Die Angeklagten müssen sich wegen Betrugs vor Gericht verantworten. Foto: dpa

Zwei Männer wollen mit dem sogenannten Wash-Wash-Trick einem Fellbacher Autohändler um 50 000 Euro betrügen. Dazu tischen sie ihm eine abenteuerliche Geschichte auf.

Fellbach/Waiblingen - Die Geschichte klingt abenteuerlich: Zwei gute Freunde von George Weah, dem Präsidenten von Liberia, wollen in Fellbach Autos im Wert von 500 000 Euro kaufen. Sie haben einen Diplomatenkoffer gefüllt mit Geldscheinen, Juwelen und Diamanten dabei. Damit wollen sie einem Autohändler nicht nur das Geschäft seines Lebens bieten, sondern ihm noch obendrauf 100 000 Euro schenken. Die einzige Bedingung: Der Händler muss 50 000 Euro selbst aufbringen, die Geldscheine werden mit einer chemischen Speziallösung dann verdreifacht.

Weil die Geschichte wie ein Märchen aus Tausendundeine Nacht klingt, ließ der Autohändler das Geschäft platzen und informierte die Polizei. Jetzt mussten sich die zwei 45-jährigen und 40-jährigen Männer wegen versuchten banden- und gewerbsmäßigen Betrugs vor dem Amtsgericht Waiblingen verantworten. Die Angeklagten waren geständig und räumten die Schuld ein. Doch als Richter Kärcher, der Vorsitzende des Schöffengerichts, wissen wollte, wer die Idee zu dem Ganzen hatte, beschuldigten sich die Männer gegenseitig.

Die schwarzgefärbten Geldscheine sollen mit einer Speziallösung sichtbar gemacht werden

Der Autohändler sagte im Zeugenstand, dass der 40-Jährige hauptsächlich die Gespräche mit ihm geführt habe. „Er war außerordentlich gut gekleidet und trug eine teure Brille“, sagte der Fellbacher. Der Mann habe ihm Bilder vom liberianischen Präsidenten gezeigt und gesagt, dass er bis zu 70 Autos kaufen wolle, um sie nach Afrika zu bringen. „Er sagte mir, dass er 500 000 Euro aus Liberia mitgebracht hat, allerdings müsste die Hälfte der Scheine mit einer Speziallösung erst sichtbar gemacht werden.“

Bei dem sogenannten Wash-Wash-Trick, wie er in Fellbach angewendet wurde, bringen die Täter mit Jod geschwärztes Geld mit. Dieses legen sie mit einem echten Schein des Opfers in Alufolie. Das Ganze wird mit einem „Spezialmittel“ gesprenkelt und verschlossen. Bei der Flüssigkeit handelt es sich vermutlich um Ascorbinsäure, die Jod farblos werden lässt. Dann wird das Paket vor den Augen des Opfers geöffnet – und es kommen drei saubere Scheine zum Vorschein. Wenn das Opfer später einen höheren Betrag mitbringt, verschwinden die Täter mit dem Geld.

„Mir erzählten die Männer, dass die Geldscheine wegen des Zolls schwarz eingefärbt werden mussten“, sagte der Autohändler. Sie hätten ihm die „magische Geldvermehrung“ anhand eines 100-Euro-Scheins demonstriert. Doch der Fellbacher wurde misstrauisch und informierte die Polizei. Dass die Angeklagten ihn mit dem Wash-Wash-Trick um 50 000 Euro bringen wollten, wusste er zu diesem Zeitpunkt nicht. „Ich dachte, es geht um Geldwäsche.“

Die Angeklagten sitzen in der Vollzugsanstalt Stuttgart in Untersuchungshaft

Beide Männer sitzen seit September vergangenen Jahres in der Vollzugsanstalt Stuttgart in Untersuchungshaft. „Ich bin zum ersten Mal im Gefängnis, das ist sehr hart für mich“, sagte der 40-Jährige. Er sei im Jahr 2000 aus Liberia nach Ungarn geflüchtet. Dort habe er mit seiner Frau und seinen zwei Kindern zusammengelebt. Sein Geld habe er als Maler verdient. Inzwischen habe er eine neue Frau, die in Stuttgart lebt. „Wir haben eine Tochter und ich wollte sie finanziell unterstützen“, sagte er vor Gericht. Auch der 45-Jährige, der seit seiner Flucht aus Liberia in Paris ein Friseurgeschäft führt, gab Geldprobleme als Motiv für die Tat an.

Beide Männer waren ohne Aufenthaltsgenehmigung und mit gefälschten Ausweisen ins Bundesgebiet eingereist. Einer Bande hätten sie zu keiner Zeit angehört, sagten sie unisono. Der Autohändler hatte angegeben, dass er im Zusammenhang mit der Tat auch von einem deutschen Mann angerufen worden sei. Als nächste Zeugin soll die Hauptsachbearbeiterin der Polizei aussagen. Der Prozess wird fortgeführt.