wie die Mannschaft mit Nico umgegangen ist, hat man gesehen, dass das Team zusammenhält“, sagte später VfB-Trainer Tayfun Korkut. Und Daniel Didavi lobte lieber, statt zu tadeln. „Sich diese Chancen zu erarbeiten, ist auch eine Qualität“, sagte der Mittelfeldspieler, „er ist gelaufen wie ein Verrückter.“ Was womöglich ein Teil des Problems bei den vergebenen Chancen war.

So ähnlich sah es jedenfalls Michael Reschke, der Sportvorstand des VfB, der anregte: „Etwas weniger Energie, etwas mehr Ruhe.“ Zweifel am Talent seines Neuzugangs hat der Sportchef aber keinesfalls. Im Gegenteil: „Der Junge hat was, wir sind von ihn überzeugt.“ Und wenn er seinen ersten Treffer mal gemacht hat, könne auch ein richtiger Lauf daraus werden. Christian Gentner sah es denn auch positiv. „Diesmal wäre ein Treffer von ihm das 3:1 oder 4:1 gewesen. Aber wir brauchen ja auch mal wieder das 1:0.“

Wenn sich Nicolas Gonzalez das so eingeteilt hat, haben die vergebenen Chancen tatsächlich ihr Gutes. Und die Tränen der Enttäuschung sind schnell vergessen. Bei Instagram bedankte sich Gonzalez am Samstagabend persönlich für all die aufmunternden Worte. Sein Kollege Gonzo Castro kommentierte darunter: „Kopf hoch, Turbo. Wir halten immer zu Dir.“