Rund 500 Mitglieder diskutierten gemeinsam mit der VfB-Führung die Zukunft des Vereins Foto: Baumann

Die Regionalversammlung des VfB Stuttgart zur Vereinsentwicklung war die erste ihrer Art. Die Clubbosse räumten Fehler ein und baten um Geduld.

Stuttgart - Und da soll eine Vertrauenskrise herrschen? Als am Montagabend der Mutsch das Mikrofon an den Klaus-Dieter weitergab und dieser den Bernd um sein Wort bat, war doch riesengroße Einigkeit beim VfB Stuttgart zu erkennen. Allerdings: Bei diesem Trio war das auch kein Wunder.

Mit etwa 400 Gästen, die zumeist auf selbst zusammengebauten VfB-Papphockern Platz nahmen, startete der VfB Stuttgart am Montag in der Soccer Lounge der Mercedes-Benz-Arena seine Offensive in der Mitgliederbeteiligung – Projektleiter Rainer Mutschler intonierte, Klaus-Dieter Feld präsentierte als externer Berater die Ergebnisse einer Umfrage als Diskussionsgrundlage, Präsident Bernd Wahler beantwortete zahlreiche Fragen der eingeladenen Mitglieder und Dauerkarteninhaber auf der ersten von elf Regionalversammlungen. Die Frage, die dabei im Mittelpunkt stand: Wie gewinnt die Vereinsführung nach sportlich mageren Jahren endlich das Vertrauen zurück, das sie für die Umsetzung der geplanten Ausgliederung der Profiabteilung benötigt.

Hier gibt es die Reaktionen der Fans im Video

Eine Zukunftswerkstatt am 28. Februar ist das vorläufige Ziel eines Wegs, der am Montag damit begann, dass Mitarbeiter der roten Macher Elektrogeräte verteilte. 50 Tablet-Computer wurden ausgeteilt, in Kleingruppen zu je zwölf Personen waren die Mitglieder gefragt, das zu kommentieren und zu hinterfragen, was zuvor als Ergebnis einer Umfrage präsentiert worden war. 4363 Mitglieder, rund zehn Prozent des Vereins, nahmen an einer Online-Befragung teil, 139 Personen, darunter auch Mitarbeiter und Funktionäre des Clubs, wurden in persönlichen Interviews befragt – herausgekommen sind mutmachende Details.

Note ausreichend für die Clubführung

Zum Beispiel die große Treue von Dauerkartenkäufern, die Bekenntnisse der Mitglieder zu Werten wie Tradition, Heimat und Jugend sowie Statements, die getränkt sind, von großen Emotionen. Ein Beispiel: „Als Schwabe gehört das Herz hinter einen roten Brustring.“ Natürlich war die Umfrage aber auch ein Denkzettel für die vergangenen Jahre. Bei der Zufriedenheit mit der Vereinspolitik gaben die Befragten ihrem Club lediglich die Schulnote 3,87 – ausreichend, mehr nicht. Auch als chaotisch wurde der Club hundertfach bezeichnet. Was dann eben doch eine Vertrauenskrise markiert.

„Vertrauen kann man nicht kaufen“, sinnierte Präsident Wahler in der anschließenden Runde – und machte das, was er schon seit Monaten macht: Er bat um Geduld, gestand Fehler ein („Das Motto furchtlos und treu hat nicht funktioniert“) und gelobte Besserung: „Vertrauen muss man sich erarbeiten, das wollen wir tun.“ Und mit dem Geld, das eine mögliche Ausgliederung einbringen würde – Wahler nannte 60 Millionen Euro und strebt eine Etatsteigerung von fünf bis zehn Millionen Euro jährlich an – müsse man „besser umgehen“ als in der Vergangenheit. Insofern nicht viel Neues im ersten Akt der Mitgliederbeteiligung, in der die VfB-Vorstände Wahler, Jochen Röttgermann und Stefan Heim bis 22 Uhr versuchten, Bedenken an der geplanten VfB AG zu zerstreuen.

Die Infos dazu: Die Zusage von Daimler als Investor steht, mit regionalen Partnern sei man in Gesprächen, „wir verkaufen aber nicht unsere Seele“, versprach Röttgermann. Wahler beschwichtigte: „Die Investoren haben keine Gewinnabsicht.“ Daimler etwa sehe ein Investment als ein Bekenntnis zum Standort. Da der Abend streng strukturiert war, blieben große Emotionen aus, kritische Nachfragen zum heiklen Thema Ausgliederung gab es aber zuhauf. Zu Ende ging die Veranstaltung mit Workshops, deren Themen in den weiteren Prozess eingespielt werden. „Je mehr Beteiligung, umso besser“, sagte Wahler. Mutschler betonte: „Der Prozess ist einmalig in der Liga.“ An diesem Dienstag wird er in Reutlingen fortgesetzt.