Wegen des Steinbrockens ist der Citroën in eine Böschung gefahren und hat sich überschlagen. Foto: dpa

Die Polizei hat den Stein untersucht, den Unbekannte bei Heidenheim von einer Brücke auf die Autobahn 7 geworfen und damit einen schweren Unfall verursacht haben.

Heidenheim - Die Polizei sucht weiter einen Steinewerfer, der am Sonntag gegen 1.45 Uhr einen Betonbrocken von einer Brücke über die Autobahn 7 auf die Fahrbahn geworfen hat. Es gebe „noch keine heiße Spur“, sagte am Montagabend eine Sprecherin des Polizeipräsidiums in Ulm, die Ermittlungen liefen aber auf „Hochtouren“. Zur Aufklärung sei eine Sonderkommission namens Crash gebildet worden. Den Montag über habe die Polizei umfangreich Spuren gesichert und mögliche Zeugen vernommen – vor allem Anlieger in Autobahnnähe.

Der Betonpflasterstein ist von einem Gelände in der Nähe des Flugplatzes in Giengen (Kreis Heidenheim) bis zur Autobahnbrücke geschafft worden. Sie liegt zwischen den Anschlussstellen Heidenheim und Giengen-Herbrechtingen. Für die Polizei ist noch offen, ob es sich um einen Einzeltäter oder eine Gruppe handelte. Der Steinklotz, der bei dem Unfall auseinandergebrochen ist, hatte ursprünglich zwölf Kilogramm gewogen.

Starke Hoffnungen setzt die Polizei darauf, dass sie Zeugen findet, die in der Tatnacht etwas gesehen haben, das zum Täter führt. Um den Kontakt einfach zu machen, hat das Ulmer Polizeipräsidium ein Hinweistelefon eingerichtet, es ist unter 0800 1880 110 zu erreichen.

Mutter schwebt noch immer in Lebensgefahr

Erste Berichte, wonach direkt nach dem Wurf ein Bus dem Betonklotz knapp habe ausweichen können, stellten sich als falsch heraus. „Der Bus ist wohl den Trümmerteilen ausgewichen“, sagte die Polizeisprecherin. Der Busfahrer werde dennoch gesucht.

Wie berichtet, ist in der Dunkelheit eine in Richtung Ulm fahrende, vierköpfige Familie in einem Citroën auf den Betonklotz aufgefahren. Der Wagen fuhr dadurch in eine Böschung und überschlug sich. Der 33-jährige Familienvater saß am Steuer, er und sein vierjähriger Sohn auf dem Rücksitz kamen mit leichteren Verletzungen davon. Die sechsjährige Tochter auf der Rückbank jedoch musste mit schweren Verletzungen in eine Klinik gebracht werden. Am schlimmsten traf es die 25 Jahre alte Mutter, die auf dem Beifahrersitz saß. Laut der Polizei vom Montag schwebt sie weiter in Lebensgefahr. Der Zustand aller anderen Familienmitglieder sei stabil.

Verurteilung wegen Mordversuchs möglich

Wer Autofahrer auf diese Art gefährdet, muss damit rechnen, wegen Mordversuchs belangt zu werden. Im aktuellen Fall hat die zuständige Staatsanwaltschaft in Ellwangen zwar noch keine rechtliche Bewertung vorgenommen: „Das machen wir dann, wenn wir wissen, worum es konkret geht“, begründet dies der Erste Staatsanwalt Armin Burger. Jetzt müsse zunächst der Sachverhalt ermittelt werden. Dass dabei Mordmerkmale im strafrechtlichen Sinn wie etwa Heimtücke erkannt würden, sei jedoch durchaus möglich.

Dass Steinewerfer wegen Mordes verurteilt werden, ist keineswegs ungewöhnlich. So hat das Landgericht Oldenburg im Mai 2009 den sogenannten Holzklotz-Mörder zu lebenslanger Haft wegen Mordes und dreifachen Mordversuchs hinter Schloss und Riegel gebracht. Dieser hatte am Ostersonntag 2008 bei Oldenburg einen sechs Kilogramm schweren Holzklotz von einer Brücke auf die Autobahn 29 geworfen. Der Brocken durchschlug die Scheibe eines Autos und tötete eine 33-jährige Frau vor den Augen ihrer Familie.

Der Bundesgerichtshof bestätigte später dieses Urteil. Der drogensüchtige Täter hatte den Klotz aus Frustration darüber, dass er an diesem Abend kein Heroin bekommen hatte, auf die Straße geworfen.