Geht es für Daniel Didavi (links) und Gonzalo Castro beim VfB Stuttgart weiter? Foto: Imago/Sven Simon

Im Sommer laufen die Verträge des Kapitäns Gonzalo Castro sowie die von Daniel Didavi, Marcin Kaminski, Hamadi Al Ghaddioui und Holger Badstuber aus. Mit wem die Stuttgarter verlängern, hängt nicht nur von sportlichen Aspekten ab.

Stuttgart - Der Kölner Spielerberater Volker Struth ist ein alter Hase im Fußballgeschäft. So zählt der Chef der Agentur Sports360 etwa Weltstars wie Toni Kroos von Real Madrid zu seinen Klienten. Erst vor Kurzem fädelte Struth den Wechsel seines Spielers Dayot Upamecano von RB Leipzig zum FC Bayern München ein. Für die festgeschriebene Ablösesumme von 42,5 Millionen Euro unterschrieb der 22-jährige Innenverteidiger einen Fünfjahresvertrag beim Rekordmeister, was zeigt, dass Volker Struth sein Handwerk versteht.

 

Und doch ist auch in der Fußballwelt des umtriebigen Rheinländers, der auch den VfB-Spielführer Gonzalo Castro betreut, in Pandemiezeiten längst nicht mehr alles, wie es war. „Wir erleben eine Transferverschiebung nach hinten. Deals für den Sommer werden dieses Jahr viel später gemacht“, sagt Struth – denn mit Ausnahme einiger Topclubs wie den Bayern müssen die Vereine jeden Euro erst zweimal umdrehen, ehe sie ihn in neue Verträge investieren. Dies lähmt den vor der Coronakrise so florierenden Spielermarkt, in dem die Verdienstmöglichkeiten für Fußballprofis offenbar keine Grenzen kannten.

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Auch der VfB bekommt die neuen Gesetzmäßigkeiten zu spüren. Dies betrifft zum einen die Transfers von möglichen Neuzugängen – aber auch in Sachen auslaufender Verträge stockt es. „Es ist keine angenehme Situation“, sagt der Stuttgarter Sportdirektor Sven Mislintat daher mit Blick auf das Quintett Gonzalo Castro, Daniel Didavi, Marcin Kaminski, Hamadi Al Ghaddioui und Holger Badstuber, deren Arbeitspapiere allesamt nach Saisonende ablaufen.

Schließlich muss Mislintat nicht nur abwägen, ob eine jeweilige Weiterverpflichtung sportlich Sinn ergibt. Er hat mehr denn je auch den finanziellen Aspekt im Sinn. Klar ist, dass rund zwölf Millionen Euro an Gehalt frei werden würden, sollten Didavi, Badstuber und der Kapitän Castro keinen neuen Vertrag erhalten. Wie also stehen die jeweiligen Chancen des Quintetts?

Die Situation bei Holger Badstuber:

Bei dem 31-jährigen Ex-Nationalspieler, der in dieser Runde bisher 14 Einsätze für das Regionalliga-Team des VfB absolviert hat, ist die Zukunft geklärt: Für Badstuber ist im Sommer Schluss, es wird keinen neuen Vertrag geben.

Die Situation bei Gonzalo Castro:

Naturgemäß betreibt Volker Struth Werbung für seinen Spieler. „Der Gonzo erlebt seinen zweiten Frühling. Er ist der Kapitän – und ein wichtiger Ansprechpartner für die lateinamerikanischen Spieler“, sagt der Berater. Vonseiten des VfB wurde dem Castro-Lager signalisiert, dass es Ende März Gespräche geben wird.

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Dabei dürfte Castro die besten Chancen des Quintetts auf einen neuen Vertrag haben. Schließlich soll beim VfB ja auch in der neuen Runde der Teamgeist und die Mischung aus Jung und Alt stimmen. Castro ist hier neben seiner Aura von 400 Bundesliga-Spielen auf dem Platz, aber auch in der Kabine ein positiver Faktor. Mit 33 Jahren dürfte es aber für ihn in Stuttgart nur noch einen Einjahresvertrag geben. Zu deutlich reduzierten Bezügen? Sven Mislintat sieht das finanzielle Problem angesichts des opulenten Altvertrages von Castro, den vor drei Jahren der Ex-Manager Michael Reschke ausgehandelt hatte: „Ich kann niemandem einen Vertrag geben, der ihm keinen Respekt zollt.“

Die Situation bei Daniel Didavi:

Acht Startelfeinsätze in der laufenden Spielzeit sprechen nicht gerade für einen Verbleib des gebürtigen Nürtingers beim VfB. Stand Didavi auf dem Platz, konnte er sich bisher nicht ähnlich positiv einbringen wie Castro, der daher im internen Vergleich der beiden Routiniers die Nase vorne hat. Oft hatte man das Gefühl, das Spiel ginge für Didavi zu schnell. Ein klassischer Regisseur wie er ist im VfB-Spiel weniger gefragt. Die Hürde von 27 Spielen, nach denen sich sein Vertrag automatisch verlängert hätte, kann der 31-Jährige schon jetzt nicht mehr nehmen.

Die Situation bei Marcin Kaminski:

Der Pole kam 2016 – und ist einer der dienstältesten Spieler. 61 Pflichtspiele in vier Spielzeiten – 2018/19 war der Verteidiger zu Fortuna Düsseldorf ausgeliehen – zeigen aber, dass sich Kaminski nie komplett durchsetzen konnte. Unter Pellegrino Matarazzo ist der 29-Jährige nun komplett außen vor. Kaminski ist ein allseits geschätzter Musterprofi. Sein Problem ist aber sein Tempo, so dass die Zeichen auf Abschied stehen.

Die Situation bei Hamadi Al Ghaddioui:

Der Stürmer hatte in der Aufstiegssaison mit seinen Jokertoren großen Anteil am Erfolg. Seit dem achten Spieltag setzt ihn eine Schambeinentzündung außer Gefecht. Doch Hamadi Al Ghaddioui ist nun zurück, spielte zuletzt eine Partie beim VfB II. Weil der 30-Jährige zu den günstigen Spielern im Kader zählt, könnte er noch einen Anschlussvertrag erhalten. Dies ist aber auch davon abhängig, wie im Sommer die Würfel im Sturm etwa bei Nicolas Gonzalez oder Silas Wamangituka fallen.