Nicola Schröer hat schon wilde Tiere in Südafrika behandelt. Seit Kurzem praktiziert die Degerlocherin an der Kirchheimer Straße in Sillenbuch. Foto: privat

Nicola Schröer ist rumgekommen. Sie hat wilde Tiere in Südafrika behandelt, aber auch in Großbritannien und den USA in Tierarztpraxen mitgearbeitet. Seit Neuestem kümmert sich die Veterinärin aus Degerloch in Sillenbuch um kranke Tiere.

Sillenbuch/Degerloch - Nicola Schröer öffnet im blauen OP-Kittel. „Wir operieren gerade, einen Moment Geduld“, sagt die Tierärztin und verschwindet wieder hinter der Tür zum Operationsraum in ihrer neu eröffneten Praxis an der Kirchheimer Straße. Ein Notfall ist kurzfristig reingekommen – eine Katze wurde schwer am Bein verletzt von ihren Besitzern gefunden. Was ihr zugestoßen ist, weiß die Ärztin nicht. Was sie jedoch genau weiß, ist, dass dem verwundeten Tier möglichst schnell geholfen werden muss.

Notfälle wie dieser sind das tägliche Geschäft in Tierarztpraxen. Auch wenn sonst alles über Termine während der Sprechstunden-Zeit läuft, „Notfälle müssen immer dazwischen passen“, sagt die 41 Jahre alte Veterinärin. Da spricht der Helferin-stinkt aus Nicola Schröer. Den habe sie schon als Kind gehabt, erzählt sie. Sie sei auf dem Land mit Tieren aufgewachsen und habe sich immer um diese bemüht, besonders, wenn es ihnen schlecht ging. „Schon als ich sieben war, hat man mich immer ,die kleine Tierärztin‘ genannt“, sagt Schröer und lacht. Ein anderer Beruf wäre für sie nie denkbar gewesen.

Sie spezialisierte sich auf Kardiologie bei Kleintieren

Nach dem Studium sammelte Nicola Schröer nicht nur im Inland erste Berufserfahrung, sondern auch im Ausland. Sie hat in Großbritannien, den USA und in Südafrika in Tierkliniken- und Praxen mitgearbeitet. „In Amerika ist der Standard noch viel höher als bei uns, und in Südafrika kümmerte sich die Klinik auch um wilde Tiere“, erzählt die Ärztin begeistert. Zurück in der Heimat – nach einer Facharztausbildung für Pferde und verschiedenen Stationen in diversen Praxen und Kliniken – widmete sich die Degerlocherin schließlich ganz ihrem Faible für Kleintiermedizin. Und ihrer Faszination für das Herz. Sie spezialisierte sich auf die Kleintierkardiologie.

„Das Herz war für mich immer ein Buch mit sieben Siegeln“, erklärt Nicola Schröer. Das wollte sie ändern. Besonders begeistere sie, wie lange ein Herz arbeitet. „Wenn man in der Technik eine vergleichbare Druck-Saug-Pumpe baut, hält diese vielleicht fünf bis zehn Jahre“, sagt die Ärztin. Das Herz hingegen funktioniere ein ganzes Leben. Wenn es das mal nicht mehr ganz problemlos macht, kommt ihre Ausbildung ins Spiel. Die meisten Herzpatienten sind Hunde. „Mit Katzen geht man nicht spazieren, deswegen fällt es oft nicht auf, wenn sie ein Herzproblem haben“, sagt Schröer.

Viele Hunde bekommen ein Herzleiden

Hunde seien zudem grundsätzlich öfter betroffen. „Jeder vierte Hund über sieben Jahre bekommt eine Herzerkrankungen“, erklärt die Veterinärin. Diese seien ganz unterschiedlich, jedoch nach Rassen und Größe typisch. „Kleinere Hunde haben zum Beispiel eher Erkrankungen der Herzklappen. Und bei größeren Hunden ist es öfter das Problem, dass das Herz ausleiert“, sagt Schröer. Für sie sei es der schönste Moment, wenn sie mit ihrem Wissen und den modernen technischen Geräten eine Diagnose erstellen, dem Tier mit Medikamenten helfen konnte und die Besitzer irgendwann wiederkämen und sagten: „Jetzt ist er wieder ganz der Alte.“

Fast wieder ganz die Alte ist die verletzte Katze. Langsam wacht sie in der Box, in die Nicola Schröer sie nach der Operation gesetzt hat, aus der Narkose auf. Das Bein ist bis zur Pfote einbandagiert, und das Kätzchen maunzt ein wenig ängstlich. Noch am gleichen Tag kann es mit ihren Besitzern aber wieder nach Hause und dann bald wieder durch Sillenbuch spazieren.