Beim Bürgerfest sind drei ausrangierte Ortstafeln meistbietend versteigert worden Foto: Ralf Poller/Avanti

Beim Rielingshäuser Bürgerfest gibt es neben der Versteigerung der Tafeln die in Marmor und Stein gehauenen Kunstwerke des Bildhauersymposions zu bestaunen. Dass die Fete wegen der 50-jährigen Eingemeindung nach Marbach zwei Tage dauerte, könnte beibehalten werden.

Der Anfang war zäh. Aber dann kam Bewegung in die Versteigerung von drei Ortsschildern beim Rielingshäuser Bürgerfest auf der Bühne am alten Dorfplatz. Der Benninger Comedian Fabian Friedl, der in die Rolle des Auktionators geschlüpft war, packte sein gesamtes rhetorisches Repertoire aus, um die Gäste für die ausrangierten Unikate zu begeistern. Als originelles Geschenk zum Hochzeitstag, als Tischauflage oder überdimensionalen Tischtennisschläger könne man das Schild verwenden oder einfach nur irgendwo aufhängen. Die Argumente überzeugten. Kurz nach 14 Uhr waren alle drei Ortsschilder unter dem Hammer. Die Versteigerung war möglich geworden, nachdem die Schilder inzwischen an allen Ortsein- und -ausgängen von Marbach mit den neuen Schildern und dem Zusatz Schillerstadt ausgetauscht worden sind.

Für den Erlös wird noch eine Investition gesucht

Der Erlös von insgesamt 245 Euro für die gelben Aufsteller kommt dem ortsansässigen Kulturverein zu Gute. Ortsvorsteher Jens Knittel hat auch schon eine Idee, wo man die Summe investieren könnte: „Schön wäre es, wenn wir damit eines der drei Kunstwerke erwerben könnten, die im Lauf der Woche beim Bildhaussymposium in unserer Kelter entstanden sind“, sagt Knittel.

Und hier schließt sich der Kreis, denn das erste Ortsschild mit der Aufschrift Hinterbirkenhof – einem Ortsteil von Rielingshausen – hat mit Till Failmezger einer der Bildhauer erworben, die eine Woche in der Kelter kreativ waren. Mit Hinterbirkenhof kann der 48-Jährige aus Pleidelsheim zunächst nichts anfangen. „Da muss ich noch nachforschen. Aber mir hat es einfach gut gefallen“, sagt er und schaut sich seine neueste Errungenschaft ein bisschen genauer an. Die Patina wird er wohl erhalten und das Schild auch nicht putzen.

Der Steinbildhauer hat einen Aktivurlaub genossen

Im normalen Leben ist er Steinbildhauer und hat die Tage in Rielingshausen als eine Art „Aktivurlaub“ genossen. „Wir hatten ständig Besuch von Schulklassen und anderen Gästen. Ich dachte gar nicht, dass die uns finden“, sagt er.

Aus einem 800 Kilogramm schweren Geröllstein aus griechischem Marmor hat er eine Skulptur mit dem Namen „Partnerschaft“ geschaffen, die an diesem Sonntag draußen vor der Kelter zu bewundern ist. Sehr zufrieden mit dem Ergebnis ist auch Monika Schäfer von der Galerie Wendelinskapelle, die mit dem Kultur- und Heimatverein das Bildhauersymposium organisiert hat. „Besser konnte es gar nicht laufen. Die Werke von Birgit Rehfeld, Christoph Traub und Till Failmezger stehen jetzt ein Jahr lang in Rielingshausen“, sagt sie.

Das zweite Ortsschild mit dem Aufdruck Marbach sicherte sich Oliver Dundiew. Der Rielingshäuser hängt es aber andersherum in seinem Büro auf, denn auf der Rückseite steht „sechs Kilometer nach Rielingshausen“. „Ich wollte gerne was für einen guten Zweck machen“, sagt er. Ein wahres Bietergefecht um das Rielingshauser Schild entwickelte sich zwischen dem Urgestein Heinz Essig und Horst Klingler, doch letztlich sicherte sich Klingler die Erinnerung für 145 Euro. „Vielleicht hänge ich es an unsere Hauswand. Mal sehen, was meine Frau dazu meint“, sagt Horst Klingler.

Im Zeichen von 50 Jahre Eingemeindung

Sowohl das Bürgerfest als auch das Bildhauersymposium standen unter dem Motto von 50 Jahre Eingemeindung von Rielingshausen nach Marbach. „Das Zusammenwachsen ist ein stetiger Prozess“, sagt Markus Esslinger, der mit Wolfgang Specht, Michael Beck und Jens Knittel das Bürgerfest organisiert hat.

Es ist viel passiert in 50 Jahren: Nicht nur die Gebäude wurden saniert und Straßen mit Bäumen und Pflasterbelag verschönert – auch die teils uralten Kanäle wurden erneuert. Wegen des Jubiläums wurde auch an zwei statt an nur einem Tag in der 2800 Einwohner fassenden Gemeinde gefeiert. Stolz war Knittel, dass die Vereine voll dabei und mit 21 Ständen vertreten waren und es eine hohe Identifikation in der Gemeinde gebe. „So viele Vereine waren noch nie dabei. Deshalb überlegen wir, ob wir künftig immer an zwei Tagen feiern wollen.“