Steigen in einer Region die Unfallzahlen, lassen sich die Versicherer das gestiegene Risiko bezahlen – und erhöhen die Beiträge zur Haftpflichtversicherung. Foto: Mauritius

Bald ändern sich die Beiträge zur KfZ-Haftpflicht wieder. Je nach Wohnort dürfte jeder fünfte Autofahrer Geld sparen, jeder zehnte könnte mehr bezahlen müssen.

Stuttgart - Wie hoch der Beitrag für die Autoversicherung ist, hängt auch davon ab, wie viele Schäden die Fahrer aus demselben Zulassungsbezirk an ihre Versicherung gemeldet haben. Diese Bezirke entsprechen meistens Landkreisen oder kreisfreien Städten. Weil sich die Schadensumme jedes Jahr ändert, fallen und steigen auch für Fahrer in Baden-Württemberg in der Regel die Beiträge. Anfang 2019 ist es wieder so weit.

Welche Rolle spielt mein Wohnort bei der Höhe meines Versicherungsbeitrags?

Grundlage für Kfz-Tarife sind neben dem Alter des Fahrers oder den gefahrenen Kilometern die sogenannten Regionalklassen. Jeder der 44 Zulassungsbezirke im Südwesten wird vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) eingeteilt. Bei der Haftpflichtversicherung richtet sich der GDV nach den Schäden, die Fahrer verursachen. Bei Kaskoversicherungen sind etwa Hagelschäden, Wildunfälle oder Diebstähle ausschlaggebend. Mussten die Versicherer in einer Region mehr Schäden ausgleichen als früher, dürften die Beiträge steigen; hatten sie weniger Ausgaben, sinken die Tarife oft. Die GDV-Bewertung ist unverbindlich, doch Versicherer setzen sie meist um.

Wie stark steigen oder fallen die Preise? Bei den Tarifen spielen viele Faktoren eine Rolle. Fakt ist, dass die Regionalklassen so stark berücksichtigt werden, dass es oftmals Preisänderungen gibt. Eine Sprecherin der Württembergischen Versicherung sagt, die Schwankungen im Jahresbeitrag lägen im einstelligen Prozentbereich.

In den vergangenen Jahren waren die Änderungen aber in der Summe stets zum Vorteil der Verbraucher. Das heißt: Die Tarife wurden für Autofahrer eher günstiger als teurer, beobachtet Torsten Widmann von der Stuttgarter WGV-Versicherung. Auch die Württembergische Versicherung sieht diesen Trend, wenn auch nur bei der Haftpflicht. Das liegt daran, dass die gemeldeten Schäden weniger werden.

Warum das so ist, können sich die Versicherer nicht erklären. „Die Sicherheitssysteme werden besser, aber auch der Führerschein mit 17 Jahren könnte dazu beitragen, weil junge Leute durch das begleitete Fahren später sicherer unterwegs sind“, sagt Widmann. Fest steht nur: Dieser Trend setzt sich auch dieses Jahr fort.

Wer spart bei der Haftpflichtversicherung, wer muss mehr bezahlen?

Am teuersten wird es wohl für Autofahrer aus dem Karlsruher Stadtgebiet und aus Mannheim. Sie steigen in eine teurere Regionalklasse auf. Mannheim erreicht sogar die teuerste aller Regionalklassen. Überhaupt gehören Großstädte zu den Bezirken mit den höchsten Prämien, weil hier die meisten Unfälle passieren. Doch auch wenn Stuttgart die größte Stadt im Land ist, sinken die Beiträge hier voraussichtlich. Die Summe der Schäden ist demnach zurückgegangen. Besonders günstig sollte es im Bezirk Sigmaringen werden. Insgesamt fallen über alle Zulassungsbezirke hinweg 20 Prozent der Fahrer mit Haftpflicht in eine günstigere Regionalklasse, zehn Prozent in eine teurere.

Wo wird die Kaskoversicherung günstiger, wo wird sie teurer?

Stark trifft es Autofahrer aus dem Bezirk Reutlingen, sowohl bei der Teilkasko- als auch bei der Vollkaskoversicherung. Ihre Beiträge werden wohl erhöht. Dasselbe gilt für Teilkaskoversicherte aus den Bezirken Heidenheim, dem Ostalbkreis oder auch dem Hohenlohekreis. Generell verzeichnet der GDV im Vergleich zu Haftpflicht- und Vollkaskoversicherungen bei der Teilkasko die meisten Anstiege.

Günstiger wird es bei der Teilkasko nur in Mannheim und Heidelberg. Vollkaskoversicherte aus Esslingen, Heidelberg oder dem Rems-Murr-Kreis dürften ebenfalls weniger bezahlen. Über beide Versicherungsarten hinweg sind künftig rund zehn Prozent in einer günstigeren Klasse, rund sechs Prozent in einer teureren.

Wann treten die neuen Preise in Kraft?

Für neue Verträge können Versicherungen die Änderungen sofort einkalkulieren. Bei bestehenden Verträgen gelten die neuen Preise in der Regel ab 1. Januar 2019. Wie sich der Beitrag verändert, erfahren Kunden im November mit der Jahresrechnung.

Was kann ich tun, wenn meine Versicherung teurer wird?

Dann gibt es ein Sonderkündigungsrecht. Innerhalb von vier Wochen nach Erhalt der Rechnung im November können Autofahrer kündigen, auch nach der vertraglichen Frist. Allerdings kalkulieren in der Regel ohnehin alle Versicherungen die Regionalklassen mit ein, die Preise steigen also bei allen Versicherungen im Zulassungsbezirk.

Wie finde ich einen passenden Kfz-Tarif?

Peter Grieble von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg rät, eine Erhöhung zum Anlass für einen Wechsel zu nehmen. „Die Leistungen im Fall eines Schadens unterscheiden sich stark, da muss man genau hinschauen“, sagt Grieble. Beispiel Marderschäden: Manche Versicherer ersetzten nur Materialkosten, andere auch Folgekosten wie Motorschäden. Genaues Hinschauen kann also Geld sparen. Einen Überblick könnten Online-Vergleichsportale geben, für Details rät Grieble aber zum Versicherungsberater. Das Verbraucherportal „Finanztip“ empfiehlt, den Versicherungsbeitrag jährlich auf einmal zu bezahlen. Bei einer Ratenzahlung verlangten viele Versicherer Zuschläge.

Ihren Zulassungsbezirk und Ihre Regionalklasse erfahren Sie unter www.gdv.de.