Torjubel: Vedad Ibisevic brachten den VfB zunächst in Führung Foto: dpa

Nach dem Führungstor von Vedad Ibisevic (29. Minute) durfte der VfB Stuttgart im Nachholspiel gegen den FC Bayern lange von der Sensation träumen – doch die Gäste aus München schlugen gnadenlos zurück. Dennoch: Der starke Auftritt des VfB macht Mut für ­kommende Aufgaben.

Stuttgart - Mannohmann! Was hätte das für ein Abend werden können in der Stuttgarter Mercedes-Benz-Arena. Der VfB trat gegen den vermeintlich übermächtigen FC Bayern München an. Er kämpfte, er brillierte teilweise, und er ging sogar in Führung. Doch wer kurz nach dem Abpfiff dieser Nachholpartie des 17. Spieltags der Fußball-Bundesliga in die Gesichter der Stuttgarter Spieler schaute, sah nur noch eines: Fassungslosigkeit. Denn der große Kampf war nicht belohnt worden.

„Wir haben wirklich ein gutes Spiel gemacht“, sagte Thomas Schneider, der Trainer des VfB, „und wir hätten mindestens einen Punkt verdient gehabt.“ Und sie hätten eben diesen Punkt auch eingefahren – wenn sich Thiago in der Nachspielzeit nicht noch zu einem Traumtor entschlossen hätte.

Es lief bereits die dritte von den vier Minuten, die Schiedsrichter Manuel Gräfe am Ende nachspielen ließ. Die Jungs des VfB wirkten mittlerweile ein wenig fahrig, das Hinterherlaufen fiel schwerer, das Zustellen der Gegenspieler auch – und so gab es doch noch einmal Lücken. Rafinha durfte von halbrechts unbedrängt flanken, in der Mitte hob Thiago ab, nahm den Ball ins Visier und traf per Seitfallzieher zum 2:1 für die Münchner. „So ein Tor dürfen wir nicht kriegen“, klagte VfB-Linksverteidiger Konstantin Rausch und konnte kaum fassen, dass es dennoch passiert war: „Es hat sich lange wie ein Sieg angefühlt – und am Ende haben wir gar nichts.“ Oder doch?

Zumindest zeigte das Team von Trainer Thomas Schneider am Mittwochabend gegen einen vermeintlich übermächtigen Gegner vieles von dem, was der Mannschaft zuletzt gefehlt hatte. „Wir waren sehr kompakt, haben gut verteidigt und leidenschaftlich gearbeitet“, sagte der Coach, „und nach vorne haben wir auch gute Aktionen gehabt.“ Eine davon nutzte der VfB in der 29. Minute sogar zur Führung.

Ein Handelfmeter war den Stuttgartern kurz zuvor verwehrt geblieben. Dann unternahm der umtriebige Timo Werner einen weiteren Angriffsversuch. Der 17-Jährige stand anstelle von Alexandru Maxim in der Startelf – Rani Khedira spielte zudem für den angeschlagenen Christian Gentner –, er zog nach innen und feuerte einen Schuss ab, der zwar nicht das Tor erreichte, dafür über Umwege Torjäger Vedad Ibisevic.

Mohammed Abdellaoue war zuvor knapp im Abseits gestanden, der Pfiff blieb aus, und so schob Ibisevic den Ball souverän ins rechte untere Eck. 1:0, die Bayern weitestgehend unter Kontrolle – und das Beste: Nach wie vor aufmerksam und engagiert.

Die Münchner jedenfalls konnten kein Kapital schlagen aus ihrem Ballbesitz, klare Chancen gab es kaum, und wenn doch einmal der Ball den Weg Richtung Stuttgarter Tor fand, war Sven Ulreich ein sicherer Rückhalt. So lag, je länger das Spiel dauerte, tatsächlich eine Sensation in der Luft. Doch dann schalteten die Bayern noch einmal einen Gang höher, brachten Claudio Pizarro und Mario Mandzukic und erhöhten den Druck. Die Folge: das 1:1 durch Pizarro nach einer Freistoßflanke von Thiago. Allerdings: Geknackt hatte das Starensemble von der Isar den VfB damit immer noch nicht.

Schneiders Team jedenfalls fiel nicht in sich zusammen, stemmte sich weiter gegen die Übermacht in Rot und kam sogar selbst noch einmal zu Chancen. Den entscheidenden Treffer machten dann aber doch die Bayern, die sich am Ende zwar als nicht unverdienter, aber doch auch als ein etwas glücklicher Sieger fühlen durften. Und der VfB?

Die Spieler waren erst einmal restlos bedient, der Trainer dagegen dachte schon weiter – weil er gesehen hatte, was trotz der schwachen Punktausbeute in seiner Mannschaft steckt. Und weil er sich mit weniger künftig nicht mehr zufriedengeben will. „Wir werden diese Leistung auch in Zukunft einfordern“, sagte er mit entschlossener Stimme, „wenn wir hoch konzentriert arbeiten, können wir auch gegen die guten Gegner mithalten.“ Die nächste Chance, das zu beweisen, hat der VfB am kommenden Samstag (15.30 Uhr) im Auswärtsspiel bei Bayer Leverkusen.