Marco Grüttner: Der Tore-Garant der Blauen schont weder Gegenspieler noch sich selbst
Soufian Benyamina: Die dritte Liga soll für das Talent nicht die Endstation als Profi-Fußballer bleiben Foto: Baumann/Montage: StN

Im Drittligaduell an diesem Samstag dürften Marco Grüttner (27) und Soufian Benyamina (22) das vorerst letzte Mal in einem Derby aufeinandertreffen: Grüttner will den Stuttgarter Kickers über die Saison hinaus treu bleiben, Benyamina sagt: „Die Zeichen stehen auf Trennung.“

Stuttgart - Sie sind Stürmer, sie spielen die bisher stärkste Saison ihrer Laufbahn, und sie haben jeweils elf Tore in dieser Runde erzielt. Das sind die Gemeinsamkeiten von Grüttner und Benyamina. Es gibt jedoch auch einige Unterschiede.

Marco Grüttner: Derby? Da huscht sofort ein Lächeln über das Gesicht des Kickers-Torjägers. „Duelle mit dem VfB sind immer reizvoll“, betont Grüttner. Vor allem, wenn sie ausgehen wie in der Vorrunde: Mit 4:1 triumphierten die Blauen, er selbst steuerte zwei Tore zum ersten Saisonsieg bei. „Das Spiel war der Dosenöffner für eine gute Serie danach. Den Erfolg wollen wir wiederholen“, sagt der gebürtige Ludwigsburger. Rechtzeitig zum Rückspiel meldete er sich zurück: Nach seinem Muskelfaserriss im Trainingslager in der Türkei, pausierte er im ersten Punktspiel beim Halleschen FC (1:1), am Mittwoch beim 2:0 in Wiesbaden kam er eine halbe Stunde zum Einsatz. Und am Samstag? „Ich wäre auch für 90 Minuten fit“, sagt Grüttner voller Selbstbewusstsein und Tatendrang. Trainer Gerd Dais lässt noch offen, ob er ihn von Beginn an bringt: „Wichtig ist für uns, dass Marco mit seinem Oberschenkel keine Probleme mehr hat.“

Die drei Kickers-Tore 2013 haben Mittelfeldspieler erzielt. Das dürfte nichts daran ändern, dass Grüttner im Kampf gegen den Abstieg die Lebensversicherung der Blauen bleiben wird. „Er spielt eine überragende Runde“, lobt ihn Präsidiumsmitglied Guido Buchwald. Elf Treffer sprechen eigentlich für sich, doch Grüttner ist mehr als nur Torjäger: Er ist Führungsspieler, Identifikationsfigur, Vorbild. Ein Mann, der immer alles gibt und nie aufgibt.

Vielleicht liegt dieser eiserne Wille auch in seiner Vita begründet. Es gibt fußballerisch talentiertere Spieler als den Sohn des ehemaligen Marbacher Oberligatorwarts Raimund Grüttner. Doch Marco hat sich alles hart erarbeitet und von verletzungsbedingten Rückschlägen nicht entmutigen lassen. „Natürlich will ich weiter nach oben, aber die dritte Liga ist für mich immer noch ein Traum, ich gehe mit Gänsehaut in jedes Spiel“, sagt der Stürmer. Dass seine Auftritte auch Begehrlichkeiten bei Zweitligisten wecken, nimmt er gelassen zur Kenntnis: „Angebote bestätigen einen, aber ich befasse mich nicht mit einem Vereinswechsel.“ Durch den Drittliga-Aufstieg hat sich sein Vertrag bei den Blauen ohnehin bis zum Ende der Saison 2013/14 verlängert. Es gibt zwar eine Ausstiegsklausel, doch Grüttner stellt klar: „Solange ich diesen Vertrag habe, spiele ich auch für die Kickers.“

Soufian Benyamina: Beim Torjäger des VfB II deutet vieles darauf hin, dass er Stuttgart am Saisonende verlässt. „Die Zeichen stehen auf Trennung, vom VfB ist keiner auf mich zugekommen“, sagt er. Auf dem Wasen traut man ihm den Sprung in die Bundesliga offenbar nicht zu. Zwei Minuten im Dezember gegen Schalke, fünf Minuten in Wolfsburg, als Vedad Ibisevic gesperrt war – das war es an Auftritten bei den Profis. Sein Berater Dirk Pietroschinski sondiert Anfragen aus der zweiten Liga, Benyamina selbst konzentriert sich weiter voll auf die dritte Liga: „Ich will genauso weitermachen wie bisher, dann kommt alles andere von allein.“

Viel falsch hat der Mann mit den algerischen Wurzeln in dieser Saison nicht gemacht. Im Gegenteil: VfB-II-Trainer Jürgen Kramny ist von seiner Entwicklung angetan. „Soufian hat einen sehr guten Torriecher, er ist physisch stärker und auch cleverer geworden“, sagt Jürgen Kramny. Hinzu komme, dass „er sich bei der Ballannahme verbessert hat und damit Zweikämpfen geschickt aus dem Weg geht“. Dass Benyamina im Gegensatz zu Grüttner kein Kind der Region ist, sondern in Berlin geboren und aufgewachsen ist, ändert nichts an seiner Motivation im Derby: „Ich bin heiß. Wir wollen unbedingt gewinnen.“ Zumal das Hinspiel noch im Hinterkopf steckt. „Dieses 1:4 spiegelte die Leistung nicht richtig wider. Da hatten wir Pech für zehn Spiele.“