Der Inhalt der Biomülltonnen in Stuttgart soll nicht nur zu Dünger werden, sondern dabei auch Strom und Wärme erzeugen. Foto: dpa/Patrick Seeger

Sie soll Porsche mit Wärme versorgen, dafür war mal das Jahr 2018 angepeilt, doch immer neue Schwierigkeiten werfen den Bau der Vorzeigeanlage zurück.

Eigentlich sollte sie längst in Betrieb sein und den Inhalt der braunen Tonnen in Stuttgart in Strom, Wärme und Dünger umwandeln und Porsche einheizen, doch bis der erste Biomüll in der Abfall-Vergärungsanlage der Landeshauptstadt angeliefert werden kann, wird es nochmals länger dauern. Nun braucht die Anlage auch noch mehr Platz.

Im Sommer 2021 begannen die Tiefbauarbeiten für das Projekt, das der städtische Abfallwirtschaftsbetrieb (AWS) mit 32 Millionen Euro kalkuliert hat. Die bringen alle Gebührenzahler auf. Bald brachte die ausufernde Sondierung des Geländes auf Kampfmittel und der schlechte Baugrund die Arbeiten im Gewann Hummelsbrunnen Süd in Zuffenhausen ins Stocken. Inzwischen hat AWS den Gemeinderat über den Nicht-Baufortschritt informiert. Die Bürgervertreter nahmen die Kaskade der Kalamitäten am Mittwoch ohne Kommentierung zur Kenntnis.

Bohrungen insgesamt 8 km lang

Um die Gebäude, vor allem die schweren Speicher für den Flüssigdünger, sicher zu gründen, sind Bohrungen nötig. Aneinandergereiht messen sie rund 8000 Meter. Durch die Tiefgründung werden nun wasserführende Bodenschichten erreicht, wofür eine neue Genehmigung durch das Regierungspräsidium benötigt wird. Sie wird für Herbst 2022 erwartet, erfährt man aus einer anderen AWS-Vorlage. Und noch bevor die Anlage in Betrieb geht, treten neue Vorgaben in Kraft. Die „können zu einem Flächenmehrbedarf führen“, informiert der Abfallwirtschaftsbetrieb, denn die Vorgaben werden eine weitere, bisher nicht vorgesehene Behandlung des Bioabfalls erforderlich machen, damit möglichst wenig Störstoffe den Gärprozess behindern. Zwei Flurstücke sollen der Anlage nun zugeschlagen werden. Die nötigen Geländestreifen an der B 27 gehören zwar bereits der Stadt, sie sind aber als Ausgleichsflächen für den Bau der Anlage vorgesehen. Der Krux könne begegnet werden, man sei im Gespräch, andere Ausgleichsflächen finden, beruhigt AWS.

Erster Nachtrag zum Bauvertrag

Nicht nur baulich, auch vertraglich wird es bei der Vergärungsanlage kompliziert. Die Tiefgründung treibt den Preis um 638 000 Euro, davon stemmt die Bietergemeinschaft aus Marienfeld für den Rohbau 256 000 Euro, den Rest AWS. Die Gründungs- und Tiefbauarbeiten sollen nun im Frühjahr 2023 begonnen werden, der Hochbau im Sommer 2023. Weitere Gewerke wolle man im Herbst/Winter dieses Jahres ausschreiben. Bei einer Bauzeit von einem Jahr könne die Vergärungsanlage ihren Betrieb im Herbst 2024 aufnehmen. Sie kann rund 35 000 Tonnen Abfall verwerten.