Ein VfB-Fan wird beim Pokalspiel im Stadion von Glücksgefühlen überwältigt und kommt damit ins Fernsehen. Seine Fanpostkarten bringen ihm viel Spaß – aber ein Wunsch bleibt offen.
Der Heimsieg des VfB Stuttgart gegen RB Leipzig Anfang April hat dem Denkendorfer Fan Jochen Autenrieth Tränen des Glücks entlockt – war damit doch der Einzug in das Finale des DFB-Pokals geschafft. Fernsehkameras hielten dies fest, die Bilder wurden gesendet und dutzendfach wiederholt. In der Folge wurde er mit so vielen Glückwünschen bedacht, dass er beschloss, Autogrammkarten anzufertigen und an seine neue Fangemeinde im Landkreis zu verteilen. Eintrittskarten für das Finale in Berlin hat es indes nicht eingebracht.
Fußball ist mit Emotionen verbunden. Zuweilen wird man dabei von Gefühlen überwältigt und gar zu Tränen gerührt. Dies mag für Sportler noch nichts Besonderes sein, für Zuschauer indes schon eher, zumal wenn es sich vor laufender Kamera abspielt.
Irgendwann war die Kamera egal
Just dies ist Jochen Autenrieth geschehen. Bei dem Heimspiel des VfB Stuttgart gegen RB Leipzig hatte er einen guten Platz auf der Haupttribüne erwischt, „ganz vorne, alles in greifbarer Nähe“, erzählt er. Dort waren allerdings neben den Akteuren auf dem Platz auch die Zuschauer im Blickfeld der Kameras der Fernsehsender. „Irgendwann achtet man da nicht mehr drauf“, sagt Autenrieth.
Der 56-jährige VfB-Fan versteht einiges von Fußball. Er hat selbst bis zur A-Jugend beim TV Deggingen, in seinem Heimatort, gekickt und war lange Zeit ein großer Fan des SC Geislingen, der auch für Autenrieths besondere Affinität zum DFB-Pokalwettbewerb verantwortlich ist: In der Saison 1984/85 war der SC erst im Achtelfinale gegen Bayer Uerdingen, den späteren Pokalsieger, ausgeschieden. „Das war sensationell damals, und ich habe alle Spiele gesehen“, erzählt Autenrieth. Nun wollte er endlich seinen „Herzensverein VfB“ bei einem Pokalfinale im Berliner Olympiastadion anfeuern. Das Spiel gegen Leipzig war der letzte Schritt. „Wir haben das 3:1 bis zum Schlusspfiff gehalten. Und da musste ich weinen, ich war glücklich, Endspiel erreicht“, erzählt Autenrieth.
Dann kamen die Fernsehkameras ins Spiel, seine Freudentränen wurden erfasst, die Bilder erreichten Millionen von Menschen. Autenrieth realisierte dies erst im Nachhinein, als die Bilder am Abend vielfach in diversen Fernsehsendern, aber auch auf Social-Media-Kanälen wiederholt wurden. In der Folge erhielt er Dutzende von Anrufen und Nachrichten von Freunden, Bekannten und Arbeitskollegen, die ihn zu seiner Rolle als TV-Berühmtheit beglückwünschten.
Da lag es für Jochen Autenrieth recht nahe, die ganze Sache noch ein wenig auf die Spitze zu treiben. „Ich habe Screenshots von meinem verheulten Gesicht gemacht, mit den Bildern Fankarten gemacht, unterschrieben und verteilt. Auf einmal war ich ein Stern am Fernsehhimmel der Fußballfans im Landkreis. Das hat mir einen Riesenspaß gemacht“, sagt Autenrieth und grinst.
„Wenn wir das Pokalfinale gewinnen, gibt es ein VfB-Tattoo“
Etwa 50 Stück der Autogrammkarten hat er mittlerweile verteilt, zudem haben der VfB und die Fernsehsender, die Fußball übertragen, je ein Exemplar mit der Bitte bekommen, ihn mit einer Eintrittskarte für das Pokalfinale zu bedenken. „Schließlich habe ich für ordentlich Quote gesorgt. Wenn es jetzt noch ein Ticket gäbe, wäre das die Krönung“, sagt Autenrieth. Allerdings erhielt er nur vom VfB eine – abschlägige – Antwort. „Die anderen haben nicht mal gezuckt.“
Zum Finale will er allerdings auch ohne Ticket fahren, zur Not gebe es sicher eine VfB-Fankneipe zum Fußballschauen. Eines ist auf jeden Fall klar: „Wenn wir das Pokalfinale gewinnen, gibt es ein VfB-Tattoo auf den Unterarm. Der Platz dafür ist schon reserviert.“