Hobbygärtnerin Erika Kraut hat mit ihrer Veranda gepunktet. Gartenamtsleiter Volker Schirner übergab ihr eine violette Orchidee. Foto: Kutzer

Beim Jubiläumswettbewerb zum 160-jährigen Bestehen des Verschönerungsvereins Stuttgart sind die Preise vergeben worden. Wegen des Klimawandels ist der Wettbewerb um das Thema Fassaden- und Dachbegrünungen erweitert worden.

Stuttgart - Eine ältere Dame kreuzt am Montagabend den Schlossplatz, eine Orchidee im Arm. Das prächtige weiße Gewächs stammt aus dem Haus der Wirtschaft, wo kurz zuvor die Preisträger des vierten Wettbewerbs Stadtverschönerung durch den Verschönerungsverein Stuttgart ausgezeichnet wurden. Mit Geldpreisen oder Blumen. 151 Bürgerinnen und Bürger, Vereine, Schulen und andere Institutionen erhielten an dem Abend im Bertha-Benz-Saal eine Anerkennung für ihren Einsatz in Sachen Blütenpracht und Begrünung.

Anlässlich seines 160-jährigen Bestehens hatte der Verschönerungsverein die Ausschreibung diesmal um weitere Aspekte ergänzt: Fassaden- und Dachbegrünungen, Dach- und Schulgärten. „Diese Themen sind im Zuge des Klimawandels sehr wichtig geworden“, erklärt der Vorsitzende Erhard Bruckmann. In einer Stadt wie Stuttgart mit seiner Talkessellage seien Fragen nach Temperaturminderung oder Verbesserung des Wohnklimas künftig entscheidend.

Wettbewerb findet große Resonanz

Das heißt nicht, dass der Wettbewerb ökologische Konzepte voraussetzt. Ausschlaggebend ist die Bereitschaft, den eigenen grünen Daumen einzusetzen – aus Freude am vegetativen Gestalten, aber auch, um Stuttgart noch etwas lebenswerter zu machen. Ein blütenbesetzter Innenhof ist da ebenso preiswürdig wie eine liebevoll begrünte Garagenwand, die Pflege von Pflanzenkübeln im öffentlichen Raum oder das Urban-Gardening-Projekt auf dem Dach des Züblin-Parkhauses. Kriterien für die Prämierung gibt es freilich trotzdem: In der Kategorie „Blühende Balkone und Hausgärten“ stehen Pflanzenvielfalt, Farbharmonie und Gestaltung im Mittelpunkt. Hobbygärtnerin Erika Kraut ist den Erwartungen mit ihrer Veranda vollauf gerecht geworden. Sie erhält eine Orchidee in violett.

Die Resonanz auf den Aufruf des Vereins zeige, wie wichtig den Menschen die Stadtverschönerung sei, betont Peter Pätzold (Grüne), der Bürgermeister für Städtebau, Wohnen und Umwelt. Er sieht den Wettbewerb als wichtigen Weg, zu zeigen, was auf und an Gebäuden möglich ist und zu eigenem Engagement anzuregen. Der Verweis auf die Bedeutung von Eigeninitiative ermöglicht Pätzold den Brückenschlag zur Geschichte des Verschönerungsvereins, der im Jahr 1905 einen ersten Blumenschmuckwettbewerb für Stuttgart ins Leben rief. Damals habe man sich für mehr Grün eingesetzt, lange bevor an Umweltämter zu denken gewesen sei, so der Bürgermeister, der gemeinsam mit dem Amtsleiter des Garten-, Friedhofs- und Forstamts, Volker Schirner, die Urkunden und Preise überreicht.

18 750 Euro an Geldpreisen vergeben

151 Bewerber und 151 Preise: Stuttgart habe so viele schöne Projekte vorzuweisen, dass man alle habe auszeichnen wollen, so Erhard Bruckmann. 45 Bewerber können sich über Geldpreise freuen. Gesamtsumme: 18 750 Euro. Unter den Projekten, die sich über eine Finanzspritze freuen dürfen, ist die Kulturinsel in Bad Cannstatt, die eine Patenschaft für 15 neugepflanzte Bäume übernommen hat. Der Verein Chloroplast aus Weilimdorf wurde für die gemeinnützige Belebung des Areals der ehemaligen Gärtnerei Waltz ausgezeichnet. Unter den geehrten Schulen sind die Neckar-Realschule, deren seit Jahren bestehender Schulgarten trotz Vandalismus weiterhin von einer AG gehegt und gepflegt wird und die Pestalozzi-Schule in Rohr. Bei den Bildungsstätten ging es dem Verschönerungsverein neben der Gestaltung auch um die Einbindung der Gärten in den Unterricht. Es sei wichtig, schon Kindern beizubringen, wie wichtig solche grünen Oasen seien, hält Peter Pätzold fest.

Einen Preis durfte der Bürgermeister sogar an einen Kindergarten vergeben: den Kindergarten Spitalwald in Botnang, ausgezeichnet für sein besonders bienenfreundliches Bepflanzungskonzept.