Neues Duo: Johannes Berner und Oberbürgermeisterin Gabriele Zull. Foto: Patricia Sigerist

Der neue Erste Bürgermeister Johannes Berner tritt sein Amt im Fellbacher Rathaus voraussichtlich am 1. Oktober an. In einem Pressegespräch stellte Oberbürgermeisterin Gabriele Zull am Dienstagvormittag ihren neuen Dezernenten für Finanzen und Soziales vor.

Fellbach - Das also ist der Mann, der in den internen Vorstellungsrunden so viel Profil demonstrierte, dass die verbliebenen zwei Konkurrenten schon vor der Wahl im Gemeinderat die Segel strichen: Johannes Berner, der neue Erste Bürgermeister der Stadt Fellbach. In einem Pressegespräch stellte Oberbürgermeisterin Gabriele Zull am Dienstagvormittag ihren neuen Dezernenten für Finanzen und Soziales vor. Das eindeutige Votum durchs Gremium sei ein „guter Rückenwind“ für Berner, konstatierte Zull.

In seiner Bewerbungsrede hatte Berner sich so vorgestellt: „Ich bin studierter Verwaltungswissenschaftler, ich bin eine kommunale Vielzweckwaffe – und ich bin Fellbacher.“ Seit Ende 2005 wohnen er, seine Ehefrau und die drei Kinder nur wenige Gehminuten vom Rathaus entfernt.

Den Antritt in Fellbach sieht er als Rückkehr zu den beruflichen Wurzeln

Das Amt als neuer Erster Beigeordneter, so Berner am Dienstag, biete einen großen Gestaltungsspielraum. Mit dieser Aufgabe befinde man sich „in der Mitte des Lebens, der Gesellschaft“. Den Antritt in Fellbach sieht er als Rückkehr zu den beruflichen Wurzeln. Vor 18 Jahren begann er als Persönlicher Referent des Oberbürgermeisters in Göppingen. Der „Sprung ins kalte Wasser“, den etliche seiner Bekannten vermuteten, sei „nicht ganz so kalt: Die Rathausluft ist mir vertraut, auch der Umgang mit den Gremien.“

Als er vor einigen Monaten als Kreisbau-Geschäftsführer mit Fellbacher Rathausbeamten oder mit Vertretern der im VHS-Bau ebenfalls residierenden Jugendtechnikschule zu tun hatte, „hätte ich nie gedacht, mal auf der anderen Seite zu sitzen“.

Doch nun kommt’s vom 1. Oktober an tatsächlich so. Dann gelte es, offenbart Berner sein Credo, „die großen Linien im Auge zu behalten“. Eine davon sei „die Linie der Geburten in Fellbach“: Bis zum Jahr 2010 gab es deutlich unter 400 Kinder, von 2011 an einen kontinuierlichen Anstieg. „2017 wurden 500 Neugeburten nur knapp verfehlt, 2018 haben wir ähnlich starke Zahlen.“

Für Johannes Berner ist dieser Nachwuchssegen einerseits „eine überaus erfreuliche Entwicklung, eine wunderbare Linie“ – die jedoch von der öffentlichen Hand gemanagt werden muss, etwa beim Rechtsanspruch für die Kinderbetreuung. Berners klare Aussage: „Es muss der Ehrgeiz einer Stadt wie Fellbach sein, den Eltern allerbeste Rahmenbedingungen zur Verfügung zu stellen.“ Allerdings müsse man eben bedenken, dass der Zuschuss für die Kinderbetreuung in den vergangenen 17 Jahren von fünf Millionen Euro auf 17 Millionen Euro gestiegen sei.

OB Zull ist am Ende zufrieden mit der Präsentation ihres künftigen Stellvertreters

Damit „muss ein Haushalt erst mal fertig werden“, was zur zweiten großen Linie führt, den Finanzen. Dass mit der großen Veränderung des Übergangs von der bisherigen Kameralistik aufs neue kommunale Haushalts- und Rechnungswesen (Doppik) die Notwendigkeit besteht, den „Werteverzehr der Gebäude abzubilden“, und dass somit „die Denk- und Wirtschaftsweise kaufmännischer wird“, hält Berner grundsätzlich für sinnvoll. Derzeit sind jedoch im Haushalt nur drei Millionen Euro an Abschreibungen abgebildet, das bedeutet, „dass noch acht Millionen erwirtschaftet werden müssen“.

Generell setzt Berner bei den finanziellen Entscheidungen auf die Zusammenarbeit mit den Bürgern und dem Gemeinderat: „Haushaltskonsolidierung im Streit ist Mist, weil es immer Verlierer gibt.“ Die Einigkeit in Fellbach sollte man nicht durch „schnelle symbolische Erfolge aufs Spiel setzen“, sondern so gestalten, dass auch die Fraktionen „das ganze Paket gut mittragen können“.

Und er offenbart sich als Fan des schönen Begriffs „Haushalten – was bedeutet, mit dem zurechtzukommen, was man zur Verfügung hat“. Als weitere Herausforderungen der kommenden Jahre nennt Berner natürlich noch den Wohnungsbau, den Nahverkehr und die Digitalisierung.

OB Zull ist am Ende zufrieden mit der Präsentation ihres künftigen Stellvertreters. „Wir werden einen guten Übergang hinbekommen“, verspricht sie und verweist auf seine fachliche Kompetenz und seine menschlichen Fähigkeiten. Berner sei als Finanzdezernent nicht nur „ein Stratege, ein Zahlenmensch, Johannes Berner hat auch die Empathie fürs Soziale“.

Er sei glücklich, so Johannes Berner, dass sein Vorgänger Günter Geyer ihm ein „so gut bestelltes Feld“ überlasse, das Dezernat sei bestens aufgestellt. Und er ergänzt: „Dies ist kein Wechsel, der Instrumente wie etwa einen eisernen Besen erforderlich macht.“ Die Voraussetzungen in Fellbach für ein gutes Miteinander seien hervorragend: „Fellbach war nie eine Stadt, die durch Kaltherzigkeit aufgefallen ist.“ Das werde weiter so sein.