OB Frank Nopper und seine Frau Gudrun helfen am Freitag in der Vesperkirche. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Bei der Mitarbeit in der Vesperkirche erfährt Stuttgarts OB Nopper auch von Nöten, die die Stadt mitverursacht hat.

Stuttgart - „Wurst- oder Käsesandwich?“, fragt Frank Nopper einen Mann, der in der Schlange hinter der Leonhardskirche auf sein Lunchpaket wartet. Der Oberbürgermeister und seine Frau Gudrun Nopper haben sich am Freitagmittag Schürzen umgebunden und geben die Tüten, die ihnen durch den Ausgabeschalter gereicht werden, an die Wartenden weiter.

Seit dem 16. Januar wird im Rahmen der Vesperkirche wieder jeden Tag Essen an Bedürftige verteilt. Am Freitag steht Seelachs im Backteig auf der Speisekarte. Und in den Tüten mit den belegten Broten, die der OB und seine Frau verteilen, finden sich an diesem Tag auch Muffins, die der Rathauschef mitgebracht hat.

Sieben Wochen hat Vesperkirche geöffnet

Wie Nopper betont, soll sein Besuch der Vesperkirche auch verdeutlichen, dass „jeder Mensch Wertschätzung verdient“. Viele Gäste der Vesperkirche seien sozial isoliert, weshalb die Gespräche mindestens genauso wichtig seien wie das Essen selbst. Diakoniepfarrerin Gabriele Ehrmann formuliert es im Gespräch mit dem OB so: „Vesperkirche, das ist nicht nur für den Körper, sondern auch für Geist und Seele.“

Zu Beginn der diesjährigen Vesperkirche, die sieben Wochen lang ihre Türen geöffnet hat, war auf Grund der Pandemie nur „Essen to go“ möglich. Seit rund zwei Wochen können die Gäste auch wieder in der Leonhardskirche Platz nehmen. Mittagessen und Lunchpakete werden aber weiterhin auch zur Mitnahme angeboten.

Täglich gehen 600 Essen an Bedürftige

Die Vesperkirche verteilt gemeinsam mit ihren Kooperationspartnern täglich 600 Essen. Neben der Leonhardskirche auch an den Ausgabestellen der Evangelischen Gesellschaft (eva), der Bahnhofsmission, an der Olgastraße 46 und an der Paulinenbrücke. 350 Essen und rund 1200 belegte Brote werden von den ehrenamtlichen Helfern allein am Leonhardsplatz ausgegeben. „Wir benötigen für die Brote jeden Tag 14 Kilogramm Wurst, genauso viel Käse und zehn Kilogramm Butter“, erklärt Pfarrerin Ehrmann. Über den Verein Stille Not Stuttgart konnte deren Vorsitzende Gudrun Nopper in diesem Jahr zwei Sponsoren gewinnen, die einen Teil der Wurst und des Käses bereitgestellt haben.

Zunehmende Verschuldung

Im Gespräch mit Dekanin Elke Dangelmaier-Vinçon aus Zuffenhausen erfuhr der OB am Freitag unter anderem von den Nöten einkommensschwacher Familien. Demnach mussten sich zuletzt immer mehr Familien verschulden, weil es pandemiebedingt bei der Stadt zu Verzögerungen bei der Bearbeitung von Wohngeldanträgen kam.

Die Vesperkirche in der Leonhardskirche hat noch bis Samstag, 5. März, geöffnet.