Fritz Kuhn hört sich die Probleme und Anregungen der Münstermer an. Foto: Georg Linsenmann

Bürgerversammlung: Es geht nicht nur um die Hofener Straße. Unter den rund zwei Dutzend Wortmeldungen hatte besonders die Sicherheitslage am Bahnhof Münster unmittelbare Dringlichkeit.

Münster - Die Spannung vor der Versammlung war in der gut gefüllten Halle mit Händen zu greifen. Denn wer in den vergangenen Wochen die Debatte um den neuerlichen Verkehrsversuch zur temporären Sperrung der Hofener Straße verfolgt hatte, etwa die Ablehnungsfront im Bezirksbeirat Münster oder diverse einschlägige Stellungnahmen, der konnte nun mit einem finalen Showdown zwischen Bürgerschaft und Oberbürgermeister Fritz Kuhn rechnen. Und doch kam es ganz anders.

„Ohne Rücksicht kommen wir im Verkehr nicht weiter“

Das lag zum einen an Fritz Kuhn, der sichtlich bemüht war, das Thema auf vermittelnde Art zu handhaben – und zugleich in größere Zusammenhänge zu stellen. Zum anderen an der versammelten Bürgerschaft, die sich mit Kuhns Stellungnahmen und Antworten zufrieden gab und nicht weiter nachhakte. Im Sand verlief so selbst die direkt an Kuhn gerichtete Äußerung von Manfred Engelmann: „Die seit 25 Jahren diskutierte Sperrung ist von der Realität überholt, weil wir inzwischen links vom Neckar einen Radweg haben. Verzichten Sie auf die Sperrung und lassen Sie die Radfahrer links des Neckars fahren!“ Mit einer anderen Stellungnahme und der mit Beifall bedachten Beschwerde über rücksichtslose Radler und die Marginalisierung der Fußgänger verpackt, nahm Kuhn die beiden Aspekte in doppelter Weise auf: „Ohne Rücksicht kommen wir im Verkehr nicht weiter.“ Und: „Die rechte Seite wird gerne als Ausflugsstrecke von Radlern aus Cannstatt und weit darüber hinaus genutzt.“

Zugleich signalisierte Fritz Kuhn Verständnis für das Aufbegehren über die Mehrbelastung im verkehrsgeplagten Münster und der „sehr hohen Lärmbelästigung“ nachts, wie sie beim Vorgängerversuch gemessen wurde: „Ich habe mir das Thema sehr genau angeschaut.“ So sei er zu diesem Ergebnis gekommen: „Da muss es einen Kompromiss geben können, mit Gewinn für beide Seiten.“ Das schlage sich nun in der versuchsweisen nächtlichen Freigabe der Hofener Straße nieder. Und wenn das nicht zu einer relevanten Reduzierung des Verkehrslärm führen sollte? „Dann wird das in unsere Entscheidung eingehen.“

Der Bahnhof Münster als Gefahrenstelle

Kuhn bettete das Thema in das Ziel ein, „den Neckar wieder erlebbarer zu machen“ und skizzierte auch die Notwendigkeit, angesichts des eminenten Individualverkehrs für die Stadt insgesamt zu einem „neuen Mobilitätsgesamtkonzept zu kommen“. Und mehrfach verwies er auf die generelle Notwendigkeit der Stadtpolitik, Interessensausgleiche zu finden: „Hopp oder top, das führt nicht zu einer Verbesserung des Zusammenlebens in der Stadt.“

Unter den rund zwei Dutzend Wortmeldungen hatte besonders die Sicherheitslage am Bahnhof Münster unmittelbare Dringlichkeit. Dort halten zwar ausschließlich einige Regionalzüge, trotzdem scheint es Handlungsbedarf zu geben: „Das ist eine Gefahrenstelle, vor allem für Kinder. Macht was, bevor etwas passiert!“, rief eine Bürgerin Kuhn und den zuständigen Bürgermeistern auf dem Podium zu. Ein zunehmendes Problem scheint auch der steigende Lärm durch den nächtlichen Güterverkehr auf der Schiene zu sein, was jüngst auch im Bezirksbeirat Thema war. „Wir schauen uns das an“, versprach Kuhn.

Blumen für den Oberbürgermeister

In Teamstärke beschrieb die Kindertagesstätte Austraße die marode Gebäudesituation. Doch auch da scheint Bewegung zu sein, wie auch bei den beiden anderen Kitas im Bezirk: „Wir sind bei allen drei Einrichtungen auf einem guten Weg,“ entgegnete Fritz Kuhn.

Andere Wortmeldungen galten beispielsweise ständigem Personalwechsel in einer Kita wegen nicht ausgewiesener Leitung und somit schlechterer Bezahlung, volllaufenden Kellern bei starkem Regen, Staus auf der Löwentorstraße oder als fehlend empfundener Beleuchtung an der Neckartalstraße: alles „Hausaufgaben“ für die versammelte Bürgermeisterriege. Und auf Nachfrage von Feuerwehrkommandant Ralf Häberle, der die Sorge aussprach, dass der aktuelle Standort der Freiwilligen Feuerwehr Münster nicht gehalten werden könne, hatte Bürgermeister Dirk Thürnau noch eine gute Nachricht: „Es sieht so aus, dass das Grundstück weiter von Schule und Feuerwehr genutzt werden kann.“ So gab es für den sehr entspannten Fritz Kuhn schlussendlich sogar Blumen: ein Töpfchen aus der Bühnendeko.