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Nächste Niederlage! Die Roten pflegen ihr Phlegma: Ohne Sami Khedira fehlen Herz und See.

Freiburg - Null Punkte, Platz 18 und Problemzonen, wohin man schaut: Der freie Fall des VfB Stuttgart hält an. Die Mannschaft harmoniert nicht, wirkt alles andere als frisch, und das vermeintliche Führungspersonal geht auf Tauchstation. Wer zieht die Reißleine?

Erwin Staudt hätte viele vernünftige Dinge anstellen können an diesem sonnigen Sonntagmorgen. Zum Beispiel hätte er in aller Ruhe das Frühstück auf der Terrasse in Eltingen einnehmen können. Stattdessen war der Präsident als Feuerwehrmann gefordert. Staudt rauschte ins Clubheim und nahm sich die Mannschaft zur Brust. "Er hat die Spieler in deutlichen Worten an ihre Verantwortung gegenüber dem Verein erinnert", sagte Trainer Christian Gross über die zehnminütige Ansprache.

Der VfB ging beim 1:2 (1:0) in Freiburg in Führung und spielte flott nach vorn - aber nur eine Halbzeit lang. Dann fiel die Mannschaft in alte Verhaltensmuster zurück. Jeder war mit sich beschäftigt, die Aktionen zeichneten sich zunehmend durch Beliebigkeit aus, und die Aggressivität schwand im gleichen Maße, wie die Fehlerquote zunahm - auch deshalb, weil die Mannschaft körperlich nicht den frischesten Eindruck macht. "Der Fehlstart ist perfekt", bemerkte Christian Gross nach der dritten Pleite im dritten Spiel.

Zu wenig Persönlichkeit

Warum das so ist, sagte er auch: "Wir haben zu wenig Persönlichkeit auf dem Platz." Jens Lehmann mochte verrückt erscheinen, wenn er einen Schuh durch den Strafraum schleuderte: Solche Aktionen halfen neben seiner Ausstrahlung eben auch mit, um den Fokus auf das Wesentliche zu lenken - den Erfolg. Man muss Alexander Hleb nicht verehren, Fakt ist aber: Seit der Weißrusse weg ist, fehlen Cristian Molinaro auf dem linken Flügel die Anspielstation und der Partner für seine flinken Flankenläufe. Und so sehr Sami Khedira der Wechsel zu Real Madrid gegönnt sei - beim VfB hat er eine Lücke gerissen, die nicht annähernd geschlossen wurde. "Seine Persönlichkeit fehlt uns", sagte Gross und forderte: "Nun müssen sich andere Persönlichkeiten herausbilden."

Ob Zdravko Kuzmanovic und Christian Gentner dazu das Zeug haben, bleibt fraglich, zudem harmonieren die beiden als Doppel-Sechs bisher überhaupt nicht. Christian Träsch, der prädestiniert ist für eine der beiden Mittelfeldrollen, muss mangels Alternativen als rechter Verteidiger aushelfen und büßt dort viel von seiner Stärke ein. Und auch der Neue im rechten Mittelfeld konnte mit seiner Erfahrung nichts ausrichten: Als es brenzlig wurde, durfte Mauro Camoranesi schon seine müden Knochen schonen.