Die Blauen jubeln im Drittliga-Derby: Sandro Abruscia, Stephen Mvibudulu, Klaus Gjasula (v. li.) Foto: Baumann

Fußball-Drittligist Stuttgarter Kickers hat mit dem 4:1 (3:0) im Derby gegen den VfB II eindrucksvoll gezeigt, welche Tugenden im Kampf gegen den Abstieg gefragt sind. Der Aufwärtstrend der Blauen hat mehrere Gründe.

Stuttgart - Stuttgart - Draußen schwelgten die Fans im B-Block in blauer Glückseligkeit: „Oh, wie ist das schön, so was hat man lange nicht gesehen . . .“, sangen die Kickers-Anhänger nach der besten Saisonleistung. Drinnen gab sich ein paar Minuten nach dem Abpfiff Trainer Tomislav Stipic betont nüchtern: „Klappe halten, weiter punkten“, lautete seine Kernbotschaft. Sein Wandel in der Außendarstellung ist ähnlich gewaltig wie die Steigerung des Teams auf dem Platz. Statt ausschweifende Monologe zu halten, lässt Stipic inzwischen lieber Taten sprechen. Die Gründe für den Aufschwung:

Einstellung: Der VfB II wirkte vor den 6980 Zuschauern wie ein überfordertes, ängstliches Juniorenteam, die Kickers gingen wie eine gestandene Männermannschaft zur Sache. Robust, aggressiv, bissig und kompromisslos führten die Blauen die Zweikämpfe. Schnell schalteten sie nach vorne um, zielstrebig nutzten sie die Chancen. Die Treffer durch Benjamin Kirchhoff (2., Eigentor), Erich Berko (32./neuntes Saisontor), Fabio Leutenecker (44.) und Sandro Abruscia (67.) waren die logische Folge. Schlüsselerlebnis für das Umdenken war die 0:3-Niederlage beim VfR Aalen am 30. Januar. Der Tiefpunkt war erreicht, die Ernüchterung riesig. „Der ganze Verein stand vor einer Zerreißprobe“, sagt Sportdirektor Michael Zeyer. Die Mannschaft riss sich danach zusammen. Statt schön spielen zu wollen, zeigte sie genau die Tugenden, die im Kampf ums sportliche Überleben zählen. Seitdem gab es in neun Spielen fünf Siege, drei Unentschieden und nur eine Niederlage.

Spielsystem: Die Außenverteidiger stehen nicht mehr so hoch wie früher. Dadurch können sie den Innenverteidigern besser helfen. Die Stabilität der Viererkette und des kompletten Teams profitiert davon. Klaus Gjasula ist der Dreh- und Angelpunkt vor der Abwehr. Vor ihm spulen auf den Halbpositionen Sandrino Braun und vor allem der gegen den VfB II überragende Edisson Jordanov ein unglaubliches Laufpensum ab.

Formation: Die Kontinuität in der Anfangself zahlt sich aus. Die Automatismen greifen. Schade nur, dass Stürmer Petar Sliskovic (Knieprobleme) in dieser Saison wohl nicht mehr am Ball sein kann. Bereits sicher: Von Athletik-Coach Guido Bauer haben sich die Blauen nach nur gut fünf Monaten wieder getrennt. Zeyer: „Es hat nicht gepasst.“ Er wird bis Saisonende nicht ersetzt.

WFV-Pokal-Duell am Mittwoch in Heiningen

Weiter geht es für die Kickers nun an diesem Mittwoch (18.30 Uhr) mit dem WFV-Viertelfinalspiel bei Verbandsliga-Aufsteiger 1. FC Heiningen. Am folgenden Samstag (14 Uhr) gibt es bei Kickers Würzburg dann ein Wiedersehen mit den ehemaligen Blauen Elia Soriano und Nick Fennell.