Die Netze BW will zwei alte Umspannwerke durch ein neues ersetzen. Foto: Norbert J. Leven

Die Netze BW baut ein neues Umspannwerk. Allerdings in einem der letzten Grünzüge von Mettingen.

Esslingen - In Mettingen brodelt es. Denn die Firma Netze BW will aus zwei alten Umspannwerken im Esslinger Stadtteil ein neues machen. In der jüngsten Sitzung des Technischen Ausschusses hat der Projektleiter Tobias Wöhr die umstrittenen Pläne vorgestellt.

Der Grund des Unmuts: Das neue Umspannwerk wird auf einem zur Zeit noch landwirtschaftlich genutzten Grundstück liegen, direkt an der Rampe zur Hanns-Martin-Schleyer-Brücke in Mettingen am Nordufer des Neckars. Es ersetzt die zwei Werke, die sich auf dem Daimler-Gelände in Mettingen und unter dem Technischen Rathaus in der Esslinger Ritterstraße befinden. Beide Anlagen sind in die Jahre gekommen und müssen ausgetauscht werden. Doch an den bisherigen Standorten geht das nicht ohne Weiteres. Die Ritterstraße sei für einen Schwertransport kaum mehr zugänglich, berichtete Tobias Wöhr und auch bei Daimler sei die Anlage zugebaut. Um die Versorgungssicherheit zu gewähren, müssen zunächst die neuen Anlagen gebaut und danach die alten abgerissen werden. Auch dafür braucht es vor allem eines: Platz. Hinzu kommt noch, dass die Service-Techniker stets umständlich an der Daimler-Pforte vorbei müssen.

Wichtiger Platz für die Naherholung

Der Bürgerausschuss Mettingen-Brühl-Weil ist von dem Standort überhaupt nicht angetan. Das Gelände sei zwar seit Jahren als Gewerbefläche ausgewiesen, aber der Bürgerausschuss habe sich immer erfolgreich gegen eine Bebauung gewehrt, berichtet Heike Dinkelaker, die stellvertretende Vorsitzende des Bürgerausschusses. Zum einen ist der kleine Grünzug für die Mettinger eine wichtige Fläche für die Naherholung, zum anderen werde es für die Landwirte unrentabel, wenn die Ackerfläche immer noch kleiner werde, zumal der Grünzug eine ausgewiesen gute Bodenqualität habe.

Außerdem komme durch die freie Fläche frische Luft in den Stadtteil. „Wir glauben, das Umspannwerk ist der Anfang vom Ende unseres Grünzuges“, sagt Heike Dinkelaker. Diese Argumente wurden auch in der Sitzung des Ausschusses diskutiert, doch die Argumente der Netze BW wogen schwerer. Denn der neue Standort an der Hanns-Martin-Schleyer-Brücke hat für die Netze BWden Vorteil, dass dort direkt an zwei Mittelspannungsleitungen angedockt werden kann, die südlich und nördlich des Neckars verlaufen. Außerdem ist er von der Straße aus gut zu erreichen.

Grundsätzliches Einvernehmen

Die Kosten für das Umspannwerk werden im niedrigen „zweistelligen Millionenbereich“ liegen, berichtet der Netze-BW-Pressesprecher Jörg Busse. Wann gebaut wird, ist noch unklar, sicher ist, dass vom Baubeginn bis zur Inbetriebnahme etwa drei Jahre vergehen werden. Doch zunächst ging es im Ausschuss um Formalien. Damit gebaut werden kann, muss der alte Flächennutzungsplan, der das Gelände als Gewerbefläche ausgewiesen hat, als „Versorgungsfläche Umspannwerk“ umgewandelt werden. Mit diesem Beschluss, der am Montag einstimmig fiel, hat die Stadt ihr grundsätzliches Einvernehmen mit dem Bauwerk bekundet.

Das Umspannwerk wandelt Mittelspannung in Niederspannung um, mit der die Haushalte im Stadtteil Mettingen, im Esslinger Norden und in Teilen der Innenstadt versorgt werden. Die Anlagen sind nicht unter freiem Himmel, sondern stehen unter Dach in einem quaderförmigen Gebäude. Lediglich die Transformatoren bleiben im Freien, damit sie besser gekühlt sind. Eine Schallschutzwand soll verhindern, dass man den Netzbrumm in Mettingen hört. Die Anlage benötigt 40 mal 70 Meter Fläche, das Grundstück ist doppelt so groß. Sollte in rund 40 bis 50 Jahren wieder einmal ein Ersatz benötigt werden, dann kann gleich nebenan gebaut werden.