So lässt Trainer Bruno Labbadia seine Mannschaft gegen Dynamo Moskau spielen. Klicken Sie sich durch die Bildergalerie. Foto: dpa

VfB will im Hinspiel gegen Moskau Grundlage für Einzug in Gruppenphase legen – Millionen-Erträge möglich.

Stuttgart - Irgendwie ist das alles ein wenig widersprüchlich, was es vonseiten des VfB Stuttgart vor dem Play-off-Hinspiel um den Einzug in die Europa-Liga gegen Dynamo Moskau zu hören gibt. Das Thermometer zeigt deutlich über 30 Grad Celsius, im Presseraum steht die Luft, weil so viele Medienvertreter anwesend sind wie lange nicht, und Bruno Labbadia erklärt, seine Spieler seien „heiß“ auf die Partie an diesem Mittwoch. Doch der VfB-Trainer sagt auch: „Wir müssen einen Kaltstart hinlegen.“

Nun verbringt der Coach nicht täglich zwölf Stunden im klimatisierten Büro, doch im Gegensatz zu seiner Mannschaft hätten die Kontrahenten aus Moskau bereits fünf Ligaspiele und die Qualifikationsrunde zur Europa-Liga hinter sich. Zwar ist Dynamo denkbar schlecht in die russische Liga gestartet (null Punkte, 1:11 Tore), doch wie wichtig die Spielpraxis ist, habe die erste Runde im DFB-Pokal am Wochenende gezeigt, ergänzt Labbadia. Sechs Erstligisten waren in ihrer ersten wichtigen Partie der Saison erfolglos. Der VfB siegte zwar beim Sechstligisten SV Falkensee-Finkenkrug, als erste ernsthafte Prüfung sieht der Coach aber erst das Hinspiel gegen Moskau – und warnt vor den entsprechenden Gefahren.

„Bei uns gibt es immer noch die Frage: Wo stehen wir?“, sagt Labbadia, müht sich aber, aus dem Frage- schnell ein Ausrufezeichen zu machen. „Meine Mannschaft ist bereit.“ Und das muss sie auch sein.

„Die sind topbesetzt und haben gerade im vorderen Bereich sehr gute Einzelspieler“

Einerseits, weil sich Labbadia nicht blenden lässt vom Fehlstart der Moskauer. Im Gegenteil: Er macht dem VfB das Leben noch schwerer. Zwar analysierte Labbadia Dynamo umfangreich, nach dem Trainerwechsel vor dem Spiel in Stuttgart ist aber unklar, wie viel die Erkenntnisse noch wert sind. Sicher ist für Labbadia nur eines: „Die sind topbesetzt und haben gerade im vorderen Bereich sehr gute Einzelspieler.“ Zum Beispiel Kevin Kuranyi. Doch die Qualität des Gegners ist nur die eine Sache, die den VfB-Profis eine Topleistung abverlangt.

Andererseits ist da der eigene große Wunsch, dass nach einem Jahr ohne internationale Begegnungen die Play-off-Runde nicht der einzige Auftritt des VfB auf der europäischen Fußball-Bühne bleibt. „Wir haben lange dafür geackert“, sagt Labbadia, der lediglich auf den gesperrten Zdravko Kuzmanovic und Gotoku Sakai (Trainingsrückstand) verzichten muss, „wir wollen unbedingt in die Gruppenphase.“ Und Sportdirektor Fredi Bobic ergänzt: „Ich bin sehr selbstbewusst, jetzt wollen wir den letzten Schritt machen.“ Weil es um mehr geht als um einen sportlichen Erfolg. Es geht ums Renommee, um die Strahlkraft des Vereins über die Landesgrenzen hinaus, um einen „Mehrwert, der nicht einkalkuliert war“, wie Fredi Bobic es nennt – und damit auch auf die Verdienstmöglichkeiten in der Europa-Liga hinweist.

Im Vergleich zu den Fleischtöpfen, aus denen die Teilnehmer der Champions League gespeist werden, bietet die Europa-Liga zwar nur Häppchen. Aber auch die sind nicht zu verachten, zumal sie für den VfB ein Zubrot wären. „Wir haben ohne diese Einnahmen geplant“, sagt Ulrich Ruf. Umso mehr würde sich der Finanzvorstand über den Einzug in die Gruppenphase freuen.

VfB hat bislang die Uefa-Prämie von 100.000 Euro sicher

Damit wäre die Uefa-Prämie in Höhe von 1,3 Millionen Euro gesichert (Champions League: 8,6 Millionen Euro), pro Sieg wären dann weitere je 200.000 Euro zu verdienen, und zu diesen Prämien kommen noch die Einnahmen aus dem Ticketverkauf und aus dem Marktpool der Uefa. Wie viel Geld davon auf den VfB abfällt, hängt auch damit zusammen, wie viele deutsche Clubs wie lange im Wettbewerb vertreten sind. Dass sich eine erfolgreiche Teilnahme an der Europa-Liga aber durchaus lohnt, haben in der vergangenen Saison Hannover 96 und Schalke 04 bewiesen. Beide Clubs erreichten das Viertelfinale, Hannover nahm 8,4, Schalke 10,5 Millionen Euro ein.

Der VfB hat bislang die Uefa-Prämie von 100.000 Euro sicher. TV-Geld und Bandenwerbung bringen noch einmal einen etwas höheren Betrag, die Zuschauer – der VfB rechnet mit maximal 20.000 – sorgen für weitere Einnahmen. Ob nach dem Hinspiel an diesem Mittwoch weiter verdient wird, hängt davon ab, ob der Kaltstart gelingt.

In unserer Bildergalerie sagen wir Ihnen, wie der VfB Stuttgart gegen Dynamo Moskau spielen will.