VfB-Präsdient Bernd Wahler will Huub Stevens halten Foto: Bongarts

Noch ist alles andere als klar, ob die Mission von Huub Stevens im Erfolg endet. Der Trainer setzt alles daran, den VfB vor dem Abstieg zu bewahren. Der Verein denkt schon weiter.

Lagos - Der Präsident hat seinen Stammplatz bei den Übungseinheiten des VfB gefunden. Am Zaun neben dem Trainingsplatz, leicht erhöht an der Straße, hat Bernd Wahler alles im Blick, was sich auf dem Rasen so tut. Und was er sieht, lässt sein Herz höherschlagen. „Huub Stevens hat viele schwäbische Eigenschaften, vor allem Fleiß und Akribie. Er ist ein richtiger Schaffer“, sagt Wahler über die Arbeitsweise des Trainers. Dass Stevens in der Winterpause keine Verstärkungen fordert, gefällt ihm ebenfalls: „Seine Einstellung und sein Charakter passen zu dem, was für den ganzen Verein gelten soll – Taten statt Worte, mehr zu arbeiten und weniger zu reden.“

Und weil das nicht das einzig Positive ist, was ihm an dem Niederländer ausfällt, lenkt er den Blick nach vorn – über die laufende Saison hinaus. „Ich kann mir vorstellen, den Vertrag mit Huub Stevens zu verlängern“, sagt Bernd Wahler.

Letzte Saison konnte Stevens nicht mehr gut schlafen

Die Frage ist, ob und wann auch Huub Stevens (61) bereit ist, sein bis zum Sommer angelegtes Engagement beim VfB auszuweiten. „Das hat viel damit zu tun, wie ich mich in den kommenden Wochen fühle“, sagt er. Nach seiner erfolgreichen Rettungsmission im Frühjahr hatte er das dringende Bedürfnis nach einer Pause gehabt und war nicht bereit gewesen, über eine längere Amtszeit beim VfB nachzudenken. „In den letzten fünf Wochen der vergangenen Saison habe ich nicht mehr gut geschlafen“, sagt Huub Stevens, „dem habe ich Rechnung getragen und beim VfB aufgehört.“ Jetzt ist das anders, jetzt hat er seinen Akku aufgeladen. „Ich schlafe gut und ich fühle mich gut“, sagt er, ohne auf seine Zukunftspläne konkret einzugehen: „Lasst Euch überraschen.“

Auch der neue Sportvorstand Robin Dutt sieht die Personalie ganz unaufgeregt. „Ich habe mit Huub vereinbart, dass wir im Trainingslager über dieses Thema reden. Wir werden in diesen Tagen festlegen, in welcher Zeitschiene wir das angehen“, sagt er. Solange das Transferfenster geöffnet ist (bis Ende Januar)In der Bundesliga, sei es ihm „ganz wichtig, mich tagesaktuell mit dem Trainer auszutauschen. Jetzt drehen sich die Gespräche mehr um die Mannschaft und um unseren Kader“, sagt Robin Dutt.

Bernd Wahler aber hätte es schon gerne konkreter in Sachen Trainer. Deshalb lotet der Präsident schon an der Algarve die Perspektiven mit dem letztjährigen Retter aus. „Wir sind ständig im Austausch“, sagt der Präsident, dem es vor allem zwei Vorzüge von Stevens angetan haben.

Faible für junge Talente kommt gut an

Da ist zum einen die sichtbare Bereitschaft, den Jugendstil des Vereins mitzutragen und mit Leben zu erfüllen. In der Bundesliga setzt er große Stücke auf das Abwehrtalent Timo Baumgartl (18) und Stürmer Timo Werner (18). Nach Portugal hat Stevens die clubeigenen Talente Mart Ristl (18), Ken Gipson (18), Stephen Sama (21), Marvin Wanitzek (21) und Torhüter Odisseas Vlachodimos (20) mitgenommen. Auch Arianit Ferati (17) war eingeplant, doch eine Verletzung hat ihn fürs erste ausgebremst.

Dabei gilt Stevens als ein Trainer, der lieber auf erfahrene Profis setzt, ganz zur Verwunderung von Bernd Wahler. „Schon als Trainer von Schalke 04 hat Huub Stevens viele junge Spieler nach oben geholt. Wenn man sieht, wie wichtig ihm die Talente auch bei uns sind, kann ich mir nicht erklären, woher diese Kritik kommt“, sagt der Präsident.

Und da ist zum anderen die Spielweise, die Huub Stevens dem VfB eintrichtert. Auch hier entspricht sein Ruf nicht der Realität. „Unser Trainer steht auch für eine offensive Spielweise. Wer etwas anderes behauptet, tut ihm unrecht“, sagt Wahler. Die von Beginn an enge Zusammenarbeit mit Sportdirektor Robin Dutt bestärkt ihn in seinem Bestreben, den Trainer längerfristig an den Verein zu binden: „Er passt zu unserer Philosophie und zu unserer Strategie.“

Wahler will dabei aber auch nichts überstürzen. „Wenn Huub Stevens sagt, er braucht noch Zeit bis März oder April, um zu einer Entscheidung zu kommen, werden wir ihm diese Zeit geben.“

Auch die Suche nach einem Nachfolger des scheidenden Finanzvorstandes Ulrich Ruf treibt Wahler voran. Zusammen mit einer Agentur sichtet die VfB die „unheimlich vielen“ externen Bewerbungen und prüft auch interne Varianten. Bis Ende Januar soll der Kreis der Kandidaten auf maximal fünf eingeschränkt werden. Mit dabei ist Stefan Heim (43), der seit vielen Jahren beim VfB für strategische Unternehmensprojekte verantwortlich zeichnet. „Wir sind froh, dass wir auch aus dem Verein heraus Möglichkeiten haben, die Stelle adäquat zu besetzen“, sagt Wahler.

Wissen, was wichtig ist – abonnieren Sie hier den StN-Newsletter