Michael Vitzthum. Foto: Pressefoto Baumann

Ausgerechnet beim Team von Ex-Trainer Seeberger setzt es ein 1:3. Bereits an diesem Dienstag kommt Hansa Rostock.

Darmstadt - „Das war Balsam auf unsere Seele“, sagte Jürgen Seeberger. Der Trainer des Fußball-Drittligisten SV Darmstadt 98 bezog diese Aussage auf das vorentscheidende Tor zum 3:1-Endstand eine Viertelstunde vor Schluss. Doch er hätte auch sagen können: Dieser Sieg war Balsam für meine Seele. Denn die Beurlaubung als Trainer des VfB Stuttgart II im Mai 2011 hatte er nie so richtig verstanden.

Jetzt ist der gebürtige Konstanzer seit zwei Spielen Trainer in Darmstadt. Vor einer Woche hatte er mit seinem neuen Team ein 2:2 beim Halleschen FC geholt. Nun feierte er vor 4500 Zuschauern am Böllenfalltor den ersten Sieg. Ausgerechnet gegen seinen alten Verein. Genugtuung? Seeberger gab keine Einblicke in sein Seelenleben. Er hielt sich an die Fakten – und lobte sogar den VfB: „Die Mannschaft hat unheimlich viele technisch gut ausgebildete Spieler, und dies hat sich auch im Spielverlauf gezeigt.“

Den einzigen VfB-Treffer erzielte Tobias Rathgeb nach einem Freistoß

Was er damit sagen wollte: Die Mannschaft seines Nachfolgers Jürgen Kramny hatte viel Ballbesitz, spielte bis zum gegnerischen Strafraum auch sehr ansehnlich, doch mit der Effektivität vor dem Tor war es nicht weit her. Den einzigen VfB-Treffer erzielte Tobias Rathgeb nach einem Freistoß: Der Kapitän zirkelte den Ball aus 22 Metern traumhaft an der Mauer vorbei ins Netz. „Aus dem Spiel heraus hat uns der entscheidende Tick nach vorne gefehlt“, räumte Kramny ein.

Hinzu kamen Schwächen in der Defensive. „Wir waren nicht immer konzentriert und nicht immer hellwach“, monierte Kramny. Das galt nicht zuletzt für Jungprofi Kevin Stöger. Der offensive Mittelfeldmann spielte zu risikoreich und leistete sich zu viele Ballverluste. Kramnys Urteil: „Er war sicher viel unterwegs, doch leider oft zu sorglos und nicht immer strukturiert.“ Für Ambitionen nach oben fehlt dem Österreicher offenbar die notwendige Basisleistung, die etwa Rani Khedira im defensiven Mittelfeld über einen längeren Zeitraum hinweg bringt.

Die beiden anderen Jungprofis, Raphael Holzhauser und Antonio Rüdiger, standen diesmal nicht im Kader des VfB II. Sie waren mit den Profis in Bremen unterwegs. Ob sie an diesem Dienstag (19 Uhr/Gazistadion) gegen Hansa Rostock am Ball sein werden, ist offen. Unabhängig davon erwartet Kramny ein schweres Spiel: „Hansa ist im Aufwind und hat unter seinem neuen Trainer zweimal gewonnen.“ Der Unterschied zur Partie in Darmstadt: Rostocks Neuer Marc Fascher war noch nie beim VfB Trainer.