Die Abfallwirtschaft hat vergessen, dass Sammelschild am Paul-Gerhardt-Platz abzumontieren. Jetzt stapeln sich dort Dutzende von entsorgten Weihnachtsbäumen. Foto: Leif Piechowski

Weihnachten ist schon ein Weilchen vorbei. Oder doch nicht? Im Stuttgarter Westen jedenfalls stapeln sich auf einem Sammelplatz jede Menge Christbäume. Die Abfallwirtschaft appelliert an die Vernunft der Bürger.

Stuttgart - Alle Jahre wieder hat der städtische Dienst der Abfallwirtschaft Stuttgart das gleiche Problem. Christbäume stapeln sich an Sammelplätzen, die schon lange keine mehr sind.

Am Paul-Gerhardt-Platz im Stuttgarter Westen sieht es aus wie auf einem Hackplatz im Wald. Noch Mitte Februar ist der kleine Platz voller alter Christbäume. Ein Schild weist den Platz als Sammelstelle für Tannenbäume aus. Aber fast zwei Monate nach Weihnachten ist der Anblick ungewohnt. Eine Sitzbank verschwindet beinahe vollständig unter dem Nadelholz. Hat die städtische Abfallwirtschaft den Platz schlichtweg vergessen?

„Der Sammelplatz am Paul-Gerhardt-Platz wurde letztmals am Dienstag, 29. Januar, angefahren und gereinigt“, beteuert Annette Hasselwander, die Sprecherin der Abfallwirtschaft Stuttgart. „Das Schild wurde dabei wohl vergessen“, räumt sie ein. Und so haben Anwohner fröhlich weiter ihre alten Christbäume auf dem Paul-Gerhardt-Platz abgeladen. Offenbar kein Einzelfall, denn auch an anderen ehemaligen Sammelplätzen in der Stadt stapeln sich die Bäume. Dem Bezirksbeirat West stößt das Thema schon seit Ende Januar auf. Auch in der Bismarckstraße hatten sich Bäume angesammelt. Reinhard Möhrle, Bezirksvorsteher im Westen, kennt das Problem schon seit Jahren. „So extrem wie in diesem Jahr ist es bisher noch nicht gewesen“, sagt er. Die Situation am Paul-Gerhardt-Platz sei ein klares Versäumnis der Abfallwirtschaft gewesen, aber im Grunde seien die Bürger verantwortlich, die sich nicht an die vorgegebenen Fristen halten, meint Möhrle.

„Man müsste die Leute in flagranti erwischen“

„Die alten Christbäume können von Ende Dezember bis Mitte Januar an den etwa 150 Sammelstellen in der Stadt abgelegt werden“, sagt Annette Hasselwander. „Aber die Leute kümmert das nicht.“ Noch Wochen später werden alte Christbäume dort abgeladen. Die städtischen Reinigungsteams räumen ab, denn liegen lassen können sie die Bäume nicht. „An manchen Stellen der Innenstadt sind wir mehrmals wöchentlich unterwegs für die routinemäßige Reinigung, dann werden die Bäume mitgenommen“, sagt Hasselwander. Nur wegen des Schneefalls im Februar sei nicht wie gewohnt abgeräumt worden. Verhindern lässt sich das wilde Entsorgen der Tannenbäume nicht. „Man müsste die Leute in flagranti erwischen“, sagt die Sprecherin des städtischen Eigenbetriebs. Oft liegen die Bäume auch an Plätzen, die nie als Sammelstelle ausgewiesen waren. Die Mitarbeiter der Abfallwirtschaft Stuttgart haben einen enormen Mehraufwand durch die wild abgelegten Tannenbäume. „Die Bäume müssen so schnell wie möglich entsorgt werden“, mahnt Möhrle. „Denn wo fünf Bäume liegen, werden es schnell 25.“ Ansonsten könne man nur an die Vernunft der Menschen appellieren, sagt Möhrle.

Annette Hasselwander von der Abfallwirtschaft hofft, dass ein bisher zu wenig genutzter Service der Stadt Abhilfe schaffen wird: „Seit Mitte Februar können alle Haushalte in Stuttgart zwei Grüngutsammlungen kostenlos anmelden“, sagt sie. Eine Art Sperrmüll für Pflanzen also. „Die alten Christbäume können auf diesem Weg ganz legal entsorgt werden“, sagt die Pressesprecherin. Dass sich an den Gewohnheiten der Bürger bald etwas ändern wird, glaubt man aber weder bei der städtischen Abfallwirtschaft noch im Bezirksrathaus. „Aus Erfahrung rechnen wir damit, dass bis Anfang Mai noch Tannenbäume an den Sammelstellen auftauchen werden“, sagt Hasselwander.