Der ausgebrannte Lastwagen ist nicht gerade ein schöner Anblick. Foto: privat

Im Mai stand in Marbach (Kreis Ludwigsburg) ein Laster in Flammen, der Fahrer wurde schwer verletzt. Der Fall beschäftigt die Ämter bis heute. Es geht dabei um viel Geld.

Die Marbacher Feuerwehr rückte am Nachmittag des 18. Mai zu einem ziemlich spektakulären Einsatz im Energie- und Technologiepark aus. „Schon auf der Anfahrt war eine schwarze Rauchsäule zu sehen“, heißt es im Bericht der Floriansjünger. Ein Lastwagen habe „in voller Ausdehnung“ in Flammen gestanden. Die Mannschaft machte sich sogleich an die Arbeit, löschte das Feuer. Der Fahrer des Sattelzugs wurde per Hubschrauber mit einer schweren Rauchgasvergiftung in eine Klinik geflogen. Er hatte sich die Verletzung wohl beim Versuch zugezogen, den Brand selbst unter Kontrolle zu bringen, mutmaßte die Polizei. Doch damit war der Fall längst noch nicht abgeschlossen.

 

Als Problem entpuppte sich, dass der Auslöser für den Brand nicht ersichtlich war. „Die Ermittlungen dauern an“, teilte die Polizei seinerzeit mit. Wie sich nun herausstellt, rückte der Fahrer dabei auch selbst in den Fokus der Ordnungshüter. Letztendlich sei das Ermittlungsverfahren aber eingestellt worden, da die Ursache nicht abschließend habe geklärt werden können, sagt Melanie Stahlmann, Pressesprecherin der Staatsanwaltschaft Heilbronn. „Es ließ sich kein strafrechtlich relevantes Verhalten des Beschuldigten erkennen“, fasst sie zusammen.

Auf einer anderen Ebene hat der Vorfall von Mitte Mai aber ein Nachspiel, das sich bis heute zieht. Der ausgebrannte Laster steht nach wie vor in dem Industriegebiet, was dem einen oder anderen Bürger ein Dorn im Auge ist. Dem Marbacher Bürgermeister Jan Trost wäre es ebenfalls lieb, wenn er einen Haken unter die Sache machen und man den Lkw abschleppen lassen könnte. Doch so einfach ist es nicht. Für die Kommune geht es um viel Geld.

Die Fahrerkabine ist komplett ausgebrannt. Foto: Archiv (KS-Images.de/Karsten Schmalz)

„Ich bin jetzt seit mehr als zwölf Jahren Bürgermeister in Marbach. Aber so etwas hatten wir noch nie in meiner Amtszeit“, sagt Trost. Man habe zunächst angenommen, dass das Landratsamt in Ludwigsburg für die Entsorgung des Wracks zuständig sei. Die Behörde sei schließlich immer dann am Zug, wenn unangemeldete Fahrzeuge abgestellt wurden. „Dann zählen Autos, Lastwagen oder Motorräder formal als Abfall“, sagt der Rathauschef. Entsprechend habe man das Kreishaus eingeschaltet, damit es den Lkw mit Litauer Kennzeichen aus dem Industriegebiet entfernen lässt.

Das Landratsamt bestätigt, dass die untere Abfallbehörde Anfang Juli von der Stadt Marbach „Informationen“ zu dem Lastwagen erhalten hat. „Das Fahrzeug ist nicht mehr für den ursprünglichen Verwendungszweck geeignet beziehungsweise nicht reparabel“, konstatiert Pressesprecherin Franziska Schuster. Sie weist zudem darauf hin, dass die öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger dazu verpflichtet seien, „Abfälle zu beseitigen, die unzulässig auf öffentlichen Flächen oder außerhalb im Zusammenhang bebauter Ortsteile abgelagert wurden, sofern eine Beseitigung durch den Verursacher nicht möglich ist“. Dann kommt das Aber, das die Angelegenheit so verzwickt macht und die Stadt zurück ins Spiel bringt.

Im vorliegenden Fall trete an die Stelle des Verursachers eine Versicherung, die das Ganze über die bei Unfällen im Ausland übliche Grüne Karte abwickle und ein Schadensregulierungsbüro hinzugezogen habe, das auch für die Entsorgung zuständig sei. „Die Stadt Marbach ist in diesem Fall als Betroffene anzusehen, da sie Folgeschäden wie Straßenverkehrsbehinderungen, Straßenschäden oder Schäden infolge von Löscharbeiten erlitten hat. Die Stadt als Betroffene ist für die weitere Abwicklung vor Ort in Zusammenarbeit mit der Versicherung zuständig. Die Regulierung dieser Schäden erfolgt privatrechtlich“, erklärt Franziska Schuster.

Man brauche erst die Gewähr, dass die Kosten übernommen werden, ehe das Wrack abtransportiert werde, erklärt der Marbacher Bürgermeister Jan Trost. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

„Wir müssen zusammen mit dem Deutschen Büro Grüne Karte e. V., das zwischen uns und dem Eigentümer des Fahrzeugs in Litauen vermittelt, eine Lösung finden“, sagt der Marbacher Bürgermeister Jan Trost. „Man kann sich vorstellen, dass das über die Ländergrenzen hinweg nicht ganz einfach ist.“ Er könne deshalb nicht versprechen, dass der Sattelzug zeitnah aus dem Industriegebiet transportiert wird.

„Der Auflieger ist dabei nicht das Problem. Dieser wird ertüchtigt und kann wieder fahren. Um aber die ausgebrannte Zugmaschine zu entsorgen, muss ein Schwerlastkran kommen. Deshalb kostet die Beseitigung des Wracks knapp 20.000 Euro. Wir müssen also erst die Zusage aus Litauen haben, dass die Kosten übernommen werden, bevor das in die Wege geleitet wird“, erläutert der Bürgermeister.

Ähnlich verhalte es sich mit den Schäden, die durch den Brand am Straßenbelag verursacht worden seien. Hier müsse auch sichergestellt sein, dass die Kommune nicht auf den Ausgaben für die Reparatur sitzen bleibe.